Todesjagd
Wohnzimmer. Er hatte seinen Rucksack dabei, vollgestopft mit den Dingen, die er brauchen würde. Er war froh, als er nur auf Orlando traf. Sie saß am Schreibtisch, sah aber ganz und gar nicht zufrieden aus.
»Wir werden die Funkausrüstung brauchen«, sagte Quinn.
Sie deutete auf ihren Rucksack, der etwa einen Meter neben ihr auf dem Boden lag. Darin fand Quinn drei Boxen, die MP3-Spieler zu sein schienen. Während sie bei jedem neugierigen Zollbeamten als Geschenke durchgingen, waren es doch in Wahrheit Funksprechgeräte. Quinn nahm jeweils eins für sich und eins für Nate.
»Gibt’s was Neues?«, fragte er und blickte Orlando über die Schulter.
»Nein. Jennys Telefon ist immer noch abgestellt.« Sie drehte sich um und sah Quinn an. »Vielleicht sollte ich mitkommen.«
»Ich brauche dich hier für den Fall, dass Jenny uns wieder kontaktieren will.«
»Als ob das wahrscheinlich wäre«, sagte Orlando.
Er schaute auf den Computer.
»Während wir weg sind, könntest du vielleicht feststellen, wo der Kongressabgeordnete absteigen wird. Und LP, jemand muss doch wissen, was das heißt.«
»Um Guerrero habe ich mich schon gekümmert.«
Quinn lächelte. Es überraschte ihn nicht.
»Er hat Zimmer in zwei verschiedenen Hotels reserviert«, sagte sie.
»Da ist einer ein bisschen paranoid. In welchen?«
»Im Sheraton und natürlich im Raffles.« Das Raffles war das berühmteste Hotel in Singapur und eins der berühmtesten in der ganzen Welt. Groß und luxuriös, war es seit mehr als hundert Jahren das wichtigste Hotel in Singapur. In einer der Bars des Raffles - der Long Bar - war der Singapore Sling erdacht worden.
»Er wird im Raffles absteigen«, sagte Quinn.
»Das ist auch meine Vermutung.« Sie tippte auf ein paar Tasten, hielt inne und blickte wieder zu ihm auf. »Findest du
wirklich, dass es eine gute Idee ist, heute Abend dorthin zurückzugehen?«
»Es wird ruhig sein. Wir können uns leichter umsehen.«
»Du hast keine Ahnung, auf was du vielleicht stoßen wirst. Vielleicht kommst du nicht einmal bis zu dem Sender.«
»Markoff hat uns aus einem bestimmten Grund auf das Gebäude aufmerksam gemacht. Ich will mich nur einmal umsehen.«
Sie wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
»Du solltest nicht gehen.«
»Und du solltest dich ausruhen«, sagte er. »Du kriegst sonst noch schlechte Laune.«
Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
»Es ist ja nett von dir, dass du mir anbietest, wach zu bleiben, bis ich zurückkomme, aber es ist wirklich nicht nötig.«
»Du stellst aber wirklich nichts Idiotisches an, okay?«
Drei Uhr morgens.
Die Straßen um das Quayside Villas lagen verlassen da. Die einzige Person, die zu sehen war, war der Wächter, der in dem verglasten Security Office am Haupteingang saß. Er war allein, doch das hieß gar nichts. Quinn vermutete, dass wenigstens ein Mann seine Runden um das Haus machte. Und um sicherzugehen, war es besser zu vermuten, dass es noch zwei weitere gab, für jeden Turm einen.
Die Beleuchtung vor dem Gebäude war gut durchdacht. Sie erhellte die Fassade geschmackvoll, machte es jedoch unmöglich, sich in irgendeinem dunklen Winkel zu verstecken. Und wie Quinn erwartet hatte, war der Haupteingang besonders hell beleuchtet.
»So müsste es gehen«, sagte Quinn.
Er und Nate standen auf der gegenüberliegenden Straßenseite
an der Ecke des benachbarten Hotels. Von ihrem Versteck hatten sie einen besonders guten Blick auf den einem Aquarium nicht unähnlichen Security-Raum und die Eingänge der beiden Türme.
Er blickte auf das Ortungsgerät in seiner Hand.
»Das Signal ist immer noch sehr deutlich«, sagte er.
»Das ist gut«, sagte Nate.
Quinn nahm ein kleines Kästchen aus seinem Rucksack. Darin lag etwas, das wie ein altes, zusammenschiebbares Opernglas aussah. Doch obwohl es einem ähnlichen Zweck diente, besaß dieses besondere Fernglas etwas Einzigartiges. Es konnte als Nachtsichtgerät genutzt werden. Unbrauchbar fürs Theater, eignete es sich dagegen ausgezeichnet für ihre Zwecke. Er reichte es Nate.
»Wenn der Wachmann sich nur eine Spur bewegt, sagst du mir Bescheid.«
»Jedes Mal?«, fragte Nate.
»Jedes Mal.«
Quinn hatte das Kabel seines Funkgeräts unter sein Hemd gesteckt, damit es sich nicht irgendwo verfing. Er nahm den baumelnden Ohrstöpsel und steckte ihn sich ins linke Ohr.
»Eins, zwei«, sagte er, um sich zu vergewissern, dass das kleine Mikrofon funktionierte.
»Ich höre dich.« Quinn konnte Nates Stimme gleich
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