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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Dodd’s End«, sagte Tweed. »Aber wenn jemand nach uns fragt, sagen Sie, dass wir kurz mal zurück nach London mussten.«

15
    Sie saßen schon im Audi, als Tweed es sich anders überlegte. »Mir ist gerade aufgefallen, dass ich erst noch ein Familienmitglied einer intensiveren Befragung unterziehen muss«, sagte er. »Und zwar Warners Sohn Leo.«
    Sie stiegen aus und gingen zurück ins Haus, wo ihnen auf der Treppe Sergeant Warden entgegenkam.
    »Können Sie uns sagen, welche Wohnung die von Leo Chance ist?«, fragte Tweed.
    »Die zweite links im zweiten Stock«, erwiderte Warden. »Ich habe sie gerade durchsucht, aber nichts Verdächtiges gefunden. Trotzdem kommt mir dieser Leo nicht ganz sauber vor.«
    Tweed klopfte an und öffnete die Tür. Leo saß in einem Korbstuhl und sah einen Stapel Papiere durch. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt und hatte sein blondes Haar sauber gekämmt.
    »Gerade war einer von Ihnen hier«, sagte er mit einem frechen Grinsen. »Aber der war wohl nur die Vorhut. Jetzt habe ich es mit den hohen Tieren zu tun.
    Bitte, setzen Sie sich doch.« Er warf Paula einen höflichen Blick zu. »Darf ich Ihnen vielleicht eine Cola anbieten? Nein? Wie Sie wollen.«
    »Leo«, begann Tweed mit ruhiger Stimme, nachdem sie sich in zwei Sesseln niedergelassen hatten, »könnten Sie mir bitte sagen, wo Sie in der Nacht waren, in der Bella ermordet wurde?«
    »Da, wo ich jetzt auch bin. Ich saß hier in diesem Sessel und ging Bilanzen durch. Und sparen Sie sich die Frage, wer bei mir war, denn ich war allein.
    Damit habe ich kein Alibi.«
    »Wie sah es zwischen sieben und zehn Uhr abends aus?«
    »Selbe Antwort.« Leo faltete die Hände hinter seinem breiten Hals. »Auch für diese Zeit kann ich mit keinem Alibi dienen.«
    Leo sprang auf, schnappte sich eine Gitarre, die auf dem Bett lag, und fing an zu spielen. Es war eine Melodie, die vor ein paar Jahren in den Hitparaden gewesen war.
    Leo steigerte sich immer mehr in sein Gitarrenspiel hinein und führte schließlich sogar eine Art Tanz auf, bei dem er die Gitarre immer wieder ruckartig nach oben riss und nach unten drückte. Dabei schien er seine Besucher völlig vergessen zu haben.
    »Wäre es möglich, dass Sie mit dem Gitarre spielen warten, bis wir wieder fort sind?«, fragte Tweed.
    »Wenn’s sein muss«, sagte Leo und legte das Instrument widerwillig zurück aufs Bett. »Wahrscheinlich halten Sie mich jetzt für einen Exzentriker. Alle hier in Hengistbury Manor tun das. Einmal haben sie mich sogar in eine Klinik bringen lassen.«
    »Weshalb?«, fragte Tweed.
    »Weil Marshal dachte, bei mir wäre eine Schraube locker. Er hat mich in eine Privatklinik in der Nähe von Gladworth gebracht, wo mich zwei Seelenklempner unter die Lupe genommen haben. Einer hieß Mr. Kahn und war ein Schwarzer, und der andere war weiß und hieß Mr. Weatherby. Ich habe denen jede Menge Unsinn erzählt, um sie zu verwirren.«
    »War Ihr Vater damit einverstanden, dass Sie in die Klinik kamen?«
    »Nein, der war zu der Zeit in Amerika. Als er zurückkam und erfuhr, was Marshal mit mir gemacht hat, ist er richtig auf ihn losgegangen. Das war angeblich das erste Mal, dass mein Dad jemanden geschlagen hat. Dann ist er sofort losgefahren und hat mich aus der Klinik geholt. Kurze Zeit später haben sie die Klinik übrigens geschlossen, weil sich herausstellte, dass die beiden Psychiater Scharlatane waren und außerdem Steuern hinterzogen haben. Sie sind ins Ausland geflohen und nie wieder aufgetaucht.« Er grinste seltsam vor sich hin, dann fragte er unvermittelt: »Haben Sie eigentlich die anderen auch schon verhört?«
    »Den einen oder anderen«, erwiderte Tweed vorsichtig.
    »Dann haben Sie bestimmt viele Lügen gehört. Die sind nämlich Lügner, alle miteinander. Bestimmt hat keiner Ihnen erzählt, dass in der Nacht von Bellas Ermordung die Hintertür dieses Hauses hier offen stand.«
    »Ist das wahr?«
    »Mrs. Grandy, unsere wundervolle Köchin und Haushälterin, hat unter anderem die Aufgabe, am späten Abend noch einmal zu kontrollieren, ob auch alle Türen verschlossen sind. In der Nacht von Bellas Ermordung konnte ich nicht schlafen und ging hinunter, um mir in der Küche einen Tee zu kochen. Als ich das Licht anknipste, sah ich, dass die Hintertür halb offen stand. Das war um zwei Uhr morgens. Ich schloss die Tür und sperrte sie ab, bevor ich mit meinem Tee wieder nach oben ging.«
    »Sind Sie um die Zeit noch irgendjemandem begegnet?«, fragte

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