Todesjagd
noch leicht verärgert klang. »Ich arbeite lieber allein, da
kann ich mich besser konzentrieren. Leg dich ruhig hin. Du brauchst den Schlaf genauso wie ich, und einer von uns sollte frisch sein.«
Sosehr er ihr in diesem Punkt auch widersprechen wollte, sie hatte Recht. Es war in kurzer Zeit so viel passiert, seit Markoffs Leiche gefunden worden war.
»Wenn du irgendetwas brauchst, weck mich«, sagte er.
Sie lächelte entgegenkommend, aber er wusste, dass sie von seinem Angebot keinen Gebrauch machen würde.
Als er hinausging, sagte sie:
»Quinn?«
Er blieb an der Tür zum Flur stehen und blickte zurück.
»Es tut mir leid.«
Diesmal klang ihre Stimme nicht verärgert.
In seinem Traum war er auf einem Segelboot, jenem nicht unähnlich, das Markoff in San Diego gemietet hatte. Nur war es nicht Markoff, mit dem er segelte, sondern Peter und Nate. Peter sagte etwas darüber, dass es Quinns Job war, den Fisch einzuholen. Aber Nate sprach über die Länge des Segelbootes, über das Steuerruder und Geschwindigkeit und …
»Rutsch rüber!«
Quinns Lider flatterten, als er die Augen öffnete. Obwohl das Licht ausgeschaltet war, sickerte etwas Sonnenlicht unter dem Vorhang hindurch, so dass er sie sehen konnte. Orlando stand neben dem Bett, bekleidet nur mit einem weißen Top und dazu passender Unterwäsche.
»Mach schon!«, sagte sie. »Ich bin müde.«
Während Quinn zur Bettmitte rutschte, glaubte er, noch immer zu träumen.
Orlando hob die Decke und schlüpfte darunter.
Er rührte sich nicht. Wusste nicht,wie er sich verhalten sollte.
Vielleicht wollte sie nur nicht allein sein. Das konnte er verstehen. Zum Teufel, egal, was die meisten Leute dachten, auch er wollte nicht allein sein.
Sie drehte sich zur anderen Seite und rutschte dann Zentimeter um Zentimeter näher an ihn heran, bis sie sich an seinen Körper presste - mit dem Rücken an seine Brust, ihre Beine an seinen Beinen. Ohne dass ihm richtig klar war, was er tat, legte Quinn einen Arm um sie und schmiegte sich an sie.
Ihre Hand glitt zu seiner Hand hinunter, und ihre Finger verschränkten sich ineinander. Er schloss die Augen und vergrub die Nase in ihrem Haar.
Er hörte und fühlte, dass sie tief Luft holte. Einen Augenblick glaubte er, sie sei eingeschlafen. Doch sie wandte den Kopf, und seine Lippen strichen über ihr Ohr. Über ihre Wange.
Plötzlich lagen ihre Lippen auf seinen. Zuerst küssten sie sich zaghaft, beinahe keusch. Dann drehte sie sich ganz herum, und seine Hand glitt von ihrem Bauch auf ihren Rücken.
Als er sie an sich zog, öffneten sich ihre Lippen, ihre Zungen berührten sich, suchend, liebkosend.
Einen flüchtigen Augenblick tauchte das Bild von Durrie vor seinen Augen auf, eine Erinnerung daran, dass sein alter Mentor einmal gesagt hatte, Orlando gehöre ihm und nur ihm.
»Ich habe dir das Versprechen abgenommen«, schien Durries Stimme zu ihm zu sagen, »dass du dich ihr niemals näherst. Erinnerst du dich?«
Lange Zeit hatte Quinn getan, was Durrie von ihm verlangt hatte.
Aber zum ersten Mal wurde ihm klar, dass das Versprechen bedeutungslos geworden war.
Also hörte er nicht auf.
Und Orlando auch nicht.
31
Die Schlafzimmertür ging auf.
»Raus aus den Federn«, sagte Nate. »Es ist Mittag.«
Quinn dachte im ersten Moment, dass Nate jetzt wusste, was zwischen ihm und Orlando geschehen war. Aber als er die Augen öffnete, sah er, dass er allein im Bett lag.
Er drehte sich auf den Rücken und schaute sich im Zimmer um. Nate stand auf der Schwelle.
»Du hast mich gebeten, dich zu wecken, erinnerst du dich?«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Orlando hat mir gesagt, ich sollte dich ein bisschen länger schlafen lassen. Aber da du Mittag gesagt hast, dachte ich, das ist schon in Ordnung.«
»Danke«, sagte Quinn, war sich aber nicht sicher, dass er das auch meinte. »Wo ist sie?«
»Was denkst du?«, sagte Nate. »Am Computer natürlich.« Er trat auf den Flur und streckte dann noch einmal kurz den Kopf durch die Tür. »Kaffee ist auch fertig.«
Es kann noch nicht lange her sein, dass Orlando aufgestanden ist , dachte Quinn. Er erinnerte sich, sie im Schlaf umarmt zu haben und immer wieder wach geworden zu sein, weil er sichergehen wollte, dass sie wirklich da war.
Beim Aufstehen nahm er auf dem Kissen den ausgeprägten Geruch ihres Körpers wahr: würzig, süß und einladend.
Eine rasche Dusche vertrieb die Nebelschwaden aus seinem Gehirn und half ihm, sich auf das Hier und Jetzt zu
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