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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Geburtsland angeben? Die Niederlande oder Großbritannien? Und wer wird seine wahre Mutter sein? Was für ein verworrener Start ins Leben.
    Die Wehen haben aufs Neue eingesetzt. Samira knetet ihren Bauch, um den ungeborenen Zwilling zu ertasten.
    »Was ist los?«
    »Sie liegt verkehrt herum. Du musst sie umdrehen.«
    »Ich weiß nicht, wie.«
    Jede neue Wehe löst ein resigniertes Stöhnen aus. Samira ist jetzt beinahe zu erschöpft, um noch zu schreien, und zu müde, um zu pressen. Diesmal muss ich sie stützen. Sie geht in die Hocke und spreizt die Beine noch weiter.
    Ich greife in sie und versuche, das Baby zurückzustoßen und
umzudrehen. Meine Hände sind glitschig. Ich habe Angst, ihr wehzutun.
    »Es kommt.«
    »Pressen.«
    In einem Blutschwall taucht der Kopf auf. Ich kann etwas Weißes mit blauen Streifen erkennen, das sich um den Hals des Kindes gewickelt hat.
    »Halt! Nicht pressen!«
    Ich schiebe die Hand unter das Kinn des Babys und wickele die Nabelschnur ab.
    »Samira, beim nächsten Mal musst du wirklich pressen. Es ist sehr wichtig.«
    Die Kontraktion beginnt. Sie presst ein Mal, zwei Mal . . . nichts.
    »Pressen.«
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, du kannst. Ein letztes Mal. Versprochen.«
    Sie wirft den Kopf in den Nacken und unterdrückt einen Schrei. Ihr Körper versteift sich und bäumt sich auf. Ein Mädchen, glitschig, blau und runzelig, gleitet in meine Hände, und ich reibe ihre Nase. Keine Reaktion. Ich drehe sie auf die Seite, streiche mit dem Zeigefinger um ihren Mund und Hals, um sie von der klebrigen Masse zu säubern.
    Ich lasse sie in meiner ausgestreckten Hand baumeln und gebe ihr einen kräftigen Klaps auf den Rücken. Warum atmet sie nicht?
    Ich lege sie auf ein Handtuch und beginne, mit den Spitzen von Zeige – und Mittelfinger auf ihre Brust zu drücken. Gleichzeitig schürze ich die Lippen und blase vorsichtig in Mund und Nase des Babys.
    Mit Wiederbelebung kenne ich mich aus. Ich habe die entsprechende Ausbildung und schon hundert Mal zugesehen, wie Sanitäter oder Notärzte es gemacht haben. Jetzt beatme ich einen Körper, der noch nie selbst geatmet hat. Komm, Kleine, komm.

    Samira liegt mit geschlossenen Augen halb auf der Pritsche und halb auf dem Boden. Der erste Zwilling ruht eingewickelt in ihrem Arm.
    Ich setze die Brustmassage und Beatmung fort. Es ist wie ein Mantra, ein körperliches Gebet. Beinahe bekomme ich nicht mit, wie sich ihre Brust einen Millimeter hebt und ihre Augenlider flattern. Aus Blau ist Rosa geworden. Sie lebt. Und sie ist wunderschön.

15
    Ein Mädchen und ein Junge – Tripp und Trapp, beide mit zehn Fingern und zehn Zehen, einer platten Nase und winzigen Ohren. Ich wippe auf meinen Fußballen und möchte vor Erleichterung laut lachen, bis ich mein Bild im Spiegel sehe. Ich bin mit Blut und Tränen verschmiert und habe trotzdem einen Ausdruck vollkommenen Erstaunens im Gesicht.
    Samira stöhnt leise.
    »Du blutest.«
    »Das hört auf, wenn ich sie stille.«
    Woher weiß sie so viel? Sie massiert ihren Bauch, dessen Falten in ihrer neuen Leere hin und her wogen. Ich wickele das kleine Mädchen ein und lege es neben Samira.
    »Geh jetzt!«
    »Ich kann dich nicht zurücklassen.«
    »Bitte!«
    Eine außergewöhnliche Ruhe hat mich ergriffen. Ich habe nur zwei Möglichkeiten – kämpfen oder untergehen. Ich nehme die Schere und wiege sie in meiner Hand. Vielleicht gibt es einen Weg.
    Ich öffne die Tür. Im Korridor steht Pearl.
    »Schnell! Ich brauche einen Strohhalm. Das Mädchen. Ihre Lunge ist voller Flüssigkeit.«

    »Und wenn das nicht geht?«
    »Ein Kugelschreiber, einen Schlauch – irgendwas in der Richtung. Beeilen Sie sich!«
    Ich schließe die Tür. Pearl wird die Bewachung des Ganges Yanus überlassen.
    Ich nehme Samira die Babys ab und lege sie eingeklemmt zwischen Waschbecken und Toilette nebeneinander auf den Badezimmerboden. Dann lasse ich das Wasser laufen und wasche mir das Blut aus dem Gesicht.
    Ich bin im Gebrauch einer Schusswaffe ausgebildet. Auf einem Schießstand treffe ich aus dreißig Metern ins Schwarze. Was nützt mir das jetzt? Meine Fertigkeiten mit bloßen Händen sind defensiver Natur, aber ich kenne die lebenswichtigen Organe. Ich blicke zu der Schere.
    Es ist ein Plan, den ich nur einmal ausprobieren kann. Ich lege mich mit Blick zur Kabinentür auf den Boden und halte die Schere wie einen Eispickel. Wenn ich zu meinen Zehen blicke, kann ich die Babys sehen.
    Ich atme tief ein und schreie dann aus voller Kraft um

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