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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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beiden Armen an mich, um sie warm zu halten. Ihr Bauch wölbt sich zwischen ihren Knien, und bei jeder Wehe geht ein Stoß durch ihren ganzen Körper.
    Ich handle rein instinktiv und gebe mir alle Mühe, nicht in Panik zu geraten oder ihr meine Angst zu zeigen. Der Erste-Hilfe-Kurs, den ich bei meinem Eintritt in die Polizei gemacht habe, war umfassend, Geburten wurden allerdings nicht behandelt. Ich erinnere mich nur an etwas, was meine Mama zu meiner Schwägerin gesagt hat: »Nicht Ärzte bringen Kinder auf die Welt, sondern Frauen.«
    Yanus und Pearl wechseln sich mit der Bewachung der Tür ab. In der Kabine ist nicht genug Platz für beide. Einer behält den Korridor im Auge.

    Yanus lehnt sich an den schmalen Tresen der Kabine und beobachtet uns mit teilnahmsloser Neugier. Er nimmt eine Orange aus der Tasche, schält und teilt sie in Stücke, die er auf der Bank aufreiht, bevor er sie nacheinander zermalmt, geräuschvoll auslutscht und Haut und Kerne auf den Fußboden spuckt.
    Ich habe nie geglaubt, dass ein Mensch vollkommen böse sein kann. Psychopathen werden gemacht und nicht geboren. Yanus könnte die einzige Ausnahme sein. Ich versuche, mir ihn als jungen Mann vorzustellen, und klammere mich an die Hoffnung, dass irgendwo in ihm ein wenig menschliche Wärme steckt. Er muss einmal geliebt haben – ein Haustier, Mutter oder Vater, einen Freund. Aber ich kann keine Spur davon erkennen.
    Ein oder zwei Mal kann Samira ihre Schreie nicht unterdrücken. Er wirft mir eine Rolle Klebeband in den Schoß. »Stopf ihr das Maul!«
    »Nein! Sie muss mir signalisieren, wann die Wehen kommen. «
    »Dann sorg dafür, dass sie leise ist.«
    Wo trägt er sein Messer? In einer Scheide auf seiner linken Brust, direkt neben seinem Herzen. Er klopft auf seine Jacke, als könnte er meine Gedanken lesen.
    »Ich kann sie aus ihr rausschneiden, weißt du? Das habe ich bei Tieren schon gemacht. Ich fang einfach hier an zu schneiden. « Er legt seinen Finger über seine Gürtelschnalle und zieht ihn über seinen Bauchnabel weiter nach oben. »Dann schäle ich ihr die Haut ab.«
    Samira zittert.
    »Seien Sie still, ja?«
    Er lächelt mich mit seinem Haifischgrinsen an.
    Die Dunkelheit drängt gegen das Bullauge. An Bord dieser Fähre mögen fünfhundert Passagiere sein, aber im Augenblick fühlt es sich an, als würde das Kabinenlicht in einem kalten feindlichen Ödland brennen.

    Samira legt den Kopf in den Nacken, bis sie mir in die Augen sehen kann.
    »Zala?«, fragt sie.
    Ich wünschte, ich könnte sie anlügen, aber sie liest die Wahrheit in meinem Gesicht. Ich kann förmlich sehen, wie sie in die Dunkelheit zurückgleitet und verschwindet. Ihr Ausdruck ist der eines Menschen, der weiß, dass das Schicksal sie im Stich gelassen hat; mit solch einer tiefen Traurigkeit, dass nichts diesen Kummer berühren kann.
    »Ich hätte sie nie gehen lassen dürfen«, flüstert sie.
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    Ihre Brust hebt und senkt sich, während sie lautlos schluchzt. Sie hat die Augen abgewandt, eine Geste, die alles sagt. Ich habe versprochen, Zala zu finden und zu beschützen. Ich habe mein Versprechen gebrochen.
    Mittlerweile hat Pearl Yanus abgelöst.
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist erschöpft.«
    Er lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür, geht in die Hocke und legt seine Arme auf die Knie. In einem so kleinen Raum wirkt er mit seinen großen Händen überdimensioniert. Yanus hat feminine Hände, schlank und zart und flink mit dem Messer. Pearls Hände sind wie grobe Werkzeuge.
    »Damit kommen Sie nie durch, das wissen Sie doch.«
    Er lächelt. »Es gibt viele Dinge, die ich weiß, und noch viel mehr Dinge, die ich nicht weiß.«
    »Hören Sie, Sie machen alles nur noch schlimmer. Wenn sie oder eines der Babys stirbt, wird man sie wegen Mordes anklagen. «
    »Die sterben schon nicht.«
    »Sie braucht einen Arzt.«
    »Genug gequatscht.«
    »Die Polizei weiß, dass ich hier bin. Ich habe Sie vorhin gesehen. Ich habe dem Kapitän gesagt, dass er Zoll und Polizei benachrichtigen
soll. In Harwich werden Sie von einhundert Polizisten erwartet. Sie können nicht entkommen. Lassen Sie mich Samira nehmen. Vielleicht ist ein Arzt oder eine Krankenschwester mit medizinischer Grundausrüstung an Bord.«
    Pearl scheint das nicht zu kümmern. Wird man so, wenn man den größten Teil seines Lebens im Gefängnis verbringt oder Taten begeht, die einen dorthin bringen sollten?
    Meine Kopfhaut kribbelt. »Warum haben Sie meine Freundin Cate

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