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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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konnte, und erinnerte sich. Na ja, ich glaube, so wie ich aussah – völlig verschreckt, leichenblass –, brauchte es keine besonders große Kombinationsgabe.«
    »Und was tat er?«
    »Brachte mich in die Küche, setzte mich an den Tisch und gab mir Milch und Kekse. Anschließend führte er mich zu Nadine, Travis’ Mutter. Apropos ›verschreckt‹ … Aschenputtels Stiefmutter und die Königin von England in einer Person – genau das ist sie.« Bei der Erinnerung wurde ihre Miene düster. »Sie sah mich nur an und wurde fast so blass wie ich. Hal hatte ihr gesagt, wer ich war und was ich im Greenbrier zu suchen gehabt hatte. Sie nahm mein Gesicht in die Hand, drehte es ins Licht und fragte mich, wie ich hieße. ›Daphne Elizabeth‹, sagte ich, und sie antwortete: ›Elizabeth ist ein geeigneter Name.‹ Das machte mich wütend, und ich entwand mich ihrem Griff und fragte sie, wofür. ›Für die Mutter meines Enkels‹, antwortete sie hoheitsvoll.«
    »Sie wollte das Kind also?«
    »Aber ja, denn wie sich herausstellte, war Travis’ damalige Frau unfruchtbar.«
    »Seine damalige Frau?«
    »Ich war die dritte. Und zu jung und dumm, um es besser zu wissen. Nicht dass das einen Unterschied gemacht hätte. Ich meine, ich war fünfzehn und schwanger und arm wie eine Kirchenmaus. Die Elkharts konnten meinem Baby ein Leben bieten, wie ich es niemals gekonnt hätte. Am Anfang wusste ich ohnehin nicht, dass er verheiratet war.«
    »Hat Travis sich von seiner damaligen Frau scheiden lassen? Einfach so?«
    »So ungefähr. Ich glaube nicht, dass es ihn besonders interessierte, mit wem er verheiratet war. Es dauerte ein paar Monate, die Nadine gut nutzte. Sie schaffte mich in das Haus der Familie in Washington, weil sie mich erst der Gesellschaft vorstellen wollte, wenn ich etwas mehr Stil besäße.«
    »Und etwas weniger Babybauch?«
    »Vor allem das. Ich blieb dort, bis Ford geboren war und noch eine Zeit danach.«
    »Was hat denn deine Mutter dazu gesagt?«
    »Sie ist im Grunde von Nadine überfahren worden. An diesem ersten Tag, als ich bei den Elkharts schwanger vor der Tür stand, ließ Nadine ihren Wagen holen und fuhr mit mir zu uns nach Hause. In ihrem Beisein musste ich meiner Mutter gestehen, dass ich ein Baby kriegen würde. Die arme Mama. Sie war wie vom Donner gerührt. Nadine sagte meiner Mutter, ich würde nun meine Sachen packen und zu ihnen ziehen. Sie tat, als wären wir Leibeigene.«
    »Und deine Mutter?«
    »Sagte nein. Doch dann listete Nadine einfach all das auf, was die Elkharts für mein Kind und mich tun konnten – Erziehung, Bildung, finanzielle Stabilität und so weiter. Schließlich gab meine Mutter nach, aber unter der Bedingung, dass Nadine ihre Versprechungen schriftlich niederlegte und sie durch Mamas Anwalt absegnen ließ. Ich war vollkommen baff – ich hatte nicht gewusst, dass meine Mutter einen Anwalt hatte. Erst später fand ich heraus, dass das auch gar nicht stimmte – sie bluffte nur. Doch dass sie einen Vertrag verlangte, verschaffte ihr Nadines Respekt. Mamas vorausschauendes Denken ermöglichte es mir, das College zu besuchen und meinen Abschluss zu machen, solange Ford noch klein war. Sie sorgte außerdem dafür, dass Travis sich nach der Geburt des Kindes nicht einfach sofort wieder scheiden lassen konnte – die Ehe konnte nur mit meiner Zustimmung aufgelöst werden oder wenn es einen Beweis für meine Untreue gab.«
    »Und was hat Travis gesagt, als er erfuhr, dass du erst fünfzehn warst?«
    »Er schwor, er hätte gedacht, ich sei achtzehn, und dagegen ließ sich nicht argumentieren. Ich hatte gelogen, um in einem Restaurant arbeiten zu können, in dem Alkohol serviert wurde. Bessere Trinkgelder.«
    »War es denn überhaupt legal, dass ihr geheiratet habt?«, fragte Joseph.
    »In Maryland ist es legal, falls man schwanger ist und es mit Billigung der Eltern geschieht.«
    »Das muss eine gewaltige Veränderung für dich gewesen sein.«
    »Am Anfang war es echt hart. Meine Mutter fehlte mir sehr, ich litt viele Wochen unter Morgenübelkeit, und Nadine war eine echte Zuchtmeisterin. Ich hatte eine Privatlehrerin für meine Schulbildung und bekam Lektionen in ›Wie man eine Elkhart wird‹ – also wie man korrekt sitzt, steht, geht. Ich war eine echte Eliza Doolittle. Dennoch hat Nadine auf ihre ganz eigene Art versucht, für Ford – und am Anfang auch für mich – das Richtige zu tun.«
    »Ehrlich gesagt, überrascht es mich, dass Travis’ Mutter sich

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