Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
als zu schwierig. Er gibt nicht auf, legt sich jedoch auch nicht besonders ins Zeug, um den einen zusätzlichen Anruf zu machen oder an die eine weitere Tür zu klopfen. Er glaubt, ich würde mich an einen Strohhalm klammern und hätte den
Fall nicht gründlich genug durchdacht. Aber ich war mir nie sicherer.
»Samira sollte ihn treffen.«
»Was?«
»Sie könnte ein Mikro tragen.«
Forbes saugt geräuschvoll Luft ein. »Das kann nicht Ihr Ernst sein! Shawcroft würde es sofort durchschauen. Er weiß, dass wir sie haben.«
»Ja, aber in einer Ermittlung kommt es darauf an, Druck aufzubauen. Im Moment glaubt er, wir könnten ihm nicht das Geringste anhaben. Er fühlt sich sicher. Wir müssen ihn aufrütteln – ihn aus seiner gemütlichen Ecke rausholen.«
Das Abhören von Telefonaten und Häusern ist strengen Gesetzen unterworfen. Der Surveillance Commissioner muss eine Genehmigung erteilen. Aber ein Mikro am Körper ist etwas anderes – solange man sich an einem öffentlichen Ort aufhält.
»Was soll sie denn sagen?«
»Er hat ihr einen Job versprochen.«
»Und das ist alles?«
»Sie muss gar nichts sagen. Lassen Sie uns hören, was er sagt.«
Forbes zermalmt ein Halsbonbon zwischen den Zähnen. Danach riecht sein Atem nach Zitrone.
»Meinen Sie, sie macht mit?«
»Ich glaube schon.«
5
Man kann jeden Sport lächerlich erscheinen lassen, wenn man ihn auf seine Grundlagen reduziert – Schläger, Ball, Loch –, aber den Reiz von Golf habe ich wirklich nie verstanden. Ich schätze, die Plätze sind auf eine künstliche Weise hübsch wie bis auf den letzten Kiesel und Strauch geplante japanische Gärten.
Julian Shawcroft spielt jeden Sonntag in derselben Vierergruppe, bestehend aus einem Stadtplaner, einem Autohändler und einem lokalen Geschäftsmann. Abschlag ist kurz nach zehn.
Ihr Club liegt an der Grenze zwischen Sussex und Surrey irgendwo im Grün – und Speckgürtel von London. Braun ist hier eine selten gesehene Farbe – außer man schlägt ein Divot.
Samira trägt eine mit Klebeband im Kreuz befestigte, streichholzschachtelgroße Batterie, von der ein dünnes rotes Kabel unter ihrer Achselhöhle durchgefädelt und mit einem knopfgroßen Mikrofon zwischen ihren Brüsten verbunden ist.
Ich zupfe ihre Bluse zurecht, sehe sie an und lächele aufmunternd. »Du musst es nicht machen.«
Sie nickt.
»Weißt du, was du sagen wirst?«
Ein weiteres Nicken.
»Wenn du Angst bekommst, geh einfach. Wenn du dich bedroht fühlst, geh weg. Beim geringsten Anzeichen von Ärger – hast du mich verstanden?«
»Ja.«
Gruppen von Golfern drängen sich vor der Garderobe sowie auf dem Trainingsgrün und warten darauf, dass ihre Namen aufgerufen werden. Shawcroft hat das lauteste Lachen, aber nicht die grellste Hose. Die trägt einer seiner Spielpartner. Er macht einen Übungsschwung neben dem ersten Tee, blickt auf und sieht Samira in der Sonne auf der obersten Stufe der Steintreppe stehen. Er schirmt seine Augen ab.
Ohne Zögern geht sie auf ihn zu und bleibt zwei Meter vor ihm stehen.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragt einer der anderen Golfer.
»Ich bin gekommen, um Brother zu treffen.«
Shawcroft stutzt und blickt an ihr vorbei. Er sucht uns.
»Hier gibt es niemanden, der Brother heißt, Kleine«, sagt der Autohändler.
Samira zeigt auf Shawcroft, der sich umdreht und stotternd leugnet. »Ich weiß nicht, wer sie ist.«
Forbes pegelt die Lautstärke des digitalen Aufnahmegeräts aus. Wir beobachten die Szene aus achtzig Meter Entfernung in einem Wagen sitzend, der unter einer Platane gegenüber dem Pro Shop parkt.
Samira ist mindestens einen Kopf kleiner als alle vier Männer. Ihr langer Rock flattert im Wind.
»Vielleicht kann sie den Caddie für dich machen, Julian?«, scherzt einer der Männer.
»Du erinnerst dich doch an mich, Brother«, sagt Samira. »Du hast mir gesagt, dass ich kommen soll. Du hast gesagt, du hättest einen Job für mich.«
Shawcroft sieht seine Partner entschuldigend an. Sein Argwohn schlägt in Wut um. »Beachtet sie gar nicht. Lasst uns anfangen. «
Er wendet ihr den Rücken zu, macht einen weiteren hektischen Probeschwung, bevor er den Drive weit rechts aus der Bahn drischt, wo der Ball unter Bäumen verschwindet. Angewidert schleudert er seinen Schläger zu Boden.
Die anderen schlagen nach ihm ab. Shawcroft sitzt schon am Steuer eines Golfwagens, der sich ruckelnd in Bewegung setzt und beschleunigt.
»Ich hab Ihnen doch gesagt, dass er nicht darauf reinfallen
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