Todesjagd
wie er in Guerreros Büro gelangen konnte.
Er schloss den Browser und öffnete seine E-Mail.
Es waren mehrere Nachrichten gekommen. Er ignorierte alle außer den beiden von Nate. Wie Quinn es ihm beigebracht hatte, stand in der Betreffzeile jeweils nur das Datum - zuerst das Jahr, dann der Monat und schließlich der Tag. Ließ sich leicht sortieren und gab keinen Hinweis auf den Inhalt.
Quinn öffnete die erste Mail.
Habe noch spätnachts gearbeitet und vermutet, dass du vielleicht schon schläfst. Ich kann dir, wenn du willst, morgen früh telefonisch weitere Einzelheiten mitteilen.
Habe Tasha Laver überprüft. Bisher habe ich im ganzen Land nur 3 Leute mit diesem Namen gefunden. Ist offenbar keine übliche Kombination. Unglücklicherweise sind zwei über siebzig und die Dritte nicht mehr am Leben.
Ich würde sagen, dass keine von ihnen deine dreißigjährige Frau ist.
Ich will es weiter versuchen, bezweifle aber, dass ich mehr Glück haben werde.
Hast du Orlando schon angerufen?
N.
Kein Glück mit Tasha. Warum überrascht mich das nicht? , dachte Quinn.
Die zweite E-Mail war ein paar Stunden nach der anderen abgeschickt worden. Quinn öffnete sie.
Die Fotos, die du mir aus Houston geschickt hast, sind eben fertig geworden. Nichts.
Ich mache jetzt einen zweiten Abgleich und sollte morgen früh mehr Informationen haben. Ich habe schon gedacht, dass sie nicht von hier sind, versuche es deshalb auch mit einigen ausländischen Datenbanken. Aber es dauert etwas länger, von dort Resultate zu bekommen.
Vielleicht sind es Geister?
Geister waren diejenigen, die das System umgingen, manchmal nach jeder Information über sich selbst suchten und sie löschten. Nate konnte wirklich Recht haben. Schließlich war Quinn selbst ein Geist und eben dabei, auch Nate in einen zu verwandeln.
Quinn klickte auf »Antwort«.
Gib mir Bescheid, sobald du etwas Neues weißt.
Lass Tasha Laver für den Moment außer Acht. Der Name ist wahrscheinlich eine Sackgasse.
Gut gemacht.
Q.
Er drückte auf »Senden«.
Das Majority Whip, eines der Abgeordnetenbüros, war im Longworth House Office Building an der Independence Avenue untergebracht. Es war das zweite und kleinste von drei
Gebäuden, die eigens für die Mitglieder des Repräsentantenhauses entworfen und gebaut worden waren. In demselben Gebäude hatte der Chef der Mehrheitspartei seine Büros, was für Parteiangelegenheiten sehr praktisch war. Die Führer der Minderheitspartei waren nebenan im Rayburn House Office Building untergebracht, einem massiven Bau, in dem die meisten Kongressabgeordneten ihre Schreibtische hatten.
Die drei Gebäude - Rayburn, Longworth und Cannon - standen in einer Reihe südlich vom Kapitol.
Quinn hatte noch nie Anlass gehabt, eines zu betreten. Tatsächlich war er auch noch nie im Kapitol gewesen. Obwohl er schon häufig Reisen nach D. C. unternommen hatte, war es immer nur aus beruflichen Gründen gewesen, wobei die Treffen in dafür vorgesehenen Gebäuden weit entfernt vom touristischen Zentrum stattgefunden hatten.
Einmal hatte er eine Viertelstunde am Lincoln Memorial verbracht, war dann hinübergegangen und hatte sich das Vietnam Veterans Memorial angesehen. Beide waren viel mächtiger gewesen, als er erwartet hatte. Schließlich hatte er sich von der schwarzen Granitmauer losgerissen, als er gemerkt hatte, dass er Namen anstarrte, die er nicht kannte, die aber, wenn das Schicksal es anders gewollt hätte, die seines Vaters, seiner Onkel oder einer der vielen Männer hätten sein können, denen er im Lauf der Jahre begegnet war.
Als er an diesem Morgen mit seinen E-Mails fertig war, rief er im Büro des Kongressabgeordneten Guerrero an und gab vor, ein Reporter zu sein, der einen Bericht über Guerrero schreiben wollte. Es war einfach gewesen. Eine Rolle aus Quinns schauspielerischer Vergangenheit. Er konnte schnell praktisch jede Rolle annehmen. Das war ein Talent, das Durrie von Anfang an an Quinn bewundert hatte.
Sein alter Mentor hatte es gehasst, eine Rolle zu spielen,
und hatte sich, wenn es nötig war, immer mehr auf Quinns Fähigkeiten verlassen. »Du bist ein natürlicher Lügner«, hatte Durrie gesagt. »Bleib dabei, und alles wird gutgehen.«
Quinn war nicht sicher, dass ihm dieses Kompliment gefiel, aber er konnte nicht leugnen, dass es ihm ebenso leichtfiel, die Identität eines anderen anzunehmen, wie aus dem Bett zu steigen.
Die Person, mit der Quinn in Guerreros Büro gesprochen hatte, hatte gesagt, sie werde
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