Todesjagd
kannst.«
»Quinn, warte«, sagte Nate.
»Was gibt es?«
»Ich habe mit Orlando gesprochen.«
Etwas in Nates Stimme ließ Quinn stutzen.
»Wann?«
»Vor einer Stunde ungefähr.«
»Ich habe ihr zwei, drei Nachrichten hinterlassen, aber sie hat nicht zurückgerufen.«
»Sie … ist nicht sie selbst. Ich denke, sie hat geglaubt, dich auf deinem Handy angerufen zu haben.«
»Was ist passiert?«
Eine lange Pause. Dann:
»Ihre Tante ist gestorben.«
Quinn hatte das Gefühl, von seinen letzten Kräften verlassen zu werden.
»O nein!«
»Es ist passiert, als du in Houston warst.«
Quinn stützte einen Ellenbogen aufs Knie und legte die Stirn in die offene Hand.
»Und woran ist sie … Was war es?«
»Krebs. Ich glaube, er wurde vor einigen Monaten diagnostiziert, aber Orlando hat es erst vor einer Woche erfahren.«
Kein Wunder, dass er keinen Rückruf erhalten hatte.
»Wie hat Orlando sich angehört?«
»Benommen. Als könne sie es nicht glauben.« Nate hielt kurz inne. »Die Beerdigung ist morgen Nachmittag.«
Quinn fuhr auf.
»Im Ernst?«
»Was denkst du denn?«
Quinn starrte auf eine Fliese vor seinen Füßen, in Gedanken Tausende von Meilen weit weg, im Westen.
»Quinn?«, fragte Nate. »Bist du noch da?«
»Ich … ich ruf dich zurück.«
Quinn trennte die Verbindung.
Während der nächsten zehn Minuten saß er stocksteif da.
15
Die San Francisco Bay tauchte an beiden Seiten der Maschine auf. Einen Moment sah es so aus, als würden sie auf dem Wasser landen. Dann war plötzlich die Landebahn unter ihnen.
Nach seinem Telefonat mit Nate verschwendete Quinn an die geplante Rückkehr nach Los Angeles keinen Gedanken mehr. Orlando hatte ihre Tante verloren. Mit Ausnahme ihres Sohnes Garrett war sie das einzige noch lebende nahe Familienmitglied gewesen. Quinn musste jetzt für sie da sein.
Erst als er und Tasha westwärts flogen, erinnerte er sich, dass es dort noch jemanden gab, den er aufsuchen konnte, während er in der Stadt war. Jorge Albina, der Mistkerl, der ihn beauftragt hatte, den Leichnam von Markoff zu beseitigen, lebte außerhalb von San Francisco.
Auf dem Flughafen mietete Quinn ein Auto, und bald fuhren er und Tasha in nördlicher Richtung in die Stadt.
»Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, können Sie sich vielleicht ein bisschen ausruhen«, sagte er.
»Klar«, sagte sie, und es klang, als habe sie es bitter nötig.
Vor dem Abflug aus D. C. hatte Quinn unter einem seiner Decknamen zwei aneinandergrenzende Zimmer im Marriott auf der Fourth Street gebucht. Quinn war früher schon dort abgestiegen und wusste, dass das Hotel mit Gästen, die an Konferenzen im nahe gelegenen Moscone Center teilnahmen, immer voll belegt war.
Es war eine perfekte Mischung aus Komfort und Größe und bot ihnen alles, was sie brauchten, vor allem Anonymität.
Als sie vor dem Hotel anhielten, teilte Quinn dem Mann vom Parkservice mit, dass er den Wagen in der Nähe abstellen solle, da er bald wieder wegfahren wolle.
Tasha warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Ich habe etwas zu erledigen«, sagte er. Er sah die Unsicherheit in ihren Augen und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Sie werden sich wohlfühlen. Niemand weiß, dass Sie hier sind.«
»Ich will nicht allein sein. Vielleicht sollte ich Sie begleiten.«
»Sie werden nicht allein sein. In meinem Zimmer nebenan wird sich jemand aufhalten.«
Sie wich zurück.
»Wer?«
»Ein Freund.«
Sie warf ihm einen beunruhigten Blick zu. Trotzdem sagte sie:
»Okay, ich vertraue Ihnen.«
Sie gingen am Empfang vorbei direkt zu den Aufzügen. Es gab zwei Möglichkeiten: entweder die Zimmer im Hochhaus oder in dem niedrigeren Komplex.
Quinn holte das Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste.
»Wir sind hier«, sagte er.
»Die Zimmer im siebenundzwanzigsten Stock, Nummer sechsundvierzig und siebenundvierzig«, sagte Nate.
Tasha schlief sehr schnell ein. Quinn hatte sie mit Nate bekannt gemacht, ihr dann gezeigt, dass ihre Zimmer eine Verbindungstür hatten. Er wusste dennoch, dass sie mit der Situation nicht zufrieden war, aber sie sagte nichts mehr.
Sobald Quinn sicher war, dass sie schlief, schloss er die
Verbindungstür zwischen den beiden Räumen, damit sie ungestört war.
»Die Anzüge?«, fragte er Nate.
»Im Schrank.«
Quinn fand einen Kleidersack, nahm einen schwarzen Anzug heraus und begann sich umzuziehen.
»Und die Waffen?«, fragte Quinn.
»Für jeden von uns eine, die sind da drin«, antwortete Nate und
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