Todeskind: Thriller (German Edition)
Blässe – ihnen verraten hatte, dass irgendetwas nicht stimmte. Schon waren Fragen auf ihn eingeprasselt. Und dann hatte es ein Reporter gewagt und die richtige gestellt. Weiß SA Montgomery, dass ihr Sohn tot ist?
Joseph hatte ein paar Sekunden gebraucht, um zu kapieren, dass der Reporter ihn nur hatte ködern wollen, aber mehr brauchten die Geier nicht. Sie hatten sich vor ihre Kameras gestellt, um die Ersten zu sein, die die »neue Entwicklung« verkündeten.
Und es gab nichts, was Joseph hätte tun können, um sie daran zu hindern, außer jeden Einzelnen von ihnen abzuknallen.Trotzdem hatte er dafür sorgen müssen, dass Daphne es nicht aus den Nachrichten erfuhr.
Also hatte er einen Streifenwagen abkommandiert und war mit heulenden Sirenen und blinkendem Licht wie der Teufel in die Stadt zurückgefahren. Unterwegs hatte er Grayson angerufen und ihn gewarnt, dass er Daphne von Computern, Handys, Fernsehern und jedem fernhalten sollte, der von außen kam und ihr vielleicht etwas erzählen konnte, bevor er bei ihr war. Aber nun wusste sie es, und Joseph hatte keine Ahnung, was er als Nächstes tun sollte.
»Meine Mutter«, sagte Daphne plötzlich leise. »Weiß sie es schon?«
»Grayson und ich wollten das für dich übernehmen«, sagte Paige.
»Danke, aber – nein.« Daphne ließ Josephs Hemd los und hob den Kopf von seiner Brust. »Das muss ich tun. Aber es wäre gut, wenn ihr mitkommen würdet. Wir treffen uns draußen, ja? Gebt Joseph und mir eine Minute.«
Als sie allein waren, stand Daphne auf, streckte die Hand nach ihm aus und half ihm auf die Füße, dann öffnete sie die Tür zum Konferenzraum. »Wir haben noch einiges zu tun. Ich muss es meiner Mutter sagen. Du musst noch immer das Baby finden.«
»Nein, das habe ich schon. Die Kleine war leicht dehydriert, aber sonst bei guter Gesundheit. Für sie wird gesorgt.«
»Gut. Da bin ich froh.« Gefolgt von Joseph verließ sie den Waschraum und deutete auf das Whiteboard. »Wir haben zusammengetragen, was wir über Doug wissen.«
Er las die Notizen »Sehr gut. Das wird uns helfen.«
Sie nickte und ließ ihr Kinn auf die Brust sinken. »Danke, Joseph. Für alles, was du heute für mich getan hast. Ich weiß nicht, was ich ohne dich angefangen hätte.«
»Ich hätte mir nur gewünscht, dass es anders gelaufen wäre«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob es dich irgendwie tröstet, aber ich kann nachempfinden, wie du dich fühlst. In etwa zumindest. Wenn es sich ums eigene Kind handelt … dann ist das natürlich noch mal etwas anderes.«
»Wer war sie? Die Person, die du verloren hast?«
»Meine Frau.«
Daphne hob erstaunt den Kopf. »Du warst verheiratet?«
»Ein paar Tage lang. Es ist schon lange her.«
Ihr Blick flackerte. »Wart ihr auf Hochzeitsreise?«
»Ja.«
»Hast du den oder die Täter erwischt?«
»Ja.«
»Leben sie noch?«
Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein«, sagte er kalt.
Ihre Lippen zitterten, aber sie presste sie fest zusammen. »Gut. Jetzt muss ich … muss ich gehen.« Aber sie regte sich nicht und stand nur hilflos da. »Joseph.«
Er schlang wieder seine Arme um sie. »Ich bin bei dir.«
Sie schob ihm die Arme um die Hüften, hielt ihn umklammert und legte ihre Wange an seine Brust, und so standen sie da, während die Minuten verstrichen, bis ein leichtes Klopfen ertönte und die Tür einen Spalt geöffnet wurde.
»Agent Carter, ich bin’s – Fiona Brodie. Ich muss mit Ihnen reden. Mit Ihnen beiden.«
»Jetzt?«, fragte Joseph barsch.
»Ja, jetzt.« Brodie drückte die Tür auf. »Es ist gerade jetzt verdammt wichtig.«
Joseph spürte, wie Daphne schluckte. »Okay.« Sie ließ ihn los und nahm ihre Tasche, die unter einem der Stühle stand. »Ich brauche eine Minute.« Damit verschwand sie erneut hinter der Tür zum Waschraum. Einen Moment später hörte man das Wasser laufen.
Schweigend setzte sich Brodie auf den Stuhl, unter dem Daphnes Tasche gestanden hatte.
»Was soll das?«, fragte Joseph gereizt.
Der Blick, mit dem sie ihn ansah, war vorwurfsvoll. »Als Sie mich aus dem Streifenwagen angerufen haben, hatte ich Sie doch gebeten, ihr noch nichts zu sagen, bis ich Sie zurückrufe, und jetzt haben Sie es doch getan. Deshalb bin ich gekommen, um selbst mit Daphne zu reden.«
»Als ich herkam, lauerten ungefähr fünfzehn Reporter vor der Tür. Ich wollte nicht, dass sie es so erfährt.«
Brodie seufzte. »Na gut, das verstehe ich ja. – Trotzdem …«
Die Tür zum Waschraum öffnete sich,
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