Todesjagd
Pistole!«, schrie er und zeigte dahin zurück, wo er hergekommen war.
Seine Stimme schien die kollektive Trance zu brechen. Die Leute fingen an zu schreien, ein paar liefen mit Quinn mit, andere in die entgegengesetzte Richtung.
»Eine Pistole«, schrie er noch einmal, als er sich der Gruppe am Eingang näherte. Er hörte, wie andere in sein Rufen mit einstimmten.
Die Touristengruppe schien sich nur als ganzer Block zu bewegen, stürmte in Panik an den Wassersäulen vorbei und durch den hölzernen Torbogen. Verängstigte Kunden schlossen sich ihr an, alle wollten nur eins - raus.
Quinn mischte sich hinten unter die Gruppe, sein Blick bewegte sich von einer Seite zur anderen, nahm alles und jeden in sich auf. Da waren drei große Männer, in Anzüge gekleidet, die sich gegen die Woge stemmten, weil sie in die Mall hineinwollten. Aber das Gedränge war zu groß. Je massiver sie vorwärtsdrängten, umso weniger kamen sie voran. Quinn sah, dass ihre Jacketts ausgebeult waren - sie trugen Waffen, ohne jeden Zweifel. Das mussten die Männer sein, die Orlando gesehen hatte.
Als Quinn unter dem Torbogen durchging, blickte er nach rechts die Straße hinunter und versuchte, ihren Anführer auszumachen. Die Menge war in dieser Richtung nicht mehr so dicht, so dass Quinn nur einen Moment dazu brauchte.
Doch er entdeckte ihn nicht nur, er erkannte ihn auch. Es war der Mann, der als Letzter aus dem Haus in Houston gekommen war, der blonde Typ.
Der Verkehr auf der Straße war zum Stehen gekommen, als die Menschen die Fahrbahnen überschwemmten und zu Hindernissen wurden, die niemand überrollen wollte. Der Blonde lief auf eines der Taxis zu, riss die Tür auf und sprang auf das Trittbrett, so dass er die Menge überblicken konnte.
Plötzlich zeigte er ans äußerste Ende des ganzen Irrsinns, zu Quinns linker Seite. Quinns Kopf fuhr herum. Dabei merkte er, dass die Männer in den Anzügen der Geste ihres Anführers folgten.
Die Leute wuselten um Quinn herum, was ein sich ständig wechselndes Bild ergab. Zuerst konnte er nicht erkennen, was die Aufmerksamkeit der Männer erregte. Dann löste sich die Menge für den Bruchteil einer Sekunde auf.
Etwa zwanzig Meter weiter unten auf der Straße rannte eine Frau. Eine Weiße, dünn, mit sehr kurzem Haar. Doch erst als sie über die Schulter einen Blick zurückwarf, erkannte Quinn sie.
Jenny.
Sie hatte wenigstens zwanzig Pfund abgenommen, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, Pfunde, die sie nicht hätte abnehmen müssen. Und das schulterlange braune Haar war so kurz geschnitten, dass man sie unter den richtigen Umständen und mit der richtigen Kleidung für einen Jungen halten könnte. Sie hatte sich die Haare auch gefärbt, so dass sie jetzt fast schwarz waren.
Man bekam den Eindruck, dass hier jemand floh und alles unternahm, um zu überleben.
Eine neue Richtung einschlagend, begann Quinn die Leute wegzustoßen. Zwei der anderen Männer waren vor ihm
und drängten sich ebenfalls durch die Menge. Aber Jenny war schneller als sie alle, denn sie hatte einen weniger von Menschen überfüllten Straßenabschnitt erreicht.
Jemand packte Quinn beim Arm. Er blickte über die Schulter. Es war der dritte von den Männern im Anzug. Doch er wollte sich nur an Quinn vorbeidrängen, ihm war nicht klar, wer Quinn war.
Als der Mann an seiner Seite war, rammte Quinn ihm den Ellbogen in den Solarplexus.
Der Mann krümmte sich vor Schmerzen und Überraschung, fiel zu Boden und wurde von mehreren Leuten überrannt, die zu fliehen versuchten.
Quinn begann wieder zu rennen. Jenny hatte die Entfernung zwischen ihnen fast verdoppelt. Aber die beiden anderen Männer waren auch schnell vorwärtsgekommen und holten sie, anders als Quinn, allmählich ein.
Quinn drängte und schlängelte sich weiter durch die Menschenmasse und versuchte voranzukommen. Der größere der beiden Männer war auch der langsamere. Quinn schaffte es, ihn bis auf einen Viertelmeter einzuholen, bevor er über die Schulter schaute, um festzustellen, wer mit ihm Schritt hielt.
Inzwischen war es zu spät. Quinn war schon im Vorteil.
Er rammte den Rücken des Mannes und konzentrierte sich darauf, dass die Wucht seines Schlags den großen Mann unter der Schulter traf. Der Mann taumelte, blieb aber auf den Beinen. Quinn schlug noch einmal härter zu. Diesmal stürzte der Mann und Quinn mit ihm.
Der Mann bemühte sich, Quinn abzuschütteln, aber Quinn hielt ihn fest und boxte ihn zweimal mit den Knien in die
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