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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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überfahren. Der Mann ist tot, die Frau schwerstverletzt. Was ist mit Cates zweitem Schuh passiert? Und was mit ihrem Baby?
    Ein Polizist kommt, um mich zu befragen. Er ist etwa so alt wie ich und trägt eine frisch gebügelte Uniform mit glänzenden Knöpfen, was mich in meinem Aufzug noch verlegener macht.
    Er hat eine Liste von Fragen – was, wo, wann und warum. Ich versuche, mich so gut wie möglich an alles zu erinnern. Der Wagen kam aus dem Nichts. Donavon hat gerufen.
    »Sie glauben also nicht, dass es ein Unfall war?«
    »Ich weiß es nicht.«
    In meinem Kopf höre ich, wie Donavon dem Fahrer vorwirft, die beiden absichtlich überfahren zu haben. Der Polizist gibt mir eine Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch irgendwas einfällt, rufen Sie mich an.«
    Durch die Schwingtüren sehe ich Cates Familie eintreffen, ihren Vater, ihre Mutter in einem Rollstuhl und ihren älteren Bruder Jarrod.

    Barnaby Elliot hat die Stimme erhoben. »Was soll das heißen, es gibt kein Baby? Meine Tochter ist schwanger.«
    »Was sagen sie, Barnaby?«, fragt seine Frau und zupft an seinem Ärmel.
    »Sie sagen, sie war nicht schwanger.«
    »Dann kann es nicht unsere Cate sein. Sie haben die falsche Person.«
    »Wenn Sie bitte hier warten würden«, unterbricht der Arzt sie. »Ich schicke jemanden, der mit Ihnen spricht.«
    Mrs. Elliot wird zunehmend hysterisch. »Heißt das, sie hat das Baby verloren?«
    »Sie war nie schwanger. Sie hatte kein Baby.«
    Jarrod versucht zu intervenieren. »Verzeihung, es muss sich um einen Irrtum handeln. Cate hatte ihren Termin in vier Wochen. «
    »Ich verlange meine Tochter zu sehen«, fordert Barnaby. »Ich möchte auf der Stelle zu ihr.«
    Jarrod ist drei Jahre älter als Cate. Seltsam, wie wenig ich mich an ihn erinnere. Er züchtete Tauben und trug bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr eine Klammer. Ich glaube, er hat in Schottland studiert und später einen Job in der City bekommen.
    Im Gegensatz dazu ist nichts an Cate entfernt, diffus oder kleiner geworden. Ich kann mich noch daran erinnern, wann ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie saß in weißen Socken, einem kurzen karierten Rock und Doc Martens auf einer Bank vor dem Schultor in Oaklands. Ihre Augen waren mit Mascara verschleiert und wirkten unglaublich groß, ihr toupiertes Haar schimmerte in allen Farben des Regenbogens.
    Obwohl sie neu auf der Schule war, kannte Cate nach wenigen Tagen mehr Kinder und hatte mehr Freundinnen als ich. Sie konnte nicht still sitzen – ständig schlang sie ihre Arme um irgendjemanden, tippte mit einem Fuß auf oder wippte mit einem übergeschlagenen Bein.

    Ihr Vater war Bauunternehmer, sagte sie, ein Zweiwort-Beruf, der einem Mann Würde verlieh wie ein doppelläufiger Nachname. »Lokführer« besteht auch aus zwei Wörtern, aber der Job meines Vaters war nicht so beeindruckend und hatte ungleich weniger gesellschaftliches Renommee.
    Barnaby Elliot trug dunkle Anzüge, strahlend weiße Hemden und Krawatten von einem seiner diversen Clubs. Er hat zwei Mal in Bethnal Green für die Tories kandidiert und einen sicheren Labour-Sitz noch sicherer gemacht.
    Ich habe den Verdacht, dass er Cate nur aus wahltaktischem Kalkül nach Oaklands geschickt hat. Er stellte sich selbst gern als einen Mann dar, der »die Unbilden der Straße« kannte und sich durchgekämpft hatte, mit Schmutz unter den Fingernägeln und Maschinenöl im Blut.
    In Wahrheit hätten die Elliots ihre einzige Tochter lieber auf eine anglikanische Privatschule für Mädchen als nach Oaklands geschickt. Vor allem Mrs. Elliot betrachtete unsere Schule als ausländisches Territorium, das zu besuchen sie keinerlei Bedürfnis verspürte. Cate und ich sprachen fast ein Jahr lang nicht miteinander. Sie war das coolste, begehrenswerteste Mädchen der ganzen Schule, trotzdem nahm sie ihre Schönheit beiläufig, ja, beinahe widerwillig hin. Mädchen umringten sie schwatzend und lachend und suchten ihre Anerkennung, doch sie schien es nicht einmal zu bemerken.
    Sie redete wie in einem Teenie-Film, schlagfertig und frech. Angeblich sprechen Jugendliche so, aber außer Cate habe ich nie jemanden getroffen, der wirklich so redet. Und sie war der einzige Mensch, den ich kannte, der seine Gefühle in Tropfen purer Liebe, Wut, Angst oder Glück destillieren konnte.
    Ich kam von der weiter östlich gelegenen Isle of Dogs und ging nach Oaklands, weil meine Eltern wollten, dass ich »außerhalb des Viertels« zur Schule ging. Sikhs waren eine Minderheit, aber die

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