Todesjagd
doppelt hören, direkt neben sich und durch den Ohrstöpsel. »Was soll ich sagen, wenn du ganz schnell von dort drin verschwinden musst?«
Quinn sah seinen Assistenten an.
»›Mach, dass du rauskommst‹, wird genügen.«
»In Ordnung«, sagte Nate. »Viel Glück.«
Quinn lächelte knapp und setzte sich in Bewegung.
Er ging um die Seite des Gebäudes herum und kam zu dem
Fußweg am Fluss. Zwar war das Quayside Villas auch auf der Rückseite beleuchtet, aber nicht wie bei den Haupteingängen bis in die äußersten Winkel. Noch wichtiger war jedoch, dass sich hier kein Wachmann permanent aufhielt. Allerdings gab es zwei Kameras, die einen großen Teil der Rückfront und damit den hinteren Haupteingang abdeckten.
An den Wänden links und rechts vom Haupteingang standen Säulen, etwa sechzig Zentimeter im Durchmesser, die einen schmalen Portikus bildeten, der mehr der Dekoration als einem praktischen Nutzen diente. Über den Säulen, im ersten Stock, war eine Reihe von blinden Fenstern, in die Mauer eingelassen und vergittert. Darüber befand sich der Dach-Patio. Das war entscheidend.
Nach Quinns Einschätzung war das der leichteste Weg, in das Gebäude zu gelangen. Dort hineinzukommen, ohne gesehen zu werden, darum ging es. Nachdem er die Fotos geprüft hatte, die sie im Lauf des Tages gemacht hatten, hatte er einen schmalen toten Winkel nahe der Ecke im Südosten entdeckt, der von der Kamera nicht erfasst wurde.
Das war nicht perfekt, aber es würde genügen.
Auf dem Rückweg in ihr Hotel am Nachmittag hatten Quinn und Nate kurz an einem von einer Familie geführten Do-it-yourself-Laden in der Nähe von Chinatown angehalten. Er war vollgestopft mit Küchen- und Hauswirtschaftsgeräten, Krimskrams und Werkzeug. Es war einer dieser Läden, in denen man einfach fragte, wenn man nicht sah, was man wollte. Egal, was es war, der Ladenbesitzer würde es finden.
Ohne Hilfe zu benötigen, hatte Quinn Handschuhe mit Gummifingern und ein festes Seil entdeckt. Im Hotel hatte er das Seil bis auf die Länge von etwa sechs Metern abgeschnitten und an ein Ende eine dünne Schnur gebunden.
Als er jetzt vor den Säulen stand, befestigte er das freie
Ende der Schnur an einer Gürtelschlaufe seiner Hose. Es würde als Sicherheitsleine dienen, wenn er das Seil loslassen musste. Der nächste Schritt betraf das Seil selbst. Er machte eine Schlinge, schlang sie um die Säule, wickelte dann jeweils ein Ende um eine Handfläche und zog kräftig daran, um seine Festigkeit zu prüfen.
Zufrieden schaute er sich nach beiden Seiten entlang des Flusses um, um sich zu überzeugen, dass er immer noch allein war, und begann dann, die Säule hinaufzuklettern. Das Seil bewahrte ihn davor zurückzurutschen, wenn er die Füße bewegte. Alle paar Sekunden machte er einen Satz nach oben, während er gleichzeitig mit seiner Rettungsleine ein Stück höher rutschte. In weniger als einer halben Minute hatte er das obere Ende der Säule erreicht. Dort angelangt, schob er seine Füße auf einen kleinen Vorsprung an der Säule und hockte sich dann mit an die Brust hochgezogenen Knien hin.
Das Timing seines nächsten Schrittes war kritisch. Er ließ das Seil fallen, schob sich zugleich mit den Beinen nach oben, streckte die Hand aus und packte das untere Sims des Fensters im ersten Stockwerk. Mit einem dumpfen Geräusch schlug das Seil gegen die Säule, es fiel aber nicht tiefer, denn die Sicherheitsleine, die an seiner Hose festgebunden war, verhinderte, dass es zu Boden fiel.
Nur mit Hilfe der Arme zog Quinn sich nach oben. Sobald er hoch genug war, schwang er das rechte Bein wie ein Pendel und bekam das Sims mit der Ferse zu fassen.
»Alles ruhig?«, flüsterte Quinn ächzend. So wie die Überwachungskameras ausgerichtet waren, glaubte er sich noch immer außer Sicht, aber sicher konnte er nicht sein.
»Ja«, sagte Nate in sein Funkgerät. »Er schaut nicht einmal auf den Schirm.«
Die Überwachung des Quayside Villas war nicht sonderlich
risikoreich. Je mehr davon sich an der Frontseite abspielte, umso abschreckender war es für eventuelle Unruhestifter. Das wussten die Wachmänner natürlich, und es machte sie zweifellos faul.
Sobald Quinn mit beiden Beinen auf dem Sims stand, kauerte er sich nieder. Er sah sich rasch um, schätzte seine Möglichkeiten ein. Der obere Rand der Mauer war einen knappen Meter über ihm. Er konnte den Sprung wagen, aber wenn er die Kante verfehlte, fiel er rücklings auf den harten zementierten Gehweg.
Er holte
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