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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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POST-GRADUATE HOSPITAL WAR STOPP VIELLEICHT DORT BEKANNT WO IM HALS DIE NADEL IST STOPP RADIUM MUSS SOFORT ENTFERNT WERDEN WIEDERHOLE SOFORT
    »Die Strahlung zerätzt ihr den Hals«, sagte Younger, als sie in der Schlange warteten. »Könnte inzwischen sogar schon in ihr Gehirn vorgedrungen sein. Wahrscheinlich kommt sie deshalb nicht zu Bewusstsein.«
    »Für Auswirkungen von Radium auf das Gehirn gibt es keine Beweise«, wandte Colette ein. »Sie übertreiben immer, wenn es um die Gefahren von Radium geht. Madame Curie ist mehr Strahlung ausgesetzt als jeder andere, und sie trägt keinen dieser Taucheranzüge.«
    »Auf mich macht Madame Curie keinen besonders gesunden Eindruck. Sie ist blass wie ein Geist. Abgeschlagen. Und von Ihnen weiß ich, dass ihr Blutdruck zu niedrig ist.«
    »Sie ist Wissenschaftlerin. Sie ist immer drinnen.«
    »Oder sie leidet an Anämie«, gab Younger zu bedenken.
»Wahrscheinlich ist die Strahlung nach all den Jahren bis in ihren Blutkreislauf vorgedrungen.«
    »Als Nächstes behaupten Sie noch, dass das Radium schuld an ihrem grauen Star ist.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass es nicht so ist?«
    Younger schickte das Telegramm ab.
    Auf der anderen Seite des Place de la Concorde entdeckte Colette ein Hotel. »Können wir dort absteigen?«
    »Im Crillon?« Younger zuckte innerlich zusammen. »Warum nicht?«
     
    Auf Marie Curies Einladung hin wohnten sie am Abend einem überfüllten Diner zur Feier von Polens neu erlangter Unabhängigkeit und wundersamem Sieg über die Bolschewisten bei. Die Veranstaltung fand in einer kleinen Wohnung statt — wem sie eigentlich gehörte, erfuhr Younger nicht. Man aß im Stehen. Man brachte Trinksprüche aus, man sprach viel Polnisch, und man trank aromatisierten Wodka in großen Mengen.
    Den ganzen Abend nahm Madame Curie Colette unter ihre Fittiche wie ihre eigene Tochter. Colette trug noch immer das modische Kleid aus Prag mit dem tiefgeschnittenen Rücken. Zwar wusste er, dass sie nichts anderes zum Anziehen hatte, trotzdem fand Younger das Kleid zu freizügig. Ständig scharten sich geschniegelte und pomadisierte Polen um Madame Curie, um die Gelegenheit zu einem Gespräch mit einer der größten Wissenschaftlerinnen der Welt zu nutzen. Die Männer verneigten sich tief, wenn sie Colette vorgestellt wurden; sie zwirbelten sich die Schnurrbartspitzen, sie küssten ihr die Hand. Jedes Mal wandte Colette die Augen ab und warf Younger einen verstohlenen
Blick zu, als wüsste sie genau, dass er alles beobachtete. Und so war es auch.
     
    N ach Mitternacht lag Younger rauchend auf seinem Himmelbett im Hôtel de Crillon. Die Jacke hatte er auf den Boden geworfen, doch ansonsten war er voll bekleidet. Selbst die Schuhe hatte er an.
    Er hatte Colette zu ihrem Zimmer gebracht. Im Flur war sie fahrig und nervös gewesen und konnte nicht einmal aufsperren. Er überlegte, ob ihr vielleicht der Alkohol zu Kopf gestiegen war, allerdings war er ziemlich sicher, dass sie nur davon genippt hatte. Als er ihr schließlich den Schlüssel abgenommen und geöffnet hatte, floh sie praktisch hinein und ließ Younger vor der angelehnten Tür stehen. Er zog sie von außen zu und ging auf sein Zimmer.
    Younger starrte auf die vergoldete Decke und die tanzenden, von der Lampe beleuchteten Rauchpartikel. Dann stand er auf, löschte die Zigarette und trat wieder hinaus in den Korridor.
    Er sperrte Colettes Tür auf. Ihr Wohnzimmer war leer. Er schritt durch das zeremoniöse Empiremobiliar. An der Schwelle zum Schlafzimmer bemerkte er, dass die Tür zum Bad leicht offen stand. Durch den Spalt erhaschte er einen Blick auf ihre Gestalt, die in zwei Handtücher gehüllt war – eins um den Oberkörper, das andere ums Haar. Offenbar hatte sie in der Wanne gelegen und ihn nicht gehört.
    Als sie die Badtür öffnete, sah sie ihn und erstarrte. Ihr langer Hals war nackt, die Schultern nackt, die schlanken Arme und Beine nackt und nass.
    Er trat auf sie zu. Sie wich zurück ins Bad, gegen eine Wand, die Schultern furchtsam hochgezogen. In der Luft
hing die Feuchtigkeit vom heißen Wasser, der Spiegel war verschleiert. Er nahm sie bei den Armen. Sie sträubte sich, und er musste mehr Kraft aufwenden als erwartet. Doch er war darauf vorbereitet und tat es. Ihr Kuss dauerte lange an. Danach hatte sich ihr Körper entspannt, sie hatte die Augen geschlossen, und das Handtuch um ihr Haar war zu Boden gerutscht. Er hob sie hoch, trug sie zum Bett und legte sie auf die frischen Laken.
    Dunkel

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