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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Knien machte sich der Detective mit Lupe und Pinzette daran, den Teppich vor dem Laborkoffer zu untersuchen. »Moment mal, Moment mal.«
    »Was ist?«
    Littlemore zerrieb ein Stück Zigarettenasche, das er aus dem dicken Flor gezupft hatte, zwischen Daumen und Zeigefinger. »Sie ist noch warm. Der Einbrecher muss das Zimmer gerade erst verlassen haben.«
    Littlemore stürzte hinaus in den Korridor und hastete zu den Aufzügen. Younger folgte ihm nicht. Stattdessen öffnete er die Balkontür und trat hinaus in die Nacht. Tief unten am Bordstein sah Younger im Licht des Hoteleingangs den Mann im gestreiften Anzug; ihm kam es vor, als hätte er das fast erwartet.
    Younger rief hinab: »Du da!«

    Niemand hörte ihn. Der Arzt war zu weit oben, der Verkehrslärm zu laut. Schlitternd bremste ein Automobil neben dem Streifenträger, und von innen öffnete sich die hintere Tür. Durch das ruckartige Manöver wurde eine schmächtige Gestalt — ein kleiner Junge — halb aus dem Wagen geschleudert. Doch sofort zerrten ihn unsichtbare Hände wieder hinein.
    »Nein«, entfuhr es Younger. Dann brüllte er mit aller Kraft: »Den Wagen aufhalten!«
    Diesmal stockte Drobac. Suchend blickte er nach oben, ohne den Rufer zu entdecken. Niemand sonst nahm von dem Vorfall Notiz.
    Erneut schrie Younger, wieder vergeblich, als der Mann auf den Rücksitz kletterte, und noch einmal, als das Automobil mit plötzlich erlöschenden Scheinwerfern und Rücklichtern durch die Park Avenue davonjagte und in der Nacht verschwand. Zwei Tropfen Blut, die Younger bei seinem letzten Schrei aus dem Haar gespritzt waren, fielen nach unten und landeten auf dem Gehsteig, unweit der Stelle, wo der Mann gestanden hatte.
     
    K aum war der letzte Hall von Youngers Stimme verklungen, als Littlemore wieder ins Zimmer eilte. Er hatte den Arzt gehört.
    »Es war der Mann vor dem Aufzug«, rief Younger.
    »Der Kerl mit dem Bart und den prallen Taschen? Sind Sie sicher?«
    Younger starrte den Detective an. Dann hob er langsam den Couchtisch, auf dem Lucs Streichhölzer lagen, vom Boden und schleuderte ihn in die Spiegeltür eines Schranks. Aber der befriedigende Scherbenregen blieb aus. Der Spiegel
zersprang nur in zwei Stücke, genau wie der Tisch. Wie Ahornsamen im Herbstwind wirbelten abgebrannte Zündhölzer durch die Luft.
    »Meine Güte, Doc.«
    »Sie haben gesehen , dass er was in den Taschen hatte?« Youngers Stimme war ganz leise. »Warum haben Sie ihn nicht aufgehalten?«
    »Bloß weil er was in den Taschen hatte?« Littlemore zog ungläubig die Brauen zusammen.
    »Wenn Sie nur einen einzigen Mann vor dem Hotel postiert hätten, hätten wir ihn gefasst.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Littlemore. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie stark bluten?«
    »Was soll das heißen, Sie bezweifeln es?«
    »Wenn ich einen Uniformierten an den Vordereingang stelle, dann benutzt der Kerl nicht den Vordereingang, sondern eine Seitentür. Oder die Hintertür. Da hätten wir mindestens sechs Leute gebraucht.«
    »Und warum haben Sie dann keine sechs Leute mitgebracht? « Younger trat auf den Detective zu.
    »Ganz ruhig, Doc.«
    »Warum?«
    »Sie wollen wissen, warum? Abgesehen davon, dass ich gar keinen Grund hatte, hätte ich die sechs Männer überhaupt nicht auftreiben können. Nicht einen einzigen hätte ich gekriegt. Die Truppe ist heute ziemlich beschäftigt, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist. Auch ich dürfte ja gar nicht hier sein.«
    Statt zu antworten, versetzte Younger dem Detective einen Stoß gegen die Brust. »Dann hauen Sie doch ab.«
    »Was ist denn mit Ihnen?«

    »Ich möchte wissen, warum Sie ihn nicht festgehalten haben. Sie haben nicht aufgepasst, verdammt.«
    »Ich? Wer hat denn erst nach vier Stunden gemerkt, dass seine Freundin verschwunden ist, obwohl sie nach einer halben Stunde zurück sein wollte?«
    » Sie haben sie doch mitgenommen!« Youngers linke Faust schoss auf Littlemores Kopf zu. Der Detective duckte sich geistesgegenwärtig, aber genau das hatte der kampferprobte Arzt mit seinem Hieb erreichen wollen. Er setzte sofort mit einem rechten Haken nach, der Littlemore samt einer Lampe auf den Teppich warf.
    »Verflucht noch eins.« Littlemore hatte eine blutige Lippe, als er sich wieder aufrappelte. Dann stürzte er sich tief gebückt auf Younger und trieb ihn durchs ganze Zimmer, bis der Arzt mit dem Kopf an die Wand prallte. Als sie zum Stillstand kamen, hatte Littlemore die rechte Faust schlagbereit erhoben.
    Doch Younger

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