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Todesjagd

Titel: Todesjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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leer, er war allein.
    Er stieg die Stufen hinunter und ging mit dem Rücken zur M auf der Straße weiter. Er hatte im Hotel auf dem Stadtplan nachgesehen und war daher, als er am Ende des Blocks anlangte, nicht überrascht, nicht vor der Einmündung in eine Querstraße, sondern vor einem Kanal zu stehen.

    Es war der Chesapeake & Ohio Canal, besser als C&O bekannt. Im neunzehnten Jahrhundert hatte man auf ihm Waren aus Nord-Maryland nach D. C. und zurück transportiert. Jetzt diente er nur noch dazu, das historische Bild der Umgebung zu ergänzen.
    Der Kanal schnitt eine breite Ost-West-Schneise durch Georgetown. Da war nicht nur die mit Mauern aus Felsgestein eingefasste Wasserstraße, sondern auch der alte Treidelpfad, der parallel zum Wasser verlief. Neben dem Weg war ein schmaler Park mit Bäumen, Rasenflächen und Bänken.
    Quinn bog nach rechts ab und folgte dem Kanal zurück zu Jennys Straße. Wenn der Stadtplan richtig war, war Jennys Haus dasjenige, das auf der Ostseite der Straße an den Kanal grenzte.
    Das Haus war höher als die einstöckigen Einfamilienhäuser, aus denen die Umgebung hauptsächlich bestand. Vier Stock hoch, aber nicht viel breiter als die anderen Häuser. Quinn verstand. Jennys Adresse lautete »Apartment Nr. 3«, was darauf hinwies, dass sie in einem Mehrfamilienhaus wohnte.
    In einem Gebäude von dieser Größe schien es nur logisch, sich vorzustellen, dass es in jedem Stockwerk nur eine Wohnung gab. Apartment Nr. 3, dritte Etage.
    Als sein Blick in die Höhe bis zu der Stelle wanderte, wo er Jennys Wohnung vermutete, hielt er inne und starrte. Jedes Apartment hatte zwei Fenster auf den Kanal hinaus. Aber das Apartment im dritten Stock war anders. Wo einmal die Fenster gewesen waren, waren jetzt nur zwei große Sperrholzplatten. Sogar in dem schwachen Licht der Straßenlaternen erkannte er, dass die Klinker um die Fenster herum dunkel, beinahe schwarz waren.
    Er schaute zu den Wohnungen im vierten und im zweiten
Stock hinauf. Keine Vorhänge vor den Fenstern, auch kein Nippes auf den Fensterbänken. Nur Dunkelheit und das Gefühl von Leere. Und obwohl vor den Fenstern der ersten Etage und des Erdgeschosses die Vorhänge zugezogen waren, hatte Quinn das Gefühl, dass niemand zu Hause war.
    Ein Feuer? , dachte Quinn. Die Anzeichen waren nicht misszuverstehen. Und die Wohnung in der dritten Etage hatte das Schlimmste abbekommen.
    Was zum Teufel ist passiert? , dachte er.
    Er zwang sich weiterzugehen. In der Ferne hörte er den Verkehr auf der M Street, doch hier, bei Jennys Haus, herrschte eine unheimliche Stille. Selbst das Wasser im Kanal schien leiser durch die alten Schleusen und nur langsam von einer Ebene zur nächsten zu strömen.
    Als er den Gehsteig erreichte, der an dem kleinen Apartmenthaus vorbeiführte, hielt er wieder inne. Das Licht über der Haustür brannte nicht, aber trotz Dunkelheit sah man das Absperrband an der obersten Stufe. Quinn vermutete, dass das Gebäude evakuiert worden war.
    Er überprüfte die Straße, ging dann die Treppe hinauf und duckte sich unter dem Absperrband durch. Aus der Tasche seiner Windjacke nahm er ein Paar Latexhandschuhe und zog sie an.
    Er versuchte, den Türknauf zu drehen. Abgeschlossen, aber die Tür selbst schien lose, als sei das Schloss nicht eingerastet. Er versuchte es noch einmal und lehnte sich an die Tür, um zu sehen, ob sie Widerstand leistete. Das Schloss hielt einen Moment und gab dann mit einem leisen Knacken nach. Quinn ging schnell über die Schwelle und zog die Tür hinter sich zu.
    Er stand in einer kleinen Eingangshalle. Das Erste, was ihm auffiel, war der Geruch. Rauch. Aber nicht so stark wie
erwartet. Er fragte sich, wie lang es her war, dass das Feuer hier gewütet hatte.
    Rechts war eine Reihe von metallenen Briefkästen. Insgesamt fünf. Links war die Tür zur Erdgeschosswohnung und direkt vor ihm eine Treppe.
    Quinn ging zu den Briefkästen hinüber. Es fiel ausreichend Licht durch ein großes Fenster über der Haustür, so dass er die Schildchen auf jedem Briefkasten lesen konnte, ohne seine Taschenlampe herauszuholen. Die Kästen waren nummeriert, aber ohne Namen.
    Quinn brach das Schloss des mit der Nummer drei gekennzeichneten Kastens auf, der vollgestopft war, als sei derjenige, dem er gehörte, wenigstens eine Woche vor dem Brand nicht nach Hause gekommen. Danach war bestimmt keine Post mehr geliefert worden. Quinn zog mehrere Briefumschläge aus dem Haufen. Sie waren alle an eine einzige Person

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