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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Paula.
    »Nein, keiner Menschenseele. Aber ich glaubte zu hören, dass die Tür der oberen Bibliothek leise geschlossen wurde. Sie knarzt nämlich ein bisschen.
    Zu dem Zeitpunkt dachte ich allerdings, dass ich es mir nur eingebildet hätte.«
    »Vielen Dank für Ihre Auskünfte, Leo«, sagte Tweed und stand auf. »Sie haben sich sehr kooperativ verhalten.«
    Auf Leos Gesicht machte sich ein Grinsen breit, das aber sofort wieder verschwand.
    »Als Nächstes gehen wir in die Küche und befragen Mrs. Grandy«, sagte Tweed, als sie wieder draußen auf dem Gang waren. »Mit der habe ich auch noch nicht geredet.«
    »Wie fanden Sie Leo?«, fragte Paula. »Mir kommt er eigentlich überhaupt nicht verrückt vor.«
    »Sein Grinsen am Schluss hat mir nicht gefallen«, erwiderte Tweed. »Es sah so aus, als freue er sich darüber, dass er uns reingelegt hat.«
    Auf der Treppe begegnete ihnen Lavinia, die wie immer elegant gekleidet war. Nun trug sie einen blauen Faltenrock, einen weißen Rollkragenpullover und auf Hochglanz polierte Schuhe. Ihr schwarzes Haar sah aus, als hätte sie soeben einen Termin bei einem Prominentenfriseur gehabt.
    »Könnten Sie uns bitte sagen, wie wir in die Küche kommen?«, fragte Tweed.
    »Wir haben gerade eine wichtige Information erhalten.«
    »Kommen Sie mit, ich bringe Sie hin«, sagte Lavinia und stieg mit den beiden die Treppe wieder hinab.
    Sie führte Tweed und Paula in einen schmalen Gang, wo sie an einer Wendeltreppe vorbeikamen, die ausschließlich für die Bediensteten bestimmt war, und kreuzten den Weg eines jungen Zimmermädchens. Lavinia hielt sie auf, rückte ihr die Haube zurecht und entließ sie mit einem Lächeln, ehe sie mit Tweed und Paula zu einer schweren Tür weiterging, hinter der sich die Küche befand. Es war ein großer, länglicher Raum mit gekachelten Wänden und einem blitzblank geputzten Boden. Die Elektrogeräte, zu denen auch zwei riesige Gefrierschränke gehörten, machten einen sehr modernen Eindruck.
    Am Ende des Raumes stand an einem langen Holztisch eine kräftig gebaute Frau Mitte fünfzig und zerteilte mit einem Fleischerbeil ein Stück Schweinerippe in einzelne Koteletts.
    »Tut mir leid, Sie bei der Arbeit zu stören, Mrs. Grandy, aber Mr. Tweed vom SIS möchte Sie etwas fragen«, sagte Lavinia.
    Die Frau blickte nicht einmal auf. Sie hatte ein mürrisches Gesicht mit harten Zügen, einer gebogenen Nase und böse dreinblickenden dunkelbraunen Augen.
    »Mrs. Grandy, ich rede mit Ihnen«, sagte Lavinia mit mehr Nachdruck in der Stimme.
    Die Frau blickte auf, hob das Fleischerbeil und ließ es mit solcher Wucht auf den Tisch herabsausen, dass es mit einer Ecke zitternd im Holz stecken blieb.
    An den vielen Kerben in der Tischplatte erkannte Paula, dass sie das nicht zum ersten Mal gemacht hatte.
    Mrs. Grandy verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die Besucher herausfordernd an.
    »Hätten Sie vielleicht die Güte, mir zu sagen, wie ich mit meiner gottverdammten Arbeit fertig werden soll, wenn ich ständig dabei unterbrochen werde?«, wandte sie sich grummelnd an Lavinia. »Erst vor ein paar Minuten musste ich mit dem Beil diesen aufdringlichen Inspektor aus der Küche jagen.«
    »Dafür hätte er Sie verhaften können!«, platzte Paula heraus.
    »Der nicht. Er ist weggerannt wie ein Kaninchen vor dem Hund.«
    »Mrs. Grandy, ich bin hier, um den Mord an Mrs. Bella Main aufzuklären«, sagte Tweed mit fester Stimme. »Beantworten Sie mir jetzt bitte meine Fragen.
    Zum Beispiel, wo Sie zwischen neunzehn und zweiundzwanzig Uhr an dem betreffenden Abend waren.«
    »Verdächtigen Sie mich etwa?«, brauste die Haushälterin auf. »Ich werde Sie verklagen!«
    »Das können Sie tun, aber zuerst beantworten Sie mir bitte meine Frage.«
    »Mrs. Grandy, wir alle mussten diese Frage beantworten«, schaltete Lavinia sich ein.
    Oder auch nicht, dachte Tweed, behielt diese Weisheit aber für sich. »Also, was haben Sie abends zwischen sieben und zehn gemacht?«
    Mrs. Grandy holte tief Luft. »Na schön«, sagte sie. »Ich habe um sechs Uhr das Abendessen in der Bibliothek serviert – weiß der Himmel, wieso sie dort lieber essen als im Speisezimmer. Den Rest des Abends habe ich dann hier in der Küche verbracht. Ich habe mir selbst was zu essen gemacht und dann alles für den nächsten Tag vorbereitet.«
    »Ist in der Zeit jemand hier bei Ihnen vorbeigekommen?«
    »Nein, das tun sie nicht. Würde ihnen auch nicht gut bekommen.« Mrs Grandy warf Lavinia einen

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