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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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in die andere Richtung: Wieder flammte ein Funke auf, und noch einer. Er folgte den Funken – bis er vor Littlemore stand und sein Stab direkt auf die Brust des Detectives zeigte.
    »Hallo?« Littlemore grinste schief.
    »Wahrscheinlich liegt es daran, dass Sie dem offenen Koffer so nah gekommen sind.« Younger kehrte wieder auf die Straße zurück und zwang die Automobile zum Ausweichen. Er musste ein Signal aufspüren, das viel stärker war als die schwachen blauen Funken, die ihn zu Littlemore geführt hatten. Mitten auf der Park Avenue brach im Glasrohr ein kleines blaues Feuerwerk los. Als er voranschritt, wurde das Feuerwerk zu einem stetigen blauen Strom, und aus dem Metallkasten drang ein hörbares Klicken.
    »Mich laust der Affe«, ächzte Littlemore zum zweiten Mal an diesem Tag.
    Kurz darauf rasten sie in vollem Tempo auf der Park Avenue dahin, Littlemore hinter dem Steuer, Younger auf dem Trittbrett. Der Arzt reckte die Gardinenstange nach vorn, und in dem Glasgefäß an ihrer Spitze funkelte es elektrisch blau durch die warme Manhattaner Nacht.

    A m Times Square erlosch der Strom.
    »Sie sind abgebogen.« Younger sprang mit seinem Apparat vom Trittbrett, während Littlemore wartete. Wieder suchte Younger nach einem Signal. Nach Norden hin fand er nichts. Aber als er zur entgegengesetzten Seite des Platzes kam, flackerte der blaue Strom im Glas wieder auf. Bald fuhren sie auf dem Broadway nach Süden. Mehr als drei Kilometer jagten sie dahin, ohne dass das Blitzen und Klicken nachließ.
    »Warum?« Youngers Stimme drang kaum durch das Dröhnen des Motors.
    Littlemore übersetzte: »Warum sie sie entführt haben?«
    Younger nickte.
    »Junge Frauen werden aus zwei Gründen verschleppt«, rief der Detective. »Geld ist einer davon.«
     
    W as sie getan hätte, wenn sie allein gewesen wäre, wusste Colette nicht. Nachdem das Automobil endlich angehalten hatte und sie hinaus auf eine unbeleuchtete Straße gezerrt worden war, stritten sich die beiden Hohlköpfe Miljan und Zelko ununterbrochen. Sie hätte sich leicht losreißen können. Doch sie hatten auch ihren Bruder, also war jeder Fluchtversuch ausgeschlossen.
    Der kleine Miljan, der nach Zwiebeln roch, machte Zelko offenbar das Recht streitig, die weibliche Gefangene zu bewachen. Jeder wollte sie dem anderen entreißen, und sie schienen kurz davor, handgreiflich zu werden, ehe Drobac Miljan zwang, Luc zu übernehmen, während sich Zelko um Colette kümmern durfte.

    I m Gewirr der Lower East Side musste Younger fast bei jeder Kreuzung absteigen und dem radioaktiven Signal durch eine Reihe von kleinen Seitengassen folgen. Wenige Minuten später wurde das Klappern von Youngers Gerät auf einer dunklen Straße so laut, dass er es abdämpfen musste. »Wir sind nah dran.«
     
    L uc wurde auf den Boden einer Wohnung in einem verfallenen alten Haus geworfen, hinter dessen abblätternder Farbe grüner Schimmel zum Vorschein kam. An den Wänden huschten Ratten dahin. Miljan fesselte den Jungen an einen Heizkörper.
    Colette stand in der Mitte des Zimmers. Der fleischige, halslose Zelko hielt sie an den Haaren gepackt und wartete auf Befehle. Drobac trat an einen Tisch und zog die Handkurbel eines Phonographen auf. Die Walze setzte sich in Bewegung, und Al Jolsons neckische, von einem Orchester begleitete Stimme krächzte »I have my captain working for me now« aus dem Schalltrichter.
    »Ist gut.« Drobac nickte im Takt. »Amerikanische Musik ist gut.« Er drehte die Lautstärke bis zum Anschlag auf.
     
    P lötzlich wurde das Klicken in Youngers Apparat schwächer. »Zurück. Wir sind an ihnen vorbei.«
    Wenige Augenblicke später hatte Younger die Quelle der Strahlung gefunden: eine schwarze, auf halber Höhe des Blocks parkende Limousine. Der Wagen war leer. An der Straße befanden sich fast nur Lagerhallen, dunkel und unbelebt. Nur ein altes, einstöckiges Haus mit flachem Dach sah bewohnt aus. Früher mochte es vielleicht das ansehnliche Heim einer Familie gewesen sein, doch jetzt machte
es einen verwahrlosten Eindruck. In mehreren großen, schmutzigen Fenstern schimmerte trübes Licht. Aus dem Inneren drang Musik.
    Younger fing ein schwaches Signal auf, das von der Limousine zur Eingangstür des Hauses führte. Keiner der beiden Männer sprach ein Wort. Stattdessen zog Littlemore etwas Linealähnliches aus der Jacke, dazu einen kleinen Metalldietrich.
     
    D robac nahm mehrere Gegenstände aus seinen Taschen, die Colette gut kannte: Messingfläschchen,

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