Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
gehe ich um ihn herum, als wäre er von einem Kraftfeld umgeben. Das Haus ist stickig. Fenster müssten geöffnet, Pflanzen gegossen werden.
    Ich folge ihm in den offenen Küchen-Essbereich mit Blick in den Garten. Überall kann man Cates Handschrift erkennen, von dem bäuerlichen Esstisch bis zu den Art-déco-Postern an den Wänden. Auf dem Kaminsims stehen Fotos. Ein Hochzeitsfoto zeigt Cate in einem perlmuttbesetzten Charleston-Kleid.
    Barnaby lümmelt sich auf das Sofa und schlägt die Beine übereinander, sodass ein Hosenbein hochrutscht und sein kahles Schienbein entblößt ist. Die Leute haben immer gesagt, er würde nicht altern, und gescherzt, er müsse irgendwo auf dem Speicher ein Portrait von sich aufbewahren. Aber das stimmt nicht. Seine Züge sind zu weiblich, um gut zu altern. Anstatt Charakterlinien zu entwickeln ist er faltig geworden, und eines Tages in zehn Jahren wird er als alter Mann aufwachen.
    Ich hatte mir nie vorgestellt, je wieder mit ihm zu sprechen. So schwer kommt es mir gar nicht vor, vielleicht auch, weil die Trauer alles vertrauter, intimer macht.
    »Es heißt, der Vater ist immer der Letzte, der irgendwas weiß«, sagt er. »Cate hat mich immer ausgelacht. ›Lieber alter Dad‹, hat sie gesagt. ›Tappt ständig im Dunkeln.‹«
    Verwirrung verschleiert seinen Blick. Zweifel.
    »Hat Felix es gewusst?«
    »Sie haben nicht zusammen geschlafen.«

    »Das hat er dir erzählt.«
    »Cate ließ ihn gar nicht mehr an sich heran. Sie sagte, das Baby könne Schaden nehmen. Sie haben in getrennten Betten geschlafen – in getrennten Räumen.«
    »Aber ein Ehemann muss doch – «
    »Sex und Ehe schließen einander nicht immer ein«, bemerkt er vielleicht ein wenig zu wissend. Ich spüre mein wachsendes Unbehagen. »Cate hat Felix sogar gesagt, er könne zu einer Prostituierten gehen, wenn er wollte. Sie meinte, sie hätte nichts dagegen. Welch eine Ehefrau sagt so etwas? Er hätte sehen müssen, dass irgendetwas nicht stimmt.«
    »Warum konnte sie keine Kinder haben?«
    »Ihre Gebärmutter hat die Spermien vernichtet. Ich kenne den medizinischen Fachausdruck nicht. Sie haben es sieben Jahre lang versucht. Künstliche Befruchtung, Medikamente, Spritzen, Kräuterheilmethoden; sie haben die bösen Geister aus dem Haus ausgetrieben und überall chinesisches Zitronengrasöl versprüht. Cate war ein wandelndes Lehrbuch über Unfruchtbarkeit. Deswegen war es ja auch eine solche Überraschung. Cate schwebte über den Wolken – ich habe sie noch nie so glücklich gesehen. Ich weiß noch, dass ich Felix angesehen habe. Er gab sich alle Mühe, begeistert zu wirken – und das war er vermutlich auch –, aber er machte den Eindruck, als würde ein Zweifel an ihm nagen, der nicht verstummen wollte.«
    »Er hatte Bedenken?«
    »Jahrelang stößt seine Frau sein Sperma ab, und plötzlich ist sie schwanger. Da wäre jeder Mann unsicher.«
    »Aber wenn das so ist – «
    »Er wollte es glauben, verstehst du nicht? Sie hat alle überzeugt. «
    Er steht auf und macht mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Seine Slipper flappen leise gegen seine Fußsohlen, als er die Treppe hochgeht. Die Tür zum Kinderzimmer steht offen. Der Raum ist frisch tapeziert und gestrichen. Die Möbel sind neu. Eine
Wiege, ein Wickeltisch und ein Sessel mit einem Winnie-Puuh-Kissen.
    Er zieht eine Schublade auf und nimmt einen Ordner heraus. Er enthält Rechnungen für die Möbel und die Anleitung zur Selbstmontage der Wiege. Er stülpt einen Umschlag um und schüttelt ihn vorsichtig. Zwei Schwarz-Weiß-Aufnahmen fallen in seine offene Hand. Ultraschallbilder.
    Jedes Foto ist nur ein paar Quadratzentimeter groß, weiße Bilder vor schwarzem Hintergrund. Einen Moment lang ist es, als würde man eines dieser Magisches-Auge-Bilder angucken, aus denen einem bei längerem Betrachten ein 3-D-Bild entgegentritt. In diesem Fall sehe ich winzige Arme und Beine. Ein Gesicht, eine Nase …
    »Sie stammen aus der 23. Woche.«
    »Wie?«
    »Felix sollte dabei sein, aber Cate hat die Termine durcheinandergebracht. Sie ist mit diesen Fotos nach Hause gekommen. «
    Der Rest des Ordners enthält weitere Belege für die Existenz eines ungeborenen Babys. Es gibt Anmeldeformulare für das Krankenhaus, Terminerinnerungen, ärztliche Berichte und Quittungen für die Kinderzimmermöbel. In einer Broschüre des National Health Service wird detailliert erklärt, wie man eine Geburt anmeldet. Eine andere erläutert die Vorteile von Folsäure in der frühen Phase der

Weitere Kostenlose Bücher