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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Ma ist eine gute Katholikin. Für das ungeborene Leben, verstehen Sie? Sie würde sagen, dass sich in dieser Kabine
einschließlich der Babys schon fünf Menschen befinden. Ich erwarte, dass es noch genauso viele sind, wenn ich zurückkomme. Halten Sie sie am Leben.«
    Er schließt die Tür, und Samira entspannt sich ein wenig. Sie bittet mich, einen Waschlappen aus dem Badezimmer zu holen, den sie mehrmals faltet und sich zwischen die Zähne klemmt, wenn sie eine weitere Wehe nahen spürt.
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich habe schon gesehen, wie Babys geboren wurden«, erklärt sie. »Manchmal kamen Frauen in das Waisenhaus, um dort ihre Kinder zu bekommen. Sie haben die Babys bei uns gelassen, weil sie sie nicht mit nach Hause nehmen konnten.«
    Ihre Wehen kommen jetzt im Abstand von vierzig Sekunden. Ihre Augen treten aus ihren Höhlen, und sie beißt heftig auf den Waschlappen, bis der Schmerz wieder nachlässt.
    »Du musst gucken, ob ich so weit bin«, flüstert sie.
    »Wie?«
    »Zum Messen musst du zwei Finger in mich stecken.«
    »Und woher weiß ich dann, ob es so weit ist?«
    »Guck deine Finger an«, sagt sie. »Merk dir, wie lang sie sind. Benutze sie zum Messen.«
    Sie spreizt die Beine, und ich folge ihren Anweisungen. Noch nie habe ich eine Frau an einer so intimen Stelle berührt, und nie hatte ich solche Angst.
    »Ich glaube, du bist so weit.«
    Sie nickt und schiebt sich für die erste Phase der neuerlichen Kontraktion den Waschlappen in den Mund, bevor sie hechelnd atmet, um den Schmerz zu lindern. Tränen quellen aus ihren Augen und vermischen sich mit ihrem Schweiß. Ich kann ihre Ausscheidungen riechen.
    »Ich muss auf den Boden«, sagt sie.
    »Willst du beten?«
    »Nein, ich will ein Kind zur Welt bringen.«
    Sie hockt sich mit gespreizten Beinen auf den Boden und
stützt sich mit den Armen zwischen Pritsche und Tisch ab. Die Schwerkraft soll ihr helfen.
    »Du musst den Kopf des Babys fühlen«, weist sie mich an.
    Meine Hand ist in ihr. Ich taste unsicher herum, bis ich den Kopf des Babys spüre. Sollte da Blut sein?
    »Sie werden dich umbringen, wenn die Babys geboren sind«, flüstert Samira. »Du musst hier weg.«
    »Später.«
    »Du musst jetzt gehen.«
    »Mach dir meinetwegen keine Sorgen.«
    Es klopft. Ich schiebe den Riegel zurück, und Pearl gibt mir eine Schere, ein Knäuel Faden und eine verrostete Klammer. »Sorg dafür, dass die Schlampe still ist«, zischt Yanus im Hintergrund.
    »Sie bekommt ein Baby, du Arschloch.«
    Yanus will sich auf mich stürzen, aber Pearl drängt ihn zurück und macht die Tür zu.
    Samira presst jetzt, drei Mal mit jeder Wehe. Sie hat lange, schlanke Füße mit dicken Schwielen an den Zehen wie ein Lemur. Sie drückt ihr Kinn auf die Brust, fettige Haarsträhnen fallen ihr in die Augen.
    »Wenn ich ohnmächtig werde, musst Du auf jeden Fall die Babys aus mir rausholen. Lass sie nicht in mir drinnen.« Sie beißt sich auf die Unterlippe. »Tu, was du tun musst.«
    »Psst.«
    »Versprich es mir.«
    »Ich verspreche es.«
    »Blute ich stark?«
    »Du blutest. Ich weiß nicht, ob es zu stark ist. Ich kann den Kopf des Babys sehen.«
    »Es tut weh.«
    »Ich weiß.«
    Das ganze Sein verengt sich zu Schmerzen, Atmen und Pressen. Ich streiche ihr die Haare aus dem Gesicht und kauere zwischen
ihren Knien. Sie verzerrt das Gesicht. Sie schreit in den Waschlappen. Der Kopf des Babys ragt heraus. Ich fasse ihn mit beiden Händen und spüre die Furchen und Wölbungen des Schädels. Die Schultern klemmen fest. Ich lege behutsam einen Finger unter das Kinn, und der winzige Körper dreht sich in ihr. Bei der nächsten Kontraktion taucht erst die rechte, dann die linke Schulter auf, und das Baby gleitet in meine Hände.
    Ein Junge.
    »Reib mit dem Finger über seine Nase«, keucht Samira.
    Die Berührung einer Fingerspitze reicht aus. Man hört ein leises, entsetztes Schluchzen, Röcheln und Atmen.
    Samira gibt weitere Anweisungen. Ich soll den Faden benutzen, um die Nabelschnur an zwei Stellen abzubinden, und sie zwischen den Knoten durchschneiden. Meine Hände zittern.
    Sie weint vor Erschöpfung. Ich helfe ihr wieder auf die Pritsche, und sie lehnt sich an die Wand. Ich wickele den Jungen in ein Handtuch und drücke ihn an mich, rieche seinen warmen Atem und spüre, wie seine Nase über meine Wange streicht. Wer bist du, frage ich mich, Tripp oder Trapp?
    Ich blicke auf die Uhr und merke mir die Zeit: 2.55 Uhr. Welches Datum? Der 29. Oktober. Was wird man als sein

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