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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Tor bleibe ich stehen und lausche nach harten Schritten auf dem Bürgersteig. Nichts. Auf der gegenüberliegenden Seite des Parks wird ein Motorrad angelassen. Er hat in der Mitte kehrtgemacht. Clever.
    Lauf, Hase, lauf. Ich weiß, wo du wohnst.
    In meinem Flur riecht es nach Bleichmittel und dem abgestandenen Luftzug eines Staubsaugers. Meine Mutter hat sauber gemacht. Das ist ein Zeichen dafür, dass in meinem Leben nicht alles so läuft, wie es sollte. Egal wie oft ich mich beschwere, dass ich keine Putzfrau brauche, besteht sie darauf, mit dem Bus von der Isle of Dogs zu mir zu kommen, um »ein wenig Ordnung zu schaffen«.
    »Ich taue das Eisfach ab«, verkündet sie aus der Küche.
    »Das muss man nicht abtauen. Es funktioniert automatisch.«
    Sie stößt verächtlich die Luft aus. Ihr blau-grüner Sari ist in ihre Stützstrumpfhose gestopft, sodass ihr Hintern riesig aussieht. Das ist eine optische Täuschung, genau wie die Augen hinter ihrer Brille, die feucht und braun glänzen wie frischer Kuhdung.
    Sie wartet darauf, dass ich sie auf die Wange küsse. Ich muss mich bücken. Sie ist kaum 1,50 Meter groß und hat die Gestalt einer Birne mit abstehenden Ohren, mit denen sie hört wie eine Fledermaus, und einem Röntgenblick, wie ihn nur Mütter besitzen. Außerdem hat sie einen sonderbar selektiven Geruchssinn, mit dem sie imstande ist, den Hauch eines Parfüms auf fünfzehn Meter Entfernung zu riechen, jedoch gleichzeitig an den Unterhosen meiner Brüder zu schnüffeln, um festzustellen, ob sie gewaschen
werden müssen, während mich schon bei dem bloßen Gedanken das Würgen ankommt.
    »Warum hängt ein Schloss vor Haris Tür?«
    »Privatsphäre vielleicht.«
    »Nun, es war offen.«
    Das ist seltsam. Hari achtet immer sorgfältig darauf, seine Türe abzuschließen.
    Mama nimmt mein Gesicht in beide Hände. »Hast du heute schon was gegessen?«
    »Ja.«
    »Du lügst. Das sehe ich. Ich habe Dahl und Reis mitgebracht. «
    Sie spricht perfektes Schulenglisch, wie man es im finsteren Mittelalter gelehrt hat, als sie zur Schule gegangen ist.
    Ich bemerke den Koffer in der Ecke und befürchte einen Augenblick lang, dass sie vorhat zu bleiben, aber ein Koffer würde nie ausreichen.
    »Dein Vater hat den Speicher aufgeräumt«, erklärt sie.
    »Warum?«
    »Weil er sonst nichts zu tun hat.« Sie klingt verzweifelt.
    Mein Vater ist nach fünfunddreißig Jahren als Lokführer im Fernverkehr in Rente gegangen und immer noch mit der Anpassung an sein neues Leben beschäftigt. Letzte Woche hat er meine Vorratskammer durchforstet und die Lebensmittel nach Verfallsdatum sortiert.
    Mama klappt den Koffer auf. Zuoberst liegt ordentlich gefaltet meine alte Schuluniform von Oaklands. Der Anblick versetzt mir einen Stich, und ich denke an Cate. Ich sollte im Krankenhaus anrufen und mich nach dem neuesten Stand erkundigen.
    »Ich wollte nichts wegwerfen, ohne dich vorher zu fragen«, erklärt meine Mutter. Ich sehe Schals, Skizzenblöcke, Fotoalben, Tagebücher und Laufpokale. »Ich wusste gar nicht, dass du in Mr. Elliot verknallt warst.«

    »Du hast mein Tagebuch gelesen .«
    »Es ist einfach aufgeschlagen.«
    Muttermord wäre eine Möglichkeit.
    Sie wechselt rasch das Thema. »Und am Sonntag kommst du früher, um uns beim Kochen zu helfen. Sorg dafür, dass Hari etwas Hübsches anzieht. Sein elfenbeinfarbenes Hemd.«
    Mein Vater feiert seinen 65. Geburtstag, und die Party wird schon seit Monaten geplant. Unter den Gästen wird zweifelsohne auch ein erwägenswerter unverheirateter Sikh sein. Meine Eltern wollen, dass ich einen guten Sikh-Jungen heirate, mit Bart selbstverständlich, keinen von diesen glatt rasierten Indern, die sich für Filmstars aus Bollywood halten. Dabei lassen sie die Tatsache außer Acht, dass alle meine Brüder sich das Haar abgeschnitten haben, mit Ausnahme von Prabakar, dem Ältesten, der der Hüter der Familienmoral ist.
    Ich weiß, dass alle Kinder ihre Eltern für verschroben halten, aber meine sind besonders peinlich. Mein Vater ist beispielsweise ein furchtbarer Pedant in Sachen Energiesparen. Er studiert gewissenhaft jede Stromrechnung und vergleicht sie mit denen vorheriger Quartale und Jahre.
    Mama streicht ganze Wochen im Voraus aus dem Kalender, damit sie »es nicht vergisst«.
    »Aber woher weißt du, an welchem Tag sie kommt?«, habe ich sie einmal gefragt.
    »Das weiß doch jeder«, erwiderte sie.
    Gegen eine solche Logik kommt man nicht an.
    »Dein Telefon ist übrigens wieder ganz«,

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