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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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war. Paula sah aus dem Fenster und suchte die Straße nach Butlers braunem Ford mit dem getunten Motor ab. Vor den Fenstern der stattlichen Häuser, die beide Seiten der Straße säumten, hingen Kästen mit bunten Frühlingsblumen – Krokussen, Hyazinthen und Märzenbechern. Im Erdgeschoss der Häuser befanden sich Läden, die Paula hier nicht vermutet hätte: Escada, Aquascutum und andere Bekleidungshäuser der oberen Preiskategorie.
    »Sieht so aus, als hätten die Menschen hier eine Menge Geld«, sagte sie.
    »Vielleicht gibt es in dieser Gegend ja noch weitere Herrenhäuser, in denen reiche Familien wohnen. Aber vergessen Sie mir vor lauter Schaufenstern nicht, nach Harry Ausschau zu halten.«
    »Da drüben ist ein Wegweiser zu einem Parkplatz. Vielleicht steht sein Wagen ja da.«
    »Das werden wir gleich überprüfen.«
    Als Tweed in die schmale Seitengasse abbog, an der einige zweistöckige Häuser aus grauem Stein standen, ließ Paula ihr Fenster hinunter. Auf dem Parkplatz standen sauber eingeparkt jede Menge Nobelkarossen, darunter ein Lamborghini und ein alter, aber sehr gepflegter Lagonda. Tweed, der dazwischen Lavinias grünen Saab entdeckt hatte, steuerte einen Platz an und schaltete den Motor aus. Er hatte sich Lavinias Autonummer gemerkt, als sie von Hengistbury Manor weggefahren war.
    »Aber wo ist Harry?«, fragte Paula.
    »Der alte Harry ist hier«, hörte sie Butlers Stimme mit unverkennbarem Cockney-Akzent sagen. Auf einmal stand Butler neben dem Wagen, als wäre er aus dem Nichts aufgetaucht. »Ich habe den grünen Saab bis hierher verfolgt und muss schon sagen: Die Frau, die ihn fährt, ist nicht von schlechten Eltern.«
    »Versuchen Sie doch, sie anzusprechen«, sagte Paula mit einem frechen Grinsen. »Vielleicht ist sie ja fasziniert von Ihnen. Vor allem, wenn Sie ihr Ihre Witze aus dem East End erzählen.«
    »Was hat sie getan, seit sie hier ist? Und wo ist sie jetzt?«, fragte Tweed.
    »Als sie hierherkam, hat sie erst ihren Wagen abgestellt und ist dann stante pede in einer Notarkanzlei verschwunden – Lowell, French and Browne. Ein großes Haus mit einem Panoramafenster. Dort sitzt so ein dürrer Hungerhaken mit einem Kneifer auf der Nase hinter einem Schreibtisch. Die Frau gibt ihm einen langen braunen Umschlag, den sie bei sich hat, und der Mann mit dem Kneifer kritzelt etwas auf einen Block. Dann reißt er die Seite heraus und gibt sie der Frau, die damit gleich aus der Kanzlei rennt.«
    »Die Quittung«, sagte Tweed.
    »Als Nächstes greift der Mann nach dem Telefon und ruft kurz jemanden an.«
    »Bella Main. Er erzählt ihr, dass der Umschlag sicher angekommen ist. – Und was hat die Frau als Nächstes gemacht?«
    »Die ist in das Pike’s Peak gegangen. Anscheinend muss sie Hunger gehabt haben, weil sie immer noch drin ist.«
    »Ist das dieser Nobelschuppen da drüben mit dem uniformierten Portier an der Tür?«
    »Richtig. Sieht so aus, als ob es das beste Haus am Platze wäre.«
    Tweed stieg aus, und als Paula ihr Fenster hochgefahren hatte und ebenfalls ausgestiegen war, redete er schon ungeduldig auf Butler ein. »Bringen Sie uns sofort zu diesem Notariat. Und zwar so, dass man uns von drinnen nicht sehen kann.«
    »Dann kommen Sie mal mit. Aber langsam. Hier in Gladworth hat es niemand eilig, bis auf die heiße Braut mit dem Saab. Gehen wir auf die andere Seite der High Street.«
    Auf der Straße fuhren gerade keine Autos, und auf den Gehsteigen waren nur ein paar elegant gekleidete Frauen zu sehen, die sich die Schaufenster der Modegeschäfte ansahen.
    Die haben hier ja bessere Sachen als die Läden in der Bond Street, dachte Paula, als Butler stehen blieb und zu Tweed sagte: »Dort drüben, das Haus mit dem großen Fenster. Das ist die Kanzlei.«
    Tweed betrachtete interessiert das große Schaufenster, auf dem in altertümlichen Lettern
Lowell, French & Browne, Notariat
stand. Dahinter sah er einen großen, alten Schreibtisch, hinter dem aber niemand saß. Tweed runzelte die Stirn. »Jetzt habe ich Hunger«, verkündete er.
    »Dann gehen Sie zum Essen«, riet Butler. »Aber bloß nicht ins Pike’s Peak.
    Außer, Sie wollen Ihrer Zielperson in die Arme laufen.«
    Tweed entschied sich für ein Café etwas abseits der Hauptstraße. Eigentlich wollte er auch Butler zum Essen einladen, aber der aß lieber die belegten Brote, die er noch im Auto hatte. Paula bestellte Spiegeleier mit Speck, und Tweed tat es ihr nach. Während des Essens wirkte sein Gesicht so abweisend, dass

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