Todesjagd
Ihnen die Ausstellung?«, fragte sie.
»Ganz gewiss ein einzigartiges Werk.« Quinn betrachtete eines der Bilder. »Es ist sehr traurig, nicht wahr?«
»Traurig?«, mischte sich der Kongressabgeordnete ein. »Da muss ich Ihnen aber widersprechen. Ich denke, dass jedes Bild auch Hoffnung ausstrahlt.«
»Nein«, sagte Jody. »Ich denke, Mr. Drake könnte Recht haben.«
»Die Hoffnung ist verlorengegangen - oder beinahe«, sagte Quinn.
Jody neigte den Kopf zur Seite und lächelte, diesmal jedoch nicht gekünstelt, sondern interessiert.
»Was denken Sie?«, wandte Quinn sich an sie.
»Ich versuche noch immer, mir darüber klar zu werden«, erwiderte sie. »Aber ich bin beeindruckt. Offensichtlich wissen Sie eine Menge über Kunst.«
»Ich weiß ein bisschen etwas über alles«, sagte Quinn. »Man weiß nie, wann man es brauchen kann.«
»Das ist eine sehr clevere Lebenseinstellung«, sagte Guerrero. »In meinem Job geht es mir ähnlich.«
Jody sah sich im Raum um.
»Ich hätte gern noch ein Glas Wein.«
»Ich hole dir eins«, sagte ihr Mann und sah dann Quinn an. »Sie entschuldigen uns, Mr. Drake.«
Als Guerrero sich abwandte, um zu gehen, sagte Quinn: »Übrigens, da wir beide hier sind, ich habe eine Sache, über die ich mit Ihnen sprechen möchte.«
Guerrero und seine Frau blickten zu Quinn zurück.
»Nur noch ein paar kurze Ergänzungen für meinen Artikel. Sollte nicht mehr als ein oder zwei Minuten dauern.«
Guerrero war irgendwie fähig, einen Seufzer mit einem auffordernden Lächeln zu verbinden.
»Es wäre am besten, wenn wir einen Termin vereinbarten. Kommen Sie morgen in mein Büro.«
»Unglücklicherweise muss ich morgen in New York sein«, sagte Quinn.
»Vielleicht geht es dann nächste Woche.«
»Wir sind nächste Woche nicht hier«, sagte Jody.
»Du hast Recht, das hatte ich ganz vergessen«, entgegnete Guerrero, obwohl er es ganz offensichtlich nicht vergessen hatte und verärgert war, dass sie es erwähnte.
Seine Frau lächelte.
»Warum hole ich mir nicht meinen Drink, und ihr beide redet inzwischen miteinander?«
»So lange wird es nicht dauern«, sagte Quinn.
»Gut«, erwiderte Guerrero. »Aber wenn es länger dauert als ein paar Minuten, müssen wir das Gespräch verschieben. Ich bin nicht hier, um Interviews zu geben. Ich bin hier, um Marta und ihre Kunst zu unterstützen.«
»Ich verstehe«, sagte Quinn. »Ich werde Sie nicht lange aufhalten.«
Quinn und Guerrero suchten sich in stillschweigendem Einvernehmen eine ruhigere Ecke am Ende des Raums. Quinn stellte sich so hin, dass er den Mann am Eingang im Auge behielt. Er beobachtete sie zwar, schien aber nicht alarmiert.
»Was kann ich also für Sie tun?«, fragte Guerrero.
»Es geht um Jennifer Fuentes.«
Guerrero sah überrascht aus.
»Jennifer? Was ist mit ihr?«
»Ich versuche, sie zu finden, und denke, dass Sie mir dabei helfen könnten.«
An der Eingangstür hatte sich der Bodyguard umgedreht, um mit zwei Neuankömmlingen zu sprechen, Männern, die
nicht so aussahen, als seien sie der Kunst wegen hierhergekommen. Das Gespräch wirkte eher sachlich als ungezwungen. Vielleicht Kollegen?
»Sie ist im Urlaub.«
»Wohin ist sie gefahren?«
»Das geht Sie nichts an, Mr. Drake.«
»Tatsächlich geht es mich etwas an«, sagte Drake. »Ich muss Sie …« Er unterbrach sich.
Die beiden kürzlich eingetroffenen Security-Männer hatten ihr Gespräch beendet und sahen sich im Raum um. Quinn erstarrte. Er hatte diese Männer schon gesehen.
In Houston. In dem Volvo, der ihn verfolgt hatte.
Wenn sie ein Teil von Guerreros Wachmannschaft sind, dann bedeutet das …
Plötzlich fehlte ihm das Gefühl der SIG an seiner Seite.
»Dann muss ich was tun?«, fragte Guerrero.
»Dann müssen Sie mir sagen, wo sie ist.«
Guerrero hob das Kinn ein paar Zentimeter, so dass er fast auf Quinn hinuntersah.
»Ich denke, wir sind hier fertig.«
»Nein, sind wir nicht.«
Quinn legte die Hand auf Guerreros Arm und hinderte ihn daran, zu gehen. Er bewegte sich nach links, so dass der Kongressabgeordnete ihn verdeckte und die beiden Neuankömmlinge ihn nicht sehen konnten.
»Sie machen sich nicht die geringsten Sorgen um Jenny, oder?«, fragte Quinn. »Sie wissen, dass ihre Wohnung zerstört wurde. Sie wissen auch, dass mit ihrem Haus in Houston das Gleiche passiert ist, nicht wahr?«
»Wer sind Sie?«, fragte Guerrero. »Sie sind kein Reporter.«
»Wo ist sie? Was haben Sie mit ihr gemacht?«
»Ich habe gar nichts mit ihr gemacht
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