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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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weniger, planlos handelnder italienischer Unruhestifter war. Und dann kommt Senator Fall auf Sie zu sprechen, Captain Littlemore.«
    »Auf mich?«
    »Auf Sie. Er schreibt, dass der mit den Ermittlungen befasste New Yorker Police Captain – hier fällt Ihr Name – Mr. Thomas Lamont von J.P. Morgan and Company unter vier Augen davon in Kenntnis gesetzt hat, dass die Beweise Flynns Theorien zu dem Fall entkräften und vielmehr auf einen bewussten Angriff gegen das Haus Morgan schließen lassen.«
    »Von Schließenlassen hab ich nichts gesagt. Ich habe nur von einer Möglichkeit gesprochen.«
    »Ich darf Sie beglückwünschen, Captain Littlemore«, fuhr McAdoo fort.
    »Beglückwünschen?«
    »Ja. Ich teile Senator Falls Auffassung in diesem Punkt.«
    »Bitte entschuldigen Sie, Mr. McAdoo«, sagte Littlemore, »aber das verstehe ich nicht. Ich dachte, Senator Fall kritisiert Präsident Wilson, und Sie sind doch Wilsons Mann.«
    »Ich weiß nicht, ob ich sein Mann bin, Captain«, erklärte McAdoo, »auf jeden Fall gehöre ich seinem Lager an. Der Präsident will, dass dieser Bombenanschlag aufgeklärt wird, mehr nicht. Und um ganz offen zu sein, hat Chief Flynn
nicht sein vollstes Vertrauen. Flynn arbeitet für Justizminister Palmer; zusammen vermuten sie eine Verschwörung überall lauernder italienischer und jüdischer Anarchisten – zumindest ist es das, was sie unseren Bürgern einreden wollen. Wenn Sie, Captain Littlemore, bereit sind, in Richtungen nachzuforschen, die Flynn nicht verfolgen will oder kann, dann ist der Präsident ganz und gar dafür. Viele von uns teilen Senator Falls Meinung, dass dieser Anschlag für eine Handvoll verarmte Anarchisten einfach eine Nummer zu groß war.«
    »Wer die Täter auch sind, verarmt sind sie sicher nicht«, bemerkte Littlemore.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Commissioner Enright.
    »Das Hufeisen, Sir. Es war brandneu. Das kann man dem Gewerkschaftszeichen entnehmen. Ein Pferd zu beschlagen, ist nicht billig. Kein armer Mensch würde einem Gaul neue Eisen verpassen, den er gleich darauf in die Luft jagen will. Ich meine, dass diese Leute genug Geld hinter sich hatten.«
    »Ausgezeichnet, Captain.« Enright wirkte zufrieden. »So muss ein Detective seine Arbeit machen.«
    McAdoo griff seinen Faden wieder auf. »Umso wahrscheinlicher ist es, dass hinter dieser Gewalttat eine ausländische Macht steckt. Wenn das zutrifft, dann muss es ans Tageslicht gebracht werden, und der Feind muss die entschlossene Kraft Amerikas zu spüren bekommen. Commissioner, Ihr Captain darf nicht entlassen oder supendiert werden. Sonst sähe es aus, als würden wir die Wahrheit fürchten und den Krieg scheuen. Es würde bedeuten, dass wir mit voller Absicht den einzigen Menschen aus dem Verkehr gezogen haben, der zu fragen wagt, welcher Feind unsere Bürger
abgeschlachtet und unser Finanzsystem angegriffen hat. Fall würde es zweifellos so ausdrücken, und die Geschichte würde in allen Zeitungen des Landes erscheinen.«
    »In dieser Stadt treffe ich die Entscheidungen«, protestierte der Bürgermeister.
    »Natürlich, Hylan, natürlich«, erwiderte McAdoo. »Ich würde nicht im Traum daran denken, mich einzumischen. Genauso wenig wie ich zögern würde, den Justizminister zu einer Neubewertung Ihrer seinerzeitigen Einwände gegen den Kriegseintritt zu drängen. Das Gesetz gegen Volksverhetzung ist noch in Kraft, wie ich annehme.«
    Hylan wirkte angeschlagen. »Ihr Littlemore ist mir egal. Soll er ruhig bleiben. Ich will nur Smith.«
    »Und mir ist Ihr Smith egal«, antwortete McAdoo. »Er kann ruhig freikommen.«
    »Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt«, bemerkte Enright, »aber anscheinend bin ich der Einzige, dem weder Captain Littlemore noch Mr. Smith egal ist. Ich habe nicht vor, Littlemore zu suspendieren und ...«
    »Gut«, warf McAdoo ein.
    »Und Mr. Smith auf freien Fuß zu setzen.«
    »Was?«, entfuhr es Hylan.
    »Sie haben bis Montag Zeit, Captain«, setzte Enright hinzu.
    »Wie bitte?«
    »Um einen hinreichenden Verdacht gegen Smith zu begründen, falls das überhaupt sein Name ist.«
    »Aber heute ist Freitag«, wandte Littlemore ein.
    »Und Mr. Smith ist seit letzten Freitag in Haft, obwohl er im Krankenhaus hätte bleiben müssen. Am Montag sind es insgesamt zehn Tage, in denen Sie Beweise gegen ihn sammeln
konnten, Littlemore. Das ist mehr als ausreichend. Entweder Sie bringen bis Montag stichhaltige Beweise bei, oder Sie lassen ihn frei. Einverstanden,

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