Todesjagd
es vermutlich schön und anregend. Für Quinn war es nützlich.
Er führte sie an den lebensgroßen Figuren von FDR und an den in Granit gehauenen Zitaten vorbei bis ans äußerste Ende der Anlage. Dort fanden sie den größten aller Wasserfälle. Wasser stürzte in Kaskaden oben von der Mauer auf Granitblöcke herab und schuf ein hypnotisches und, was wichtiger war, lautes Getöse. Quinn ging so nah wie möglich heran.
»Warum haben Sie mich hierhergebracht?«, fragte Tasha,
die Stimme erhebend, um den tosenden Wasserfall zu übertönen.
Er beugte sich zu ihr vor, damit er nicht auch schreien musste.
»Haben Sie irgendwo ein Abhörgerät versteckt?«
»Was?«
»Eine Wanze. Einen Sender. Haben Sie irgendwo einen?«
»Nein. Warum sollte ich?«
Er nahm sein Telefon aus der Tasche und stellte die Kamerafunktion ein, wählte den Wärmebildbetrieb und begann Tasha von oben bis unten abzutasten.
»Was tun Sie da?«, fragte sie.
»Drehen Sie sich um«, sagte er. Als sie sich nicht sofort rührte, fügte er hinzu: »Los!«
Obwohl das Telefon multifunktional war, hatte es keinen eingebauten Wanzendetektor. Jedoch konnte er mit der Wärmebildfunktion die Energiequelle eines Senders entdecken. Er fand nichts an ihrem Körper, aber an ihrer Handtasche schlug das Gerät an.
»Aufmachen«, sagte er und zeigte auf die Tasche.
Sobald sie es tat, steckte er die Hand hinein und begann darin herumzutasten.
»He!«, sagte sie. »Das sind meine Sachen.«
Er nahm ein Handy heraus und scannte die Tasche erneut. Kein Signal mehr. Wie vermutet, war es ihr Handy gewesen.
Er schob sein eigenes Telefon in die Tasche und überprüfte das von Tasha. Es schien in Ordnung zu sein. Billig. Eines jener Modelle, die Telefonfirmen in Räumungsverkäufen verhökerten. Er machte es auf und untersuchte es. Nichts Ungewöhnliches, soweit er sehen konnte. Aber um sicher zu sein, nahm er den Akku heraus. Dann machte er das Gerät wieder zu und schob es in seine Gesäßtasche.
»Das ist meins«, sagte sie.
»Warum verfolgen Sie mich?«, fragte er.
Sie starrte ihn finster an.
»Geben Sie mir mein Telefon zurück!«
»Wir werden sehen. Beantworten Sie zuerst meine Frage.«
Sie schwieg ein paar Sekunden.
»Wie heißen Sie?«, fragte sie schließlich.
»Geht Sie nichts an. Warum folgen Sie mir?«
»Sie wissen, wie ich heiße«, sagte sie.
»Wirklich?«
»Ich habe es Ihnen eben gesagt. Ich bin Tasha Douglas.«
»Und das letzte Mal haben Sie mir erzählt, Sie seien Tasha Laver.«
»Jetzt lüge ich nicht.«
»Das glaube ich erst, wenn ich es nachgeprüft habe.«
»Okay«, sagte sie. »Ich verstehe. Können Sie mir wenigstens sagen, wie ich Sie nennen soll?«
Er kniff die Augen zusammen.
»Jonathan.«
»Jonathan«, wiederholte sie.
»Warum verfolgen Sie mich?«, sagte Quinn.
»Ich habe Sie nicht verfolgt.«
»Wirklich? Sie haben also rein zufällig auf dem Independence Boulevard gestanden, als ich vorbeiging.«
Ihre Augen schweiften ab.
»Und letzte Nacht in Georgetown? War das auch ein Zufall, dass wir beide zur selben Zeit am selben Ort waren?«
»Sie haben mich gesehen?«
Quinn sah sie nur an, wartete.
»Ich war schon da, als Sie kamen«, sagte sie. »Ich wusste nur nicht, wie ich hineinkommen sollte. Einbruch gehört nicht zu meinen täglichen Übungen.«
»Warum also waren Sie dort?«
»Ich war wegen Jenny da.« Es sah fast so aus, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen und holte tief Luft.
»Weil Sie mit Jenny auf dem College waren?«
»Nein«, sagte sie. »Nicht nur deswegen. Jenny ist eine meiner besten Collegefreundinnen.«
»Tatsächlich? Wie süß«, sagte er tonlos. »Das erklärt noch immer nicht, warum Sie mir folgen.«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Sie nicht verfolge«, behauptete sie beharrlich. »Verstehen Sie denn nicht? Wir tun das Gleiche. Wir versuchen beide, Jenny zu finden.«
»Sind Sie dieser Meinung?«
»Ich habe Recht, nicht wahr?«
»Warum verfolgen Sie mich?«
»Verstehen Sie nicht? Jeder Ort, den Sie aufsuchen, gibt einen weiteren potenziellen Hinweis darauf, wo Jenny sein könnte. Und da ich sie auch suche, gehe ich eben an die gleichen Orte.«
Quinn lachte.
»Das ist eine der besten Antworten, die ich je gehört habe.«
Ihre Wangen röteten sich langsam, und ihr Zorn war jetzt deutlich in ihrer Stimme hörbar.
»Na und? Mit jemandem zu reden, mit dem Jenny gearbeitet hat, schien mir ganz logisch. Leider ließen sie mich im
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