Todesjagd
adressiert.
Jennifer Fuentes.
Er stopfte alles wieder in den Briefkasten und verschloss ihn.
Dann wandte er sich der Treppe zu und stieg hinauf. Außer den verschiedenen Nummern an den Türen waren die erste und die zweite Etage identisch: ein einfacher Treppenabsatz, eine Tür und die Stufen.
Quinn stieg in die dritte Etage hinauf, blieb diesmal aber kurz vor dem Treppenabsatz stehen, damit er sehen konnte, was vor ihm lag. Vielleicht hatte es früher ausgesehen wie in den unteren Etagen, jetzt aber nicht mehr. Die Wände waren rauchgeschwärzt, und die Tür mit der Drei lag in Trümmern auf der Seite. Es sah aus, als hätten die Feuerwehrleute die Wohnung gestürmt, um das übrige Gebäude zu retten.
Zuerst den Fußboden testend betrat Quinn den Treppenabsatz,
ging dann bis zur Türschwelle der Wohnung, aber nicht weiter. Im Innern herrschte fast vollkommene Dunkelheit, das Sperrholz vor den Fenstern ließ kein Licht herein. Quinn holte seine Taschenlampe heraus und knipste sie an.
Die Feuerwehr mochte den Rest des Gebäudes gerettet haben, aber für Jennys Wohnung hatte sie nichts tun können. Die Zerstörung war total. Das Feuer war allumfassend gewesen, hatte nichts verschont.
Jennys gesamter Besitz war vernichtet, dahin.
Quinn verließ das Gebäude so leise, wie er es betreten hatte. Er ging in Richtung M Street, wo er ein Taxi zurück ins Hotel nehmen konnte. Als er weiterging, hörte er etwa ein oder zwei Blocks hinter sich einen Motor starten.
Er ging nach vorn blickend weiter, als habe er nichts gehört. Vielleicht war es nichts. In den Blocks, an denen er vorüberkam, wohnten viele Leute. Der eine oder andere konnte auch noch spätabends etwas zu besorgen haben.
Er ging weiter und wartete darauf, dass der Wagen an ihm vorüberfuhr, aber nichts geschah. Das Motorengeräusch war noch immer zu hören, ein tiefes Grollen, etwa fünfzig Meter hinter ihm. Er konzentrierte sich darauf, schätzte mit jedem Schritt die Entfernung des Geräuschs ab. Es blieb gleich, konstant, als bewege es sich mit ihm im gleichen Tempo.
Er legte die Hand um den Griff seiner Waffe, um sie, wenn nötig, sofort ziehen zu können.
Er war schon fast bei der M Street, ihre Lichter und ihr geschäftiges Treiben ein absoluter Gegensatz zu seiner Umgebung. Wenn er überfallen und ins Auto gezerrt werden sollte, musste es jede Sekunde passieren.
Vielleicht konnte er die Leute überlisten, vielleicht aber auch nicht.
Das Risiko lohnt sich nicht , dachte er und nahm die Hand von der Waffe.
Ohne Vorwarnung sprintete er zur Ecke und wandte sich auf der M nach rechts. Als er eine Lücke im Verkehr ausmachte, rannte er auf die Fahrbahn. Ein Wagen, der auf der anderen Seite nach Westen fuhr, hupte ihn an, er ignorierte es jedoch, als er zum gegenüberliegenden Gehsteig weiterlief.
Als er ihn erreicht hatte, blickte er über die Schulter zurück zu Jennys Straße. Er erwartete, den Wagen zu sehen, der hinter ihm her gewesen war, aber er war nicht da. Quinn stellte sich in den dunklen Eingang eines geschlossenen Geschenkeladens und beobachtete die Ecke.
Es dauerte eine halbe Minute, ehe am Ende der Straße ein Honda Accord auftauchte. Der Wagen war überraschenderweise nicht voll besetzt. Kein Männerteam lauerte darauf, die Jagd aufzunehmen. Es gab nur einen Insassen - den Fahrer.
Der Honda stand ein paar Minuten am Straßenrand, verpasste mehrere Gelegenheiten, weiterzufahren. Quinn sah, dass der Fahrer immer wieder zurück- und nach vorn blickte, als erwarte er, etwas zu finden.
Endlich bog der Wagen nach rechts in die M Street ein und fuhr an Quinns Versteck vorbei. Obwohl er auf der anderen Straße war, war der Fahrer nah genug, dass Quinn ihn erkennen konnte.
Miststück , dachte er.
Tasha Laver.
9
Am nächsten Morgen stand Quinn früh mit der Stimme seines alten Mentors Durrie im Kopf auf.
»In unserer Welt sind die Dinge anders, Johnny. Du musst dich nur um dich selbst sorgen, um niemand anders.« Es war ein Refrain, den Durrie oft gepredigt hatte. »Für jemand anders ist kein Platz. Andere bringen nur alles durcheinander.«
Wieder einmal war die Botschaft des alten Mentors klar. Es war die gleiche Predigt, die Quinn im Kopf hörte, seit er sich entschlossen hatte, Jenny zu finden. Verschwinde von hier, zum Teufel, und geh nach Hause. Genau das hätte Durrie getan.
Mit einem Unterschied, dachte Quinn. Durrie hätte Jenny überhaupt nicht gesucht.
Aber natürlich war Quinn nicht Durrie. War er nie gewesen. Quinn
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