Todesjagd
Ich vermute, er dachte, ich könnte es meinem Boss geben.«
»Aber das hast du nicht getan«, sagte Quinn.
»Guerrero war ein paar Tage nicht in der Stadt, als Gerry mir das Tape gab. Ich wollte sofort nach seiner Rückkehr mit ihm sprechen.« Sie hielt kurz inne. »Aber am nächsten Tag wurde Gerry ermordet. Nur deshalb habe ich das Tape abgehört. Und dann ist mir klar geworden, dass es der Grund dafür war, dass Gerry getötet wurde. Mir war auch klar, dass ich verschwinden musste, sonst wäre ich die Nächste. Ich entschuldigte mich mit dringenden Familienangelegenheiten und bat um Urlaub.«
»Bieg links ab«, sagte Orlando zu Nate.
»Bist du sicher?«, fragte Nate.
»Ja. Nach links.«
Nate riss das Steuer nach links herum, schaffte es gerade noch bei Grün.
»Gerry hat gesagt, es gebe noch zwei Tapes«, fuhr Jenny fort. »Er hat sie irgendwo sicher aufbewahrt und wollte sie mir noch geben.«
»Er hätte ganz einfach zur Polizei gehen sollen«, sagte Nate.
»Genau das habe ich ihm auch vorgeschlagen«, erwiderte
Jenny. »Aber er sagte, das könne er nicht. Dass es noch andere gebe und sie überall seien. Nachdem Steven mir von LP erzählt hatte, begriff ich, was Gerry meinte.«
Einen Augenblick sagte keiner etwas.
»Hat Gerry dir noch mehr erzählt? Irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte.«
Ihr Blick schweifte für einen Moment in die Ferne.
»Nur dass Ms. Goodman nach dem Telefongespräch auf dem Tape, das Gerry mir gegeben hat, noch einmal mit ihr gesprochen hat. Er hat auch das auf Band aufgenommen und das Tape irgendwo sicher verwahrt. Wollte es mir am nächsten Tag geben. Dazu hatte er keine Gelegenheit mehr.«
»Warte«, sagte Quinn. »Du hast gesagt, Guerreros Frau habe mit ihr gesprochen?«
»Stimmt, du hast ja bisher das Tape nicht abhören können«, antwortete Jenny, der klar wurde, wonach er fragte. »Der Auftragsmörder, den Ms. Goodman angeheuert hat, ist eine Frau.«
Plötzlich fügten sich die fehlenden Puzzleteile in Quinns Kopf zusammen.
»Was ist los?«, fragte Orlando. Sie runzelte die Stirn und starrte Quinn besorgt an.
»Tasha«, sagte Quinn.
»Wer ist Tasha?«, fragte Jenny.
»Tasha Douglas?«
Jenny sah ihn verständnislos an.
»Ich kenne niemand, der so heißt.«
Quinn war an der Nase herumgeführt worden. Von Anfang an hatte man ihn getäuscht. Tasha hatte ihn benutzt, um Jenny zu finden. Es war nur seiner Wachsamkeit zu verdanken, dass sie ihr Ziel nicht erreicht hatte.
»Warte mal«, mischte Nate sich ein. »Heißt das …«
»Ja«, schnitt Quinn ihm das Wort ab.
»Von wem redet ihr?«, fragte Jenny.
»Nicht jetzt«, sagte Quinn.
Er dachte fieberhaft nach und ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Tasha war in Houston geblieben, um abzuwarten, ob er wieder auftauchte. Sie hatte die Unschuld gespielt, die Freundin, die verzweifelt nach Jenny suchte. Dabei hatte sie die ganze Zeit herauszufinden versucht, was Quinn mit der Sache zu tun hatte, und als sie es wusste, hatte sie ihn dazu bringen wollen, sie zu Markoffs Freundin zu führen. Nur durch Zufall hatte sie ihn dabei beobachtet, wie er Jennys Apartment untersuchte. Sie hatte ihn nie aus den Augen verloren, davon war er jetzt überzeugt. Sie hatte gewollt, dass sie aufeinandertrafen. Ein weiterer Schritt, der ihre falsche Identität untermauerte. Genauso wie es geplant gewesen war, dass er sie vor Guerreros Büro antraf.
Es hatte auch keinen Anruf ihres Bruders gegeben, der ihr berichtet hatte, dass jemand in ihre Wohnung in Texas eingebrochen war. Das angeblich durchwühlte Hotelzimmer in D. C. war ebenso ein Schwindel gewesen. Sie konnte ihre Männer leicht zu diesem Einbruch angestiftet haben, während er mit Blackmoore sprach. Und dann war da natürlich noch Blackmoore. Wahrscheinlich hatten ihre Männer dem alten Herrn einen Besuch abgestattet, um ihn unter Druck zu setzen. Und schließlich hatte sie ihn immer wieder angerufen, nachdem sie sich in Kalifornien getrennt hatten. Irgendwie musste sie seine Geheimnummer herausgefunden haben - eine Nummer, an die angeblich niemand herankommen konnte.
Quinn presste die Kiefer zusammen, als ihm einfiel, dass er kurz vor dem Treffen mit Jenny am Far East Square mit Tasha telefoniert und ihr sogar erzählt hatte, dass er gleich mit ihrer
»Freundin« verabredet sei. Ihre Männer mussten ihn beschattet haben und waren auf ein Wort von ihrer Chefin aktiv geworden.
»Dort ist es«, sagte Nate.
Quinn entdeckte das Von Feldt Building einen halben
Weitere Kostenlose Bücher