Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Reagenzgläser mit bunten Pulvern, funkelnde Erzstücke. Er legte alles auf den Tisch neben den plärrenden Phonographen. Dann erteilte er den anderen Befehle in seiner unverständlichen Sprache, trat zur Tür und hielt sie auf.
    Miljan in seinem Karoanzug setzte ein verschlagenes Grinsen auf. Offenbar war Zelko aus dem Zimmer kommandiert worden. Fluchend spuckte er auf den Boden, doch dann trug er seinen Stuhl hinaus auf den Gang und ließ sich hineinfallen, die klobigen Arme grimmig verschränkt. Auch Drobac verließ das Zimmer und schloss hinter sich die Tür.
    Colette spürte warmen, fauligen Atem im Nacken.
     
    M it gezückter Pistole trat Littlemore in eine geflieste, schmuddelige Diele, Younger direkt auf den Fersen. Das Erdgeschoss war völlig ausgestorben. Oben spielte Swingmusik.
    Younger entdeckte ein Signal, das nach oben wies. Littlemore fuhr sich mit der flachen Hand über die Kehle. Younger schaltete den klickenden Apparat ab. Die Treppe
war schmutzig, aber solide und gab kaum Geräusche von sich, als sie hinaufstiegen.
    Im ersten Stock hing eine nackte Birne mit sichtbaren Glühfäden von der Decke. Die Bigbandmusik schepperte blechern. Geräusche von Menschen drangen aus den Zimmern. Küchengeklapper, die Spülung einer Toilette. Littlemore schob sich durch den Korridor und spähte tief gebückt um eine Ecke; als er Zelko bemerkte, der mit verschränkten Armen vor einer Tür hockte, zog er sich sofort zurück und führte Younger wieder zur Treppe.
    »Ein Posten«, flüsterte der Detective. »Am Ende des Gangs, auf einem Stuhl.«
    »Können Sie ihn überwältigen?«
    »Klar kann ich das. Aber was dann? Die Kerle im Zimmer hören den Lärm. Colette und der Junge werden zu Geiseln – oder sie sterben.«
    Eine Stimme drang gedämpft durch die Mauern. Nur ein Wort war deutlich zu hören: »Nein.« Es war die Stimme einer Frau mit französischem Akzent. Dann polterte etwas Schweres auf den Boden, vielleicht ein Körper.
    Littlemore musste Younger zurückhalten. »Wenn Sie sich nicht zusammenreißen, wird sie erschossen. Hören Sie zu. Ich brauche ein Ablenkungsmanöver. Ein Geräusch von der Straße. Werfen Sie von draußen was ans Fenster. Es muss so laut sein, dass der Bursche vor der Tür ins Zimmer läuft.«
    »Sie kriegen Ihr Ablenkungsmanöver.« Doch statt wieder zur Straße hinunterzueilen, kletterte Younger eine enge Stiege empor, die zum Dach führte.
     
    C olette war in eine kauernde Haltung gezwungen worden, halb auf und halb neben einer dünnen, fleckigen Matratze.
Ihre Wange wurde auf den Holzboden gepresst, ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt.
    Miljan in seinem zu großen Karoanzug stand mit einer Pistole hinter ihr.
    Sie roch seinen ranzigen Atem und spürte seine grapschende Hand an der Taille. Blind keilte sie aus und traf ihn direkt am Knie. Einen Aufschrei unterdrückend hüpfte Miljan vor Schmerz herum. Colette wälzte sich zur Seite und trat nach seinem anderen Bein. Er sackte zu Boden, und sie stieß ihm die Waffe aus der Hand. Überrascht und wütend hechtete er der Pistole hinterher, die klappernd zu Luc hinüberrutschte. Doch als Miljan danach griff, schubste Luc — der immer noch an den Heizkörper gefesselt war — die Waffe mit dem Fuß weg, so dass sie wieder zu Colette zurückschlitterte.
    Inzwischen hatte sie die gebundenen Handgelenke an ihre eine Seite gedrückt. Ob Glück oder Vorsehung, die rutschende Waffe fand genau den Weg in ihre Hände. Sie hatte bereits die Finger darum gelegt, als Miljan auf ihre Knöchel stampfte, so wie er es vielleicht bei einer Kakerlake getan hätte.
    Sie heulte auf. Obwohl Miljan mit der Schuhsohle auf ihren Händen herumtrampelte, versuchte sie weiter, mit dem Finger an den Abzug zu kommen. Doch vergeblich. Er entriss ihr die Waffe und setzte sie ihr an die Schläfe.
     
    A m Ende der Stiege stieß Younger eine klapprige Tür auf und gelangte hinaus ins Mondlicht. Er erkannte Bettzeug an einer Wäscheleine, einen umgeworfenen Tisch, ganz hinten einen Backsteinkamin. Schnell trat er zur Dachkante. Es gab weder Brüstung noch Geländer. Gleich neben
ihm war der Kamin. Er musste sich direkt über dem Zimmer befinden, in dem Colette und Luc festgehalten wurden. Mit einer einzigen heftigen Bewegung zerrte er die Gardinenstange aus seinem Apparat und zerbrach das Glasrohr, um mit einem schartigen Teil die Wäscheleine durchzuschneiden.
     
    C olette spürte einen Ruck hinten am Kleid, gefolgt von einem leisen Klimpern: ein Knopf,

Weitere Kostenlose Bücher