Todesjagd
Stelle.
Ein Gefühl sagte ihm, dass Steiner Recht gehabt hatte. Das Haus gehörte Jenny. Und etwas sehr Seltsames war dort vorgegangen.
Er blickte die White Magnolia Lane hinauf und hinunter. Auf der Straße war es still.
Er schlüpfte hinter dem Jeep hervor und überquerte die Straße an einer Stelle, an der die Straßenbeleuchtung in Dunkelheit überging. Am Ende der Zufahrt hielt er lange genug inne, um festzustellen, dass er noch immer unbeobachtet war. Eine Sekunde lang hatte er das Gefühl, dass jemand in der Nähe war, aber das ging schnell vorbei. Vielleicht war es nur ein Tier gewesen. Vielleicht ein Opossum auf seinem abendlichen Streifzug. Dennoch wartete er noch eine Minute, ehe er weiterging.
An der Haustür legte er das Ohr an die Holzverkleidung und horchte angestrengt auf das leiseste Geräusch. Wie erwartet war alles still. Er nahm die Lederhandschuhe aus der Gesäßtasche, zog sie an und drehte den Knauf. Die Tür war abgeschlossen. Verärgert, weil er seine Dietriche im Kofferraum in der Tasche vergessen hatte, fluchte er leise vor sich hin. Er dachte daran, sie zu holen, doch dann schien es ihm unnötig riskant.
Vielleicht gab es eine andere Möglichkeit, hineinzukommen.
Er verließ die Veranda und ging um das Haus herum, inspizierte jedes Fenster, an dem er vorbeikam, weil er hoffte, dass eins vielleicht nicht verriegelt war. Doch alles war fest verschlossen.
An der Seite des Hauses gelangte er an einen fast zwei Meter hohen Holzzaun. Wenn es eine Tür gab, konnte er sie nicht sehen. Er legte die Hände oben auf den Zaun, sprang hoch und stützte sich auf beiden Armen ab, so dass er über den Zaun blicken konnte.
Wie im Vorgarten war auch hier eine Rasenfläche. Quinn schwang sein Bein hinauf und sein Fuß fand oben auf dem Zaun Halt. Von da war es ein Leichtes, den Körper hinauf-und über den Zaun zu schwingen.
Obwohl er nur einen Teil des Hinterhofs sah, konnte er erkennen, dass er groß und üppig bewachsen war. Direkt vor ihm entlang des Zauns stand ein alter, hölzerner Gartenschuppen. Weil die Sträucher und Bäume sehr gut gepflegt waren, nahm er an, dass der Schuppen häufig gebraucht wurde, da er die nötigen Geräte enthielt.
Ein paar Sekunden stand er nur so da, als erwarte er, dass jemand um die Ecke kommen würde, doch es kam niemand. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Haus zu.
Anders als an der Frontseite waren hier nicht alle Vorhänge geschlossen. Im Vorbeigehen spähte er in die Fenster. Obwohl es dunkel war, konnte er ins Innere sehen. Schlafzimmer. Vielleicht für Gäste oder als Büro gebraucht. Doch in Anbetracht ihres augenblicklichen Zustands konnte man es nicht sagen. Es herrschte ein einziges Durcheinander - Papiere und Kleidung waren auf dem Boden verstreut, Möbelstücke wahllos verrückt, Bilder abgehängt. Es sah sogar aus, als habe jemand Löcher in die Wände geschlagen.
Bevor er zum nächsten Fenster gehen konnte, vibrierte sein Telefon in der Tasche. Das Rufzeichen erkannte er und wusste, dass es Nate war, der anrief. Erst wollte er abwarten, dass der Anrufbeantworter sich einschaltete, als ihm klar wurde, warum sein Assistent ihn anrief.
»Ja«, sagte er so leise wie möglich in den Apparat.
»Du hast vergessen, dich zu melden«, sagte Nate.
»Tut mir leid.« Sie hatten abgesprochen, dass Quinn sich zu einer bestimmten Zeit melden sollte, doch er war so auf das Haus konzentriert gewesen, dass er es völlig vergessen hatte. »Alles in Ordnung«, sagte er.
»Wirklich?«
Nate wartete auf einen bestimmten Satz, der ihm sagen würde, dass alles in Ordnung war.
»Kein Problem«, sagte Quinn.
»Ich hab mir Sorgen gemacht«, entgegnete Nate. »Wollte schon Unterstützung anfordern.«
»Tut mir leid«, sagte Quinn. »Die Dinge sind ein bisschen komplizierter als erwartet.«
Er schob sich weiter vor und schaute um die hintere Ecke des Hauses. Wieder ein Hof. Fast hatte er erwartet, in der Mitte einen Pavillon zu sehen, aber er irrte sich.
»Quinn?«
»Ich bin gerade voll beschäftigt«, erwiderte Quinn.
»Dann ruf mich an, wenn du einen Moment Zeit hast«, sagte Nate. »Ich habe etwas.«
»Bleib dran.« Quinn schob sich um die Ecke und weiter auf das nächste Fenster zu.
Der Raum dahinter sah wie das eigentliche Schlafzimmer aus. Quinn wagte, die Taschenlampe anzuknipsen, und stellte den Strahl so ein, dass das Licht stärker gebündelt wurde und nicht bis zur Vorderseite des Hauses zu sehen war.
»Du hast den Code des Containers
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