Todeskind: Thriller (German Edition)
Suchaktion gestartet.«
»Das habe ich nicht mitbekommen.« Gargano wandte sich wieder an seine Tochter. »War Kimberly je bei uns zu Hause?«
»Ja«, sagte Laurel, nun wieder wachsam. »Wieso?«
»Wann, Laurel?«, fragte Clay ruhig.
»Im vergangenen Winter, kurz vor Weihnachten. Wir haben zu meinem Geburtstag eine Übernachtungsparty gemacht. Mom hat die Mädchen aus der chinesischen Schule eingeladen. Ich war ziemlich erstaunt, dass Kimberly kam, denn wir hatten nie viel miteinander zu tun, außerdem ist sie zwei Jahre älter als ich. Sie war in den Ferien nach Hause gekommen, sonst geht sie aufs College. Ich war davon ausgegangen, sie hätte Besseres zu tun, als mit uns ›Kleinen‹ zu feiern.«
»Wo habt ihr übernachtet?«, fragte Clay.
»Im Keller. Da haben wir ein zweites Wohnzimmer.«
»Ist dir vielleicht aufgefallen, dass Kimberly irgendwann an dem Abend oder in der Nacht den Raum verlassen hat?«
»Ich kann mich nicht erinnern, aber es wäre nicht abwegig. Wir waren zehn Mädchen, und unten gibt’s nur ein Klo.« Laurel sah ihren Vater an. »Daddy? Was soll das alles?«
»Es ist möglich, dass Kim an dem Einbruch bei uns beteiligt war«, erklärte Gargano. »Mr. Maynards Assistent hat eine Kamera in unserer Deckenlüftung entdeckt. Es sieht so aus, als hätte jemand beobachten wollen, wie ich den Safe aufmache.«
Laurel schüttelte den Kopf. »Das würde Kim doch nicht tun.«
»Sie ist wegen Diebstahls vorbestraft«, erklärte Clay. »In Maryland.«
»Aber warum sollte sie eigentlich stehlen?«, fragte Gargano. »Ihr Vater ist doch stinkreich.«
Wieder schüttelte Laurel den Kopf. »Nicht mehr. Seine Praxis ist durch die Rezession in Mitleidenschaft gezogen worden. Kim fuhr früher einen BMW, aber es heißt, dass ihre Eltern ihn verkauft haben. Zu meinem Geburtstag hat sie sich von ihrem Freund bei uns absetzen lassen.«
Clay hatte plötzlich Mühe zu atmen. »Hast du den Freund gesehen?«
»Nein. Ich weiß auch nicht, was für einen Wagen er gefahren hat, tut mir leid.«
»Macht nichts«, versicherte Clay ihr. »Du bist uns auch so eine große Hilfe. Ich stelle all diese Fragen, weil die Elektroschocker, die man deinem Vater gestohlen hat, dort wiederaufgetaucht sind, wo ein junger Mann in ungefähr deinem Alter entführt worden ist. Kimberlys neuer Freund. Wir suchen ihn.«
Etwas tippte auf seinen Arm. Clay drehte den Kopf zur Seite und stellte fest, dass Laurels kleine Schwester zu ihm aufsah. »Haben Sie ein Foto von ihr?«
»Ja, zufällig habe ich eins dabei.« Clay klickte sich durch sein Telefon und lud das Bild, das er bei seiner Recherche über sie gefunden hatte. Als er es gerade Jessica zeigen wollte, klingelte das Telefon und verdrängte das Bild in den Hintergrund. Die Nummer auf dem Display verriet, dass es sich um Paige handelte. Er würde sie gleich zurückrufen. Clay klickte auf »Anruf ablehnen«, dann zeigte er dem Mädchen das Foto. »Kennst du sie?«
Jessica nahm sein Handy, blickte lange auf das Bild und nickte schließlich. »Ich bin nach unten gegangen, um mir was von dem Kuchen zu holen, bevor die anderen alles aufgegessen hatten, da habe ich sie gesehen. Sie stand vor dem Bücherregal und lächelte, als ob man sie fotografieren würde. So mit Blick nach oben, wissen Sie? Sie hat dabei telefoniert.« Sie legte die Stirn in Falten. »Komisch, oder?«
»Und wie ging’s weiter, Schätzchen?«, fragte Gargano.
»Gar nicht. Als sie mich gesehen hat, hat sie schnell aufgelegt.« Ihre Unterlippe zitterte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie Clay das Handy zurückgab. »Es tut mir leid, Daddy. Wenn ich früher daran gedacht hätte, dann wär die Polizei bestimmt nicht so gemein zu dir gewesen.«
Gargano hob das Kind auf den Schoß. »Schon gut, MeiMei. Das ist doch nicht deine Schuld.« Er küsste ihren Scheitel. »Du hast dich jetzt daran erinnert, und nur darauf kommt es an.«
»Absolut«, sagte Clay. »Laurel, wann genau hast du deinen Geburtstag gefeiert?«
Sie sah im Kalender auf ihrem Handy nach und ging ein Jahr zurück. »Am zwanzigsten Dezember.«
»Großartig, danke. Und Jessica, was …« Wieder summte sein Telefon, wieder war es Paige. Es muss etwas Neues geben. Womöglich hatte Carter das Haus in Timonium schon durchsucht. Bitte mach, dass sie gute Nachrichten für mich hat. »Ich muss drangehen, Entschuldigung«, sagte er und nahm den Anruf an. »Paige?«
»Schmeiß mich ja nicht noch einmal aus der Leitung«, fauchte sie ihn
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