Todesjagd
hat«, sagte Quinn, eine Information nutzend, die er am Morgen in der Zeitung entdeckt hatte. »Sieht so aus, als werde man aufmerksam auf ihn. Mein Chefredakteur meinte, es sei gut, wenn wir die Ersten seien, die eine Story über ihn brächten, anstatt den Kollegen den Vortritt zu lassen. Also hat er mich hergeschickt.«
Ray strahlte.
»Wir haben die Zahlen auch gesehen. Und Colorado ist
nicht der einzige Staat, in dem unsere Zahlen eine steigende Tendenz verzeichnen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie gut es ist zu sehen, dass die Botschaft unseres Kongressabgeordneten an die Öffentlichkeit dringt.«
»Das verstehe ich.« Quinn lächelte Ray vielsagend an. »Ich schätze, dass Sie nächstes Jahr um diese Zeit aus diesem Kämmerchen fast schon aus- und in ein richtiges Büro auf der Mall eingezogen sein werden.«
»Bis dahin ist der Weg noch weit«, sagte Ray, nicht imstande, die Hoffnung aus seiner Stimme herauszuhalten. »Zwischen jetzt und dann könnte noch viel geschehen.« Er hob die Hand vom Schreibtisch. »Aber wenn Sie über die Wahlen sprechen wollen, könnte ich Sie mit jemandem von seinen Wahlkampfleuten zusammenbringen. Technisch gesehen kann ich mich nur um Dinge kümmern, die direkt mit den aktuellen Aufgaben des Kongressabgeordneten zu tun haben.«
»Natürlich, das verstehe ich«, sagte Quinn. »Und deshalb bin ich zu Ihnen gekommen.«
Eine Viertelstunde stellte Quinn Fragen, die sich wichtig anhörten, tatsächlich aber nur Luftblasen waren, die Ray mühelos beantworten konnte. Während Ray sprach, schrieb Quinn eifrig in sein Notizbuch, tat so, als sei er interessiert und gefesselt von den Antworten des Mannes.
Nach einem langen Bericht über die letzte Reise von Guerrero nach Texas sagte Quinn: »Das klingt so, als lägen ihm die Menschen am Herzen, die er repräsentiert.«
»Absolut.«
»Als ich auf meinem letzten Trip Jenny Fuentes kennenlernte, erwähnte sie, dass der Kongressabgeordnete der Parteilinie nicht blindlings folgt. Glauben Sie, das wird bei den Wahlen ein Problem für ihn sein?«
»Wieder muss ich Sie auf die Pressefrau der Wahlkampfkampagne
verweisen. Ihr Name ist Nicole Blanc, ich gebe Ihnen ihre Nummer.« Ray schrieb etwas auf einen Notizblock. »Jemand hat erwähnt, dass Sie anfangs mit Jennifer gesprochen haben. Merkwürdig, dass sie Sie nicht an den Pressesprecher oder an mich weitergeleitet hat.«
Er riss die Seite ab und reichte sie Quinn.
Quinn lächelte.
»Das ist gar nicht so merkwürdig. Wir haben einen gemeinsamen alten Freund. Einen Typen, den ich vom College her kenne. Er hat uns zusammengebracht.«
»Okay.« Ray nickte übertrieben verständnisvoll. »Das ergibt einen Sinn. Trotzdem erledigen wir Presseanfragen lieber durch unser Büro. Jemanden in ihrer Position belästigen wir nur, wenn es unbedingt nötig ist.«
»Ich hatte den Eindruck, dass sie sehr viel zu tun hat.«
»Ihre Stellung ist sehr anspruchsvoll«, sagte Ray.
»Nun«, sagte Quinn, »ich glaube, ich habe alles, was ich brauche. Ich danke Ihnen, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
Sie standen beide auf.
»Es war mir ein Vergnügen«, sagte Ray. »Bevor Sie gehen, hab ich noch was für Sie.«
Er beugte sich vor, öffnete eine Schreibtischschublade und holte eine große Leinentasche heraus. Sie war dunkelblau, und darauf stand in Weiß: »Alles Gute von James Guerrero.« Er reichte sie Quinn.
»Danke«, sagte Quinn.
»Darin finden Sie eine höchst interessante Ausgabe von Houston Living mit einem wunderbaren Artikel über den Kongressabgeordneten. Sie haben ihn sogar auf die Titelseite gesetzt.«
»Ich werde ihn mir ansehen.« Als Ray um den Tisch herumkam,
sagte Quinn: »Ob ich Jennifer wohl kurz guten Tag sagen könnte, wenn ich schon hier bin?«
»Bedauere«, sagte Ray. »Sie ist zurzeit nicht in D. C.«
»Ist sie beruflich unterwegs?«, fragte Quinn leichthin, als ob er eigentlich keine Antwort erwarte.
»Familienangelegenheiten, fürchte ich.«
»Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist.«
Ray sah Quinn mit einem besorgten Lächeln an und begleitete ihn zur Tür.
»Geht uns allen so.«
Sie gingen durch das Großraumbüro zurück. Quinn studierte seine Umgebung genau. Die Hektik schien, seit sie das letzte Mal durchgegangen waren, noch zugenommen zu haben.
Als sie nahe beim Ausgang waren, sagte Ray leise:
»Da drüben ist der Kongressabgeordnete.«
Quinn folgte dem Blick des Assistenten zu den Büros gegenüber. Der Kongressabgeordnete war eben mit einer älteren Frau
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