Todesjagd
betrug dreißig Meter, entweder war die Wohnung viel größer, als er dachte, oder es war niemand zu Hause.
Ich nehme Tür Nummer zwei , dachte Quinn.
»Ich brauche ein Ablenkungsmanöver.«
Quinn stand im Wohnzimmer des Apartments, in der Nähe der Wohnungstür. Er hatte die Kletter- durch Latexhandschuhe ersetzt und dann die Tür aufgeschlossen. Jetzt musste er sie nur noch aufziehen und den Hausflur betreten, hatte aber keine Ahnung, ob im Flur Kameras waren.
»Wie lange?«, fragte Nate.
»Fünfzehn Sekunden. Dreißig wären besser.«
Quinn hörte, dass Nates Mikrofon sich an etwas rieb.
»Okay«, sagte Nate. »Gib mir eine Minute. Dann bekommst du ein Startzeichen.«
Quinn hielt seine Stellung, eine Hand auf dem Türknauf, die andere geschlossen an der Tür ein paar Zentimeter höher. Wenn es Nate gelang, den Wachmann ein paar Sekunden abzulenken, sollte er imstande sein, die Treppe ausfindig zu machen und mit dem Aufstieg zur dritten Etage zu beginnen.
»Bereit?«, fragte Nate.
»Ja.«
Es folgte eine Pause, dann hörte Quinn etwas, das sich wie ein gedämpfter Schlag anhörte.
»Los«, sagte Nate.
Quinn öffnete die Tür und rannte in den Flur der zweiten Etage. Er gab sich zwölf Sekunden Zeit, die Treppe zu finden und nach oben zu verschwinden.
An der Wand gegenüber führten Türen zu weiteren Apartments. Rechts ging der Korridor in eine kleine Lobby über, wo sich der Aufzug befand.
Wo zum Teufel war die Treppe? Er blickte nach links. Nichts. Als er sich nach rechts wandte, entdeckte er eine Tür, die sich von den anderen unterschied.
Sie war aus Metall, ohne Schlösser.
Er lief durch den gefliesten Flur und stieß die Tür auf.
Auf halbem Weg zum dritten Stockwerk erlaubte er sich zum ersten Mal ein paar Momente der Entspannung.
»Was ist los?«, fragte er.
»Ich denke, ich hab eben vielleicht ein bisschen übertrieben«, sagte Nate.
»Was hast du gemacht?«, fragte Quinn. Er war im dritten Stock angekommen und blieb neben der Tür stehen.
»Ich hab gedacht, ich könnte was ans Fenster von dem Security-Raum werfen. Du weißt schon, um die Typen ein bisschen aufzurütteln.«
Kein übler Plan. Der Raum bestand nur aus Fenstern, man konnte sich sehr gut vorstellen, dass ein paar übermütige Teenager herumzogen und Ärger machten.
»Und?«
»Ich … eh … ich denke, ich habe die Scheibe zerbrochen«, sagte Nate. »Es sind übrigens drei Wachleute. Der Typ, der im Raum war, ist fast vom Stuhl gefallen, als der Stein ins Fenster knallte. Er rannte nach draußen und rief die beiden anderen.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Alle draußen. Sehen stocksauer aus. Besonders der erste Typ.«
»Keiner sitzt vor den Monitoren?«
»Nein.«
Quinn lächelte.
»Gute Arbeit.«
Er beschloss, es zuerst bei 04/21 zu versuchen. Ohne die Tür zu öffnen, nahm er wieder sein Handy heraus und suchte den Flur dahinter nach Spuren von Körperwärme ab. Das Einzige, was er aufspürte, war eine regelmäßige Reihe weißer Flecken. Lichter.
Er stieß die Tür zum dritten Stock auf. Der Flur war fast identisch mit dem im zweiten Stock, außer dass es am anderen Ende keine Glastür gab, die nach draußen führte. Und, soweit er sehen konnte, auch keine Überwachungskameras.
Schnell ging er den Flur entlang und blieb stehen, als er Apartment 04/21 erreichte. Eine schnelle Überprüfung seines Ortungsgeräts zeigte Signalstärke 9.989 an, was bedeutete, dass er etwa sechs Meter von der Quelle des Signals entfernt war.
Er erlaubte sich ein rasches Grinsen und schüttelte den Kopf. Orlando hatte Recht gehabt, und sie würde ihm das bestimmt mehr als nur einmal unter die Nase reiben.
Nun war die Tür zu Apartment 04/21 bloß noch fünf Meter weit entfernt. Für die meisten Leute hätte sie vermutlich genauso ausgesehen wie alle anderen. Aber für Quinns geschultes Auge gab es einen deutlichen Unterschied.
Es betraf nicht die Tür selbst, sondern die Wand gegenüber. In Augenhöhe war dort eine metallene Wandleuchte angebracht, in der ein Strauß Orchideen steckte. Sie passte sehr gut zu dem Design des Gebäudes. Doch während alle anderen Wandleuchten den Flur mit Licht versorgten, enthielt diese als Einzige Blumen.
Quinn spielte in Gedanken rasend schnell alle Möglichkeiten durch. Ein Sensor, eine Kamera oder ein Alarm konnten in dem Wandschmuck versteckt sein. Es musste etwas dergleichen sein. Er konnte nicht glauben, dass es sich um etwas Harmloses handelte.
Und er verfügte über eine schnelle
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