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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hatten. Öl ist Muttermilch, mein Junge. Die Länder, die welches haben, werden groß und stark sein. Die anderen werden verkümmern und sterben. Wissen Sie, wie viel Öl wir Amerikaner gestern produziert haben? Eine Million und zweihunderttausend Barrel. Und wissen Sie, wie viel wir verbraucht
haben? Eine Million sechshunderttausend Barrel. Richtig, uns fehlen jeden Tag vierhunderttausend Barrel Öl. Und wo kommt das zusätzliche Öl her? Aus Mexiko. Wir kriegen unser Öl, glauben Sie mir. So oder so. Dieses Land hat Feinde, Littlemore. Aber ich gehöre nicht dazu. Guten Abend, Commissioner.«
    Enright verabschiedete sich vom Senator.
    Unbemerkt von den anderen zwinkerte Mrs. Cross Littlemore zu. »Gute Nacht, New York. Sie halten sich wirklich an die Regeln.«
     
    Sie können ihnen nichts nachweisen?«, fragte Enright den Detective einige Minuten später.
    »Wir haben nichts in der Hand«, antwortete Littlemore. »Der einzige Zeuge, der Fall mit dem Anschlag in Verbindung bringen kann, ist Fischer hier. Und kein Richter wird ihn aussagen lassen.«
    »Was ist mit dem Gold? Können wir sie nicht wegen Diebstahls belangen?«
    »Es gibt keinen Diebstahl, wenn der Eigentümer nicht zugibt, dass etwas entwendet wurde. Minister Houston wird abstreiten, dass das Schatzamt ausgeraubt wurde. Das hat er heute Abend schon getan.«
    »Ich weiß eine Lösung!«, rief Fischer. »Ich erzähle es Wilson. Ich bin doch ein Berater des Präsidenten. Er wird betimmt böse auf Senator Fall sein.«
    Littlemore sah ihn an. »Schon gut, Eddie, Sie haben heute ganze Arbeit geleistet. Vielen Dank.«
    »Gern geschehen. Übrigens, die Popen wollen mich wieder entmündigen lassen.«
    »Die Popen?« Enright fuhr zusammen.

    »Ich weiß inzwischen, was er meint, Commissioner. Machen Sie sich keine Sorgen, Eddie. Ich helfe Ihnen.«
    »Na ja, vielleicht wird einmal ein guter Kriminalroman aus dieser ganzen Geschichte«, sinnierte Enright. »Vielleicht mache ich mich sogar selber daran. Mr. Flynn verlegt nämlich mein Werk.«
    »Wie bitte?« Littlemore schüttelte den Kopf. »Big Bill?«
    »Nach dem Regierungswechsel sind seine Tage als Chief gezählt«, erklärte Enright. »Er will eine Literaturzeitschrift herausgeben. Mit dem Namen Flynn’s. Ich soll sein erster Autor sein. Er bekommt mehrere Detektivgeschichten von mir. Spielen alle in New York.«
    Littlemore brauchte einen Moment, bevor er eine Antwort fand. »Aber das schreiben Sie besser in keine von Ihren Geschichten, Sir.«
    »Was?«
    »Dass der Polizeichef von New York Detektivgeschichten für den schwachköpfigen Direktor des Federal Bureau of Investigation schreibt, der eine Literaturzeitschrift gründet und sie nach sich selbst benennt, nachdem er die größte Kriminalermittlung versiebt hat, die das Land je erlebt hat. Das würde kein Mensch glauben.«
     
    D as Washington Square Hospital war eine kleine, komfortable Privatklinik mit nur einem Stock und einer breiten zentralen Marmortreppe. Als Littlemore diese Treppe immer zwei Stufen auf einmal nehmend hinaufstürmte, stieß er auf dem Absatz auf Colette, die durch ein großes Fenster nach draußen schaute. Sie bemerkte sein Spiegelbild und drehte sich um. Das Diamanthalsband, das sie immer noch trug, blitzte hell.

    »Freut mich, dass es Ihnen gut geht«, sprudelte Littlemore heraus, ehe ihm ihr Gesichtsausdruck auffiel. »Was ist?«
    »Nichts«, erwiderte sie. »Alles in Ordnung. Bald geht es ihm wieder gut.«
    »Wem?«
    In diesem Augenblick kam ein Chirurg langsam die Stufen herab und reinigte sich mit einem langen, feuchten Tuch die Hände. Seine Ärmel waren blutig. »Miss Rousseau? Es tut mir sehr leid, aber ...«
    »Ich will es nicht hören«, rief Colette und lief die Treppe hinauf. »Bald geht es ihm wieder gut.«
    Kopfschüttelnd setzte der Chirurg seinen Weg nach unten fort. Littlemore blieb allein zurück und versuchte, nicht an die Schlussfolgerungen zu glauben, die er bereits gezogen hatte. Oben verhallten Colettes Schritte.
     
    W arten Sie mal«, rief Littlemore ein paar Sekunden später, ohne selbst zu wissen, ob er Colette oder den Chirurgen meinte. Dann lief er abwärts. »Warten Sie doch kurz.«
    Der Chirurg hielt auf halber Höhe des Korridors. »Sind Sie ein Freund von Dr. Younger?«
    »Natürlich bin ich ein Freund. Was fehlt ihm denn?«
    »Er wurde angeschossen.«
    In Gedanken spielte Littlemore durch, wie Younger sich schützend zwischen Colette und Samuels geworfen hatte. »In den Rücken.«
    »Zweimal«,

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