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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Paula ihn lieber nicht ansprach. Vermutlich musste er ungestört nachdenken.
    Nach dem Essen fuhren sie durch den Wald zurück in Richtung London, wobei Butler ihnen im Abstand von vierhundert Metern vorausfuhr.
    »Na, haben Sie das Rätsel inzwischen gelöst?«, fragte Tweed schließlich.
    »Ja«, erwiderte Paula. »Ich stand vorhin bloß auf dem Schlauch. Der Mordanschlag mit dem Traktor hat sorgfältige Planung erfordert. Zuerst muss uns jemand beim Abfahren in der Park Crescent beobachtet haben, dann haben sie ein kleines Flugzeug aufsteigen lassen, dessen Pilot uns kommen sah und dem Fahrer des Traktors im entscheidenden Moment ein Zeichen gab.«
    »Richtig«, sagte Tweed. »Aber woher wussten sie, dass wir heute Vormittag zu Bella Main fahren würden?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Aber ich, Paula«, erwiderte Tweed lächelnd. »Meiner Meinung nach muss es in der Main-Chance-Familie einen Verräter geben. Alle wussten, dass wir kommen würden. Vermutlich hat Bella es ihnen schon vor Tagen angekündigt. Der Verräter muss die Information an den Planer des Anschlags weitergegeben haben.«
    »Da könnten Sie recht haben.« Sie beugte sich nach vorn. »Aber sehen Sie nur, da vor uns ist eine Straßensperre der Polizei. Das muss die Stelle sein, an der der Traktor die Böschung hinabgestürzt ist.«
    »Lassen Sie mich das machen«, sagte Tweed, während er anhielt und das Fenster herunterließ. Ein uniformierter Polizist, der ein unglaublich wichtiges Gesicht machte, beugte sich zu ihnen herab.
    »Na, wo kommen wir denn her?«, fragte er. »Aus London vielleicht?«
    »Nein, aus Gladworth, aber wir wollen nach London. Gibt es denn ein Problem?«
    »Hier hat es einen tödlichen Unfall gegeben. Ein Traktor ist die Böschung hinabgestürzt, und sein Fahrer wurde regelrecht zerteilt.«
    »Das ist ja schrecklich«, kommentierte Tweed.
    »Sagen Sie mal«, fragte der Polizist, »wenn Sie aus Gladworth kommen, dann kennen Sie vielleicht einen Jed Higgins?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Hätte ja sein können. Der Traktor wurde nämlich aus seiner Scheune gestohlen. Jemand hat ihn angerufen und gesagt, seine Frau sei bei einem Unfall auf der Autobahn verletzt worden und liege im Krankenhaus, woraufhin er sofort zu ihr gefahren ist. Es gab aber überhaupt keinen Unfall, und als der Mann zurück auf seinen Hof kam, saß dort seine Frau gesund und munter, aber sein Traktor war fort.«
    »Seltsame Geschichte…«
    »Das können Sie laut sagen, Sir. Aber jetzt halte ich Sie nicht mehr länger auf.«
    Er trat einen Schritt zurück und öffnete die Absperrung, damit Tweed und Paula weiterfahren konnten.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Paula.
    »Die Geschichte gefällt mir ganz und gar nicht«, antwortete Tweed. »Sieht immer mehr danach aus, als ob der Anschlag tatsächlich von einem Genie des Verbrechens geplant worden wäre.«
    »Glauben Sie, dass diese Sache etwas mit der Main Chance Bank zu tun hat?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber Sie haben vorhin von einem Verräter gesprochen. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich dabei um diesen Snape handelt. Immerhin hat er heute früh, als wir von der Park Crescent losfuhren, Fotos von uns gemacht.«
    »Das hat mit dem Anschlag nichts zu tun. Um uns eine so ausgeklügelte Falle zu stellen, haben die Betreffenden – wer immer sie auch sein mögen – viel früher wissen müssen, wann wir wohin fahren.«
    »Da ist was dran. Dann meinen Sie wohl, dass wir nicht noch einmal nach Hengistbury Manor fahren werden?«
    »Im Gegenteil. Aber das erkläre ich Ihnen besser heute Abend. Hätten Sie denn später noch Zeit, bei mir zu Hause in der Bexford Street vorbeizuschauen?«
    »Ich komme gern. Und ich bin schon sehr gespannt auf das, was Sie mir zu sagen haben.«

5
    Sechsunddreißig Stunden bevor Tweed und Paula nach Hengistbury aufbrachen, stand in der Wash, einem großen Naturschutzgebiet in Norfolk, ein Mann namens Max auf einem Deich, der das sensible Ökosystem vor den Wellen der Nordsee schützte. Max blickte hinaus aufs nächtliche Meer und hielt Ausschau nach einem Frachter, der sich knapp außerhalb der Dreimeilenzone auf die Küste zubewegte.
    In der rechten Hand hielt Max eine starke Taschenlampe, mit der er dem Schiff Lichtzeichen gab. Er ließ sie einmal kurz, dann zweimal lang und schließlich noch einmal kurz aufblinken. Obwohl er mit Schaffellmantel, Handschuhen, Pelzmütze und Schal warm angezogen war, fror er gottserbärmlich im kalten Nordwind, der direkt

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