Todeskette
ist Crystal Chance.
Ich habe sie praktisch überführt.«
»Könnten Sie das vielleicht etwas näher ausführen?«, fragte Tweed.
»Dann kommen Sie mal mit«, erwiderte Hammer selbstzufrieden.
Er führte sie ins Haus und die Treppe hinauf zu Crystals Wohnung. Vor der Tür stand Sergeant Warden.
»Keine Angst, ich habe noch einen weiteren Beamten drinnen bei ihr«, sagte Hammer. Er riss ruckartig die Tür auf und stampfte in die Wohnung.
Sie fanden Crystal im Schlafzimmer, wo sie auf dem Bett saß und sich mit einem wütenden Funkeln in ihren grünen Augen die Haare bürstete. Auf einem Stuhl ihr gegenüber saß ein junger uniformierter Polizist, der sie nicht aus den Augen ließ.
»Was hat sie in meiner Abwesenheit gemacht, Parrish?«, fragte Hammer den Polizisten. »Hat sie die ganze Zeit auf dem Bett gesessen, oder war sie auch mal auf dem Klo? Oder sagt man in diesen feinen Kreisen eher ›Toilette‹?«
»Was kümmert es Sie, wie man in meinen Kreisen spricht?«, fauchte Crystal.
»Mit Ihnen rede ich nicht«, gab Hammer zurück. »Was ist los, Parrish? Ich warte auf Ihren Bericht.«
»Sie hat sich nicht vom Bett wegbewegt, Sir.«
»Wunderbar. Und jetzt verschwinden Sie von hier und helfen den anderen bei der weiteren Hausdurchsuchung. Obwohl die ja jetzt eigentlich überflüssig ist.«
»Wollen Sie mir jetzt vielleicht freundlicherweise erzählen, was Sie herausgefunden haben?«, fragte Tweed, als der Polizist gegangen war.
Hammer trat an einen großen Kleiderschrank und riss mit einer triumphierenden Geste die mit Knäufen aus weißem Porzellan versehenen Türen auf.
»Stopp!«, rief Tweed. »Sie tragen ja nicht einmal Handschuhe. Haben Sie denn diese Knäufe schon auf Fingerabdrücke untersuchen lassen?«
Hammer schüttelte den Kopf.
»Der hat hier alles ohne Handschuhe angefasst«, sagte Crystal.
»Sie hat keiner gefragt!«, herrschte Hammer sie an.
»Konzentrieren Sie sich«, befahl Tweed. »Was haben Sie genau getan, nachdem Sie diesen Schrank zum ersten Mal aufgemacht hatten?«
»Hineingeschaut habe ich, und dann habe ich einen Haufen Wäsche vom Boden hochgenommen. Jetzt sehen Sie mal, was ich darunter entdeckt habe.«
Tweed trat an den Schrank heran und ging in die Hocke. Ganz unten sah er einen Haufen zusammengeknüllter Blusen, und daneben lagen zwei Schlingen aus Stacheldraht, die ganz ähnlich aussahen wie die, mit der Bella Main umgebracht worden war.
»Waren Sie eigentlich in Eile, als Sie den Schrank durchsucht haben?«, fragte Tweed. »Die Blusen sind ja ganz zerrissen.«
»Was sollte ich denn machen?«, erwiderte Hammer. »Sie hingen an den Stacheln der Schlingen.«
»Er hat gewütet wie ein Berserker«, meldete sich Crystal zu Wort. »Diese Blusen sind aus reiner Seide und haben ein kleines Vermögen gekostet. Ich werde Sie auf Schadensersatz verklagen.«
»Ach ja?«, höhnte Hammer. »Aus der Gefängniszelle heraus?«
»Ich finde, Sie sollten jetzt gehen, Chief Inspector«, sagte Tweed. »Helfen Sie den anderen bei der Hausdurchsuchung.«
Hammer protestierte, aber Tweed ließ nicht mit sich reden. Als er gegangen war, beruhigte sich Crystal.
»Es ist doch völlig klar, dass mir jemand diese Dinger da untergeschoben hat«, sagte sie zu Tweed. »Ihr Chief Inspektor hat Anweisung gegeben, dass niemand seine Wohnung absperren darf. Da ist es leicht möglich, dass sich jemand hier hereingeschlichen und diese grässlichen Instrumente in meinen Schrank gelegt hat. Ich habe den ganzen Vormittag über in der oberen Bibliothek an meiner Buchhaltung gearbeitet.«
»Stimmt, möglich wäre es«, bestätigte Tweed.
»Ich muss Ihnen etwas mitteilen, Mr. Tweed«, sagte Crystal mit leiser Stimme.
»Soll ich lieber gehen?«, fragte Paula.
»Nein, Sie können es gern hören. Es geht um meine Halbcousine Lavinia. Ich mag sie nicht, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Ihnen etwas von dem geheimen Skandal erzählen will, in den Lavinia verwickelt ist.«
»Halbverwandte kommen oft nicht gut miteinander aus«, meinte Paula.
»Lavinia ist hier die Chefbuchhalterin, und ich bin nur ihre Assistentin«, sagte Crystal. »Dabei könnte ich ihren Job genauso gut machen wie sie. Wir haben beide dieselbe Ausbildung.«
Sie strich sich eine Strähne ihres roten Haars aus dem Gesicht. Paula fand, dass sie, nach ihrem nur allzu verständlichen Ärger über die ruinierten Blusen, nun ziemlich ruhig wirkte.
»Könnten wir uns vielleicht in fünf Minuten in der unteren Bibliothek treffen und
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