Todeskind: Thriller (German Edition)
einen Kellerraum. »In diesen Raum konnte die Nachbarin vor ein paar Wochen sehen«, sagte Joseph. »Das Fenster ist mit schwarzem Papier zugeklebt, genau wie sie gesagt hat.«
Er wandte sich um, sah die Wand hinter sich und spürte, wie sein Magen ins Bodenlose sackte. »Oh, mein Gott«, flüsterte er. »Das ist ja entsetzlich.«
Sekundenlang starrten alle zur Wand, auf die mit einem breiten Pinsel eine Botschaft gemalt war. Mit Blut.
Joseph las sie mit heiserer, belegter Stimme vor. Er kannte die Worte, hatte sie erst heute aus Daphnes Mund gehört, zumindest so ähnlich. Cindy hatte sie ihr im Gericht entgegengeschrien. »Jetzt weißt du, wie es sich anfühlt.«
So viel Blut. Es stand in Pfützen am Boden und gerann bereits. Ein breiter Streifen reichte bis zu der Tür, die zur Garage führte, als hätte man jemanden durch das Blut hinausgezerrt.
In einer der Pfützen lag ein Haufen Kleidung. Joseph ging daneben in die Hocke. Er fürchtete sich vor dem, was er finden würde. Brodie holte eine Kamera aus ihrem Koffer und gab ihm einen Metallstab, mit dem er die Kleidungsstücke anheben konnte, damit sie sie noch einmal einzeln fotografieren konnte.
Oben auf dem Stapel lag ein gestreiftes Rugbyhemd, das das Blut ungleichmäßig aufgesogen hatte. Unten war es dort durchweicht, wo es auf dem Haufen aufgelegen hatte, doch der Kragen war ebenfalls durchtränkt und noch glänzend und nass, obwohl er nicht mit der Pfütze in Berührung gekommen war. Vom Blut verschont geblieben war der Name von Fords Universität, der auf dem Hemdrücken aufgedruckt war.
»Oh, mein Gott«, flüsterte Joseph wieder. Ihm drehte sich der Magen um. Er dachte an Isaac Zacharias, der mit aufgeschlitzter Kehle in der schmutzigen Gasse lag. Anders als dort jedoch war die Wand vor ihnen voller Spritzer. »Man muss ihm die Kehle durchgeschnitten haben, während er noch lebte.«
Brodie räusperte sich angestrengt. »So sieht’s aus. Und es sieht außerdem so aus, als hätte er sich heftig gewehrt.« Sie deutete auf den Kragen, an dem blonde Haare zu sehen waren.
Dann holte sie ein Portemonnaie aus der Tasche der Jeans, die als Nächstes auf dem Stapel lag. Als sie sie aufklappte, blickte ihnen Fords Gesicht auf dem Foto seines Führerscheins entgegen.
Jeder Rest Hoffnung, an den sich Joseph noch geklammert hatte, schwand.
Brodie ließ die Brieftasche in eine Beweistüte fallen und hob die Jeans mit einer Pinzette an. Darunter sah man eine blutbeschmierte goldene Uhr liegen. Sie nahm sie behutsam auf und hielt sie ins Licht. »Eine Rolex. Auf der Rückseite ist ein Name eingraviert. ›Elkhart‹.«
Joseph kämpfte die Worte nieder, die in seiner Kehle aufzusteigen drohten.
Wir sind zu spät gekommen.
11. Kapitel
Philadelphia, Pennsylvania
Dienstag, 3. Dezember, 19.15 Uhr
Jim Gargano von der Landespolizei Pennsylvania wohnte in einem zweistöckigen Haus am Ende einer Sackgasse. Im Wohnzimmer und in zwei Zimmern oben war Licht zu sehen.
»Wir sind da«, sagte Clay.
Alec stellte den Wagen am Straßenrand ab. »Kein Streifenwagen in der Auffahrt.«
»Trooper Gargano darf den Wagen nicht mehr nach Hause fahren«, sagte Clay. Er las noch einmal die E-Mail über die Ermittlungen, die Alyssa ihm geschickt hatte. »Er hat den Diebstahl der Waffen angezeigt, sobald er feststellte, dass sie fehlten, aber das Department befand, er habe gegen die Richtlinien verstoßen. Obwohl er darauf beharrte, er habe den Waffenschrank ordnungsgemäß verschlossen, konnten die Ermittler keinen Grund für eine Fehlfunktion des Safes finden.«
»Also war er der Dumme.«
»Im Prinzip ja. Der Dieb hat die Taser, seine Dienstwaffe und ein paar Antiquitäten geklaut, dann die Schlüssel zum Streifenwagen gefunden und ist mit dem Wagen, in dem sich Garganos Uniformen plus SWAT-Ausrüstung im Kofferraum befanden, abgehauen. Er reichte bei seiner Versicherung einen Antrag auf Rückerstattung ein, was sein Arbeitgeber verdächtig fand. Sie haben ihn zwar nie offiziell des Versicherungsbetrugs bezichtigt, aber im Grunde wurde die Sache wie einer behandelt. Er wurde zwei Wochen unbezahlt suspendiert, musste Gehaltskürzungen hinnehmen und verlor seinen Rang.«
»Wie mies«, sagte Alec. »Ich hätte gekündigt.«
»Er wahrscheinlich auch, aber er hat nur noch ein Jahr bis zur Pensionierung und wollte seine Rente bekommen.« Clay schloss das E-Mail-Programm und sah nach dem Nachrichteneingang.
»Was Neues von Paige?«, fragte Alec.
»Noch nichts, was die
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