Todesjagd
»Wir geben dir ein Funkgerät, aber du bleibst hier. Wenn wir dich brauchen, sag ich dir Bescheid.«
Sie sah aus, als wollte sie protestieren, nahm sich aber dann zusammen. Ihre kaputte Schulter erinnerte sie daran, was passieren würde, wenn sie sich einmischte.
Orlando verteilte zuerst die Funkgeräte und gab dann Quinn und Nate jeweils eine 9-mm-SIG-Sauer und die dazu passenden Schalldämpfer. Sie selbst nahm eine Glock.
»Hier.« Orlando gab den beiden eine kleinere Version jener Tasche, die Quinn zwei Tage vorher von Ne Win bekommen hatte. Dann sagte sie zu Nate:
»Die Waffe ist nur für den äußersten Notfall.«
Quinn überprüfte die Kammer und schob das Magazin heraus, um es zu überprüfen. Nachdem er den Schalldämpfer aufgeschraubt hatte, verstaute er die Waffe so in der Tasche, dass er sie abfeuern konnte, ohne sie herauszunehmen.
»Was ist mit Jenny?«, fragte Orlando.
Quinn musterte Markoffs Freundin. Er konnte sich noch immer nicht an ihr kurzes Haar und ihre ernste Miene gewöhnen. Am wenigsten konnte er sich jedoch mit dem unterdrückten Zorn anfreunden, den sie ausstrahlte.
»Kannst du mit einer Waffe umgehen?«, fragte er sie.
Sie nickte zögernd.
»Markoff hat es mir gezeigt.«
»Lass ihr die große Tasche da«, sagte Quinn zu Orlando. Und zu Jenny: »Da drin sind ein paar Pistolen, aber benutz sie nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt.«
Jenny nickte.
Nate und Orlando überquerten die Straße, dann trennten
sie sich und betraten den Lebensmittelmarkt aus verschiedenen Richtungen.
Quinn wartete noch einen Moment und sagte zu Jenny:
»Warum hast du dir keine Hilfe geholt? Hätte dein Freund das nicht gewollt?«
Sie antwortete zögernd:
»Ich hatte keine Zeit. Als er ermordet wurde, bin ich vor Angst fast gestorben, verstehst du? Ich wollte nichts damit zu tun haben, doch das ging natürlich nicht. Ich habe versucht, Steven anzurufen, aber er war nicht in der Stadt und nahm nicht ab. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, also bin ich nach Houston in meine Wohnung zurückgekehrt. Steven kam am nächsten Vormittag. Ich habe ihm alles erzählt und ihm das Tape vorgespielt. Es war seine Idee, außer Landes zu gehen. Wir hatten schon einen Flug nach Europa gebucht.«
»Warum war Markoff dann in Singapur?«
»Er wollte mehr Beweise sammeln, die die Aufnahme auf dem Tape stützten.« Sie sah Quinn an. »Vielleicht hat er etwas gefunden, und sein Funksignal hat vorher den Geist aufgegeben, bevor du es lokalisieren konntest.«
Quinn nickte. Markoff hatte genau das getan, was Quinn auch getan hätte: Jenny aus der Schusslinie zu bringen und auf andere Weise Beweise zu finden, damit Jennys Leben nicht länger in Gefahr wäre. All das hatte er getan, weil er sie geliebt hatte. Sogar in den letzten Augenblicken seines Lebens, als er schon wusste, dass sie sich nie wiedersehen würden, hatte er einen Hinweis darauf gegeben, wie sich Jenny aus ihrer lebensbedrohenden Lage befreien konnte.
Es war für Quinn Zeit, zu gehen.
»Wenn du etwas Verdächtiges bemerkst, dann sprich einfach in das Funkgerät«, sagte er. »Ansonsten lässt du es am besten einfach an und verfolgst alles mit.«
»Okay«, sagte sie.
Quinn stieg aus dem Wagen.
Quinn erstand bei einem der fliegenden Händler am Rand des Centers ein Bao mit Schweinefleisch und einen Softdrink. Er fand einen Sitzplatz vor der Bude von Zhen Zhen Porridge.
Wenn man nicht in einem größeren Pulk kam, hatte man keine Chance, einen eigenen Tisch zu bekommen. An Quinns Tisch saß ein älteres Ehepaar mit je einer Schüssel Porridge vor sich. Sie lächelten Quinn an, als er sich setzte, und wandten sich wieder ihrer Mahlzeit zu.
»Check«, sagte Quinn mit leiser Stimme.
»Check«, meldete sich Orlando. »Ich bin auf der Nordwestseite. Hier ist alles ruhig.«
»Nate?«, fragte Quinn.
»Check«, sagte Nate. »Bin im Mittelgang. Auch hier nichts Ungewöhnliches.«
Das alte Ehepaar warf Quinn einen merkwürdigen Blick zu, also nahm er einen Bissen von seinem Bao und lächelte.
»Quinn. Quinn!« Das war Jenny.
Er stand auf und ging auf die Straße zu.
»Was ist los?«
»Eine Frau ist eben vorbeigekommen«, sagte Jenny. »Ich habe sie schon einmal gesehen, in D. C. mit Guerreros Frau. Sie ist nicht allein. Ein paar Männer sind bei ihr, Guerreros Leibwächter. Mein Gott, glaubst du, das ist die Auftragskillerin?«
»Wo ist sie?«, fragte Quinn. Er drängte sich schnell durch die Menge auf die Straße.
»Sie ist
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