Todesjagd

er zu einer Nachricht kam, die vor zehn Tagen unter Jennys Adresse verschickt worden
war. »Tatsächlich sind es drei Mails. Die hier ist die älteste, dann eine vom letzten Freitag und die letzte von heute Morgen. Die ersten beiden sind grundlegend die gleichen. ›Wo bist du?‹ Aber keine Antwort von Markoff.«
    »Was ist mit der Nachricht von heute Morgen?«
    Blackmoore fand die Nachricht. Der Code war Cape Cod. Quinn entschlüsselte den Text diesmal selbst.
     
    »Ich komme, um dich zu finden. Gruß« ,
    las er laut vor.
    »Ja«, sagte Blackmoore.
    »Sie haben nie auf eine Mail von ihr geantwortet?«
    »Warum sollte ich? Sie waren nicht für mich bestimmt.«
    »Aber Markoff ist tot.«
    »Das wusste ich nicht, ehe Sie es mir jetzt gesagt haben.«
    »Unsinn«, sagte Quinn. »Vielleicht hatten Sie keinen Beweis dafür, aber Sie mussten davon ausgehen, dass es wahrscheinlich die Wahrheit war. Sie haben zu lange in dieser Branche gearbeitet, um so naiv zu sein.«
    »Was sollte ich ihr denn mitteilen? Ich denke, Ihr Liebster ist tot, alles Gute?«
    »Sie hätten versuchen können, ihr zu helfen.«
    »Wie denn?«
    »Ihre Verbindungen benutzen. Irgendetwas tun.«
    »Ich glaube, Sie überschätzen meinen augenblicklichen Einfluss.«
    Quinn fühlte, wie sich Enttäuschung in seiner Brust breitmachte. Aber nach einem tiefen Atemzug war er imstande, sie zurückzudrängen. Schließlich zeigte Blackmoore ihm eine Möglichkeit, sich mit Jenny in Verbindung zu setzen. Das war das Wichtigste.

    »Wissen Sie, wovor sie davongelaufen ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hat es vielleicht etwas mit ihrem Boss zu tun?«
    »Mit dem Kongressabgeordneten?«, fragte Blackmoore.
    »Ja.«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Markoff hat es mir nicht gesagt. Und ich bin froh, weil es mich nicht interessiert.«
    Quinn dachte einen Moment nach und sagte dann:
    »Ich muss ihr unbedingt eine Antwort schicken.«
    »Nicht unter meiner E-Mail-Adresse.«
    »Ich richte mir selbst eine ein.«
    »Und nicht von meinem Computer. Ich möchte nicht, dass die Nachricht zu mir zurückverfolgt wird.«
    Quinn starrte den alten Mann an.
    »Es fällt mir schwer zu glauben, dass irgendetwas hierher zurückverfolgt werden kann.«
    Auf Blackmoores Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns. Schließlich stieß er den Stuhl zurück und gab den Platz frei.
    »Mit einem neuen Benutzernamen«, sagte er. »Ich gebe Ihnen nicht mein Passwort. Und nicht länger als fünf Minuten.«
    Quinn entwarf schnell, was er sagen wollte, und beantwortete dann Jennys letzte Nachricht unter seiner neuen Mail-Adresse. In der offiziellen Nachricht, dass er von der kalifornischen Küste aus in See stechen würde, war folgender Hinweis versteckt:
    Quinn hier. Bitte, ich muss mit dir reden. Antworte so schnell wie möglich.
    Die Ortskennung, die er benutzte, war die von Coronado, der Insel, auf der er das Foto von Jenny gemacht hatte, das er Markoff
abgenommen hatte. Er hoffte, daran würde sie erkennen, dass er es tatsächlich war.
    »Rührend«, sagte Blackmoore, der ihm über die Schulter schaute. »Und wenn sie antwortet?«
    »Dann werde ich ihr helfen.«
    »Ich nehme an, Sie werden Markoff sehr bald Gesellschaft leisten.«
    Er tippte Quinn mit dem Lauf seiner Pistole auf die Schulter. Quinn verstand die Botschaft, stand auf, und der alte Mann ging voraus zur Tür.
    »Ich wollte Sie noch um etwas bitten«, sagte Quinn.
    Blackmoore blieb kurz vor dem Flur stehen und blickte zu Quinn zurück.
    »Ich bin fertig mit Reden.«
    Quinn griff in seine Tasche. Als er es tat, erstarrte Blackmoore und hob die Waffe in seiner Hand ein paar Zentimeter.
    »Markoff hat eine Botschaft hinterlassen«, sagte Quinn und holte seine Brieftasche heraus.
    Die Welt schien für einen Moment stillzustehen.
    »Sie haben gesagt, er sei tot.«
    »Er lebte noch, als er in den Container gesperrt wurde. Zumindest lange genug, um etwas an die Wand zu kritzeln.«
    »Was?«
    Quinn öffnete die Brieftasche und nahm ein Stück Papier mit der Kopie von Markoffs Botschaft heraus. Er hielt es Blackmoore hin.
    Der alte Mann zögerte ein paar Sekunden, ging dann zurück und griff nach dem Papier. Quinn beobachtete ihn, während er auf die schwer zu entziffernden Schriftzeichen starrte.
    »Eine Art Code vielleicht?«, meinte Blackmoore, ohne den Blick zu heben.
    »Sie erkennen den Text nicht?«

    »Nein. Aber das hat nichts zu bedeuten.« Blackmoore hob das Papier näher an sein Gesicht. »Was bedeuten diese beiden Zeichen? Gehören sie