Todesjagd
den besten der teuersten Kameras messen konnten.
Er schoss Bilder von dem Mann und der Frau, während sie den Van beluden. Dann sagte die Frau etwas zu den Kindern. Obwohl Quinn nicht hörte, was sie sagte, nahm er den Tonfall wahr - er klang ungeduldig, sogar dringlich.
Als die Kinder nicht schnell genug gehorchten, fuhr der Mann sie an:
»Jetzt!«
Damit setzten sich nicht nur die Kinder in Bewegung. Einer der Männer, die vorher im Volvo gesessen hatten, tauchte aus dem Haus auf und ging mit energischen Schritten auf den Van zu.
Quinn hob wieder die Linse, machte noch ein Bild, als der Mann den Vater beim Arm packte und herumriss, so dass sie einander gegenüberstanden. Es folgte ein rascher, einseitiger Redeschwall, dann ließ der Mann den Vater los und kehrte ins Haus zurück.
Der Vater zögerte einen Moment, die Augen auf die Haustür gerichtet, als warte er, dass noch jemand aus dem Haus kam. Nach ein paar Sekunden stieg er in den Van zu seiner Familie und ließ den Motor an.
Der Van fuhr die Zufahrt hinunter, bog auf die Straße ein und fuhr an Quinn vorbei. Als sie mit ihm auf gleicher Höhe waren, erhaschte Quinn einen Blick auf das kleine Mädchen, das aus dem Fenster sah. Einen Moment schien es, als habe sie ihn entdeckt, doch wenn es so war, galt ihre Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern etwas anderem.
Als der Van verschwunden war, ging Quinn näher zum Haus. Er blieb direkt gegenüber neben einem Jeep Cherokee stehen.
Zuerst gab es nichts zu sehen, alle Aktivität schien sich im Innern des Hauses abzuspielen. Quinn blickte von Fenster zu Fenster. Nur im Wohnzimmer war der Vorhang noch geöffnet. Doch nicht mehr lange. Bald ging einer der Männer zu einer Seite des Fensters, und einen Augenblick später wurde der Vorhang vorgezogen, so dass Quinn überhaupt keinen Einblick mehr hatte.
Er blieb jedoch auf seinem Posten. Zwanzig Minuten vergingen, dreißig, dann vierzig.
Nach fast einer Stunde begann im Haus ein Licht nach dem anderen auszugehen, bis nur noch die Lampe auf der Veranda und die beiden Scheinwerfer vor der Garage brannten.
Zwei der Männer traten aus der Haustür und gingen auf den Volvo zu. Quinn hob die Kamera und machte ein paar Bilder. Er bekam gute Nahaufnahmen von beiden und erkannte in dem kleineren Typen denjenigen, der die Tankstelle abgesucht hatte. Bei dem größeren war er nicht sicher, doch als er sich auf den Fahrersitz schob, nahm Quinn an, dass er schon vorher am Steuer gesessen hatte.
Die Scheinwerfer über der Garage gingen aus, und ein paar Sekunden später auch das Verandalicht. Quinn sah die Haustür kaum. Als sie aufging, erschienen zwei schattenhafte Gestalten. Eine musste der dritte Typ sein, der ihn verfolgt hatte, doch den anderen erkannte er nicht. Er hatte helles Haar, blond vermutlich. Und seine Haltung ließ darauf schließen, dass er der Anführer war. Wie seine Freunde trug auch er einen Anzug.
Als sich die Türen des Volvo öffneten und die beiden Männer einstiegen, ging das Innenlicht an.
Quinn war bereit. Er machte schnell zwei Bilder, bevor sie die Türen zumachten und das Licht ausging. Der Eindruck, den er von den vieren bekam, war der gleiche. Cool, selbstsicher, fit.
Ehemalige Militärleute. Vielleicht sogar von einer Elite-Einheit.
Und zweifellos in Schwierigkeiten.
Quinn überlegte, ob er dem Volvo folgen sollte, kam jedoch zu dem Schluss, dass das Haus wichtiger war.
Was war dort drin vorgegangen? Und was war mit der Familie los? Die ganze Situation war mehr als nur bizarr.
Nachdem er die Fotos an Nates E-Mail-Adresse geschickt hatte, blieb er noch eine Stunde an Ort und Stelle, beobachtete und wartete, um sicherzugehen, dass niemand zurückgeblieben war. Die Nachbarschaft war noch stiller als beim ersten Mal. In einigen umstehenden Häusern war das Licht gelöscht worden, obwohl bei mehreren verschiedene Außenbeleuchtungen noch brannten. Während der ganzen Zeit, die er schon hier wartete, waren nur zwei Wagen vorbeigekommen. Bemerkt hatte ihn keiner.
Soll ich gehen oder nicht? , dachte Quinn.
Und wieder Durries Stimme: »Verschwinde verdammt noch mal von hier. Geh zu deinem Wagen, steig ein und fahr zurück zum Flughafen. Du hättest gar nicht herkommen sollen.«
Er wusste, dass es zu spät war, um die letzte Maschine nach L. A. zu erreichen, aber er konnte einen frühen Flug nehmen und am späten Vormittag zurück sein. Morgen konnte er versuchen, Jenny auf andere Weise zu erreichen. Aber er bewegte sich nicht von der
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