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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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»Gestern Nacht wurde ein Freund von mir umgebracht, und wir suchen nach zwei vermissten Studenten und einem kleinen Mädchen. Die drei sind vermutlich entführt worden. Und das war noch, bevor Ihre Schwester bei einer Schießerei verwundet wurde.«
    Sorin hatte den Anstand, beschämt wegzusehen. »Ich nehme an, dass in diesem Fall die Rasur nicht auf Ihrer Prioritätenliste stand.«
    »So ist es. Freut mich, Sie kennengelernt zu haben, Sorin. Ich gehe jetzt zu Ihrer Schwester, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Wir bitten sogar ausdrücklich darum«, meldete sich Emil zu Wort. »Und bevor ich es vergesse – das hier ist von Stefanias Tochter.« Er reichte Clay ein gefaltetes Blatt. »Sie wollte es Ihnen selbst geben, aber wir haben sie mit unserer jüngsten Tochter Izabela nach Hause geschickt, damit sie ein bisschen schläft.«
    Clay faltete das Blatt auf und schnappte nach Luft. Cordelia Mazzetti hatte ihm zum Dank ein Bild gemalt. Eine finster dreinblickende Stevie lag in einem Krankenhausbett, neben dem ein Mann stand, von dessen Kleidung Blut tropfte. Über dem Kopf des Mannes schwebte ein gelber Ring. Ein Engel. Clay musste sich nicht fragen, wen der Engel darstellen sollte. Cordelia hatte einen dicken Pfeil gemalt, der auf den Heiligenschein deutete, und seinen Namen daruntergeschrieben.
    Clay hätte fast gelacht, wäre ihm die Kehle nicht so eng geworden. »Ich glaube, das ist das erste Mal, dass mich jemand für einen Engel hält«, murmelte er.
    »Wenn Stefania arbeiten geht, hat Cordelia manchmal Angst«, erklärte Emil. »Vor allem nach der Sache vom letzten Jahr.« Als ein Mörder erst Cordelia, dann Stevie mit einer Waffe bedroht hatte. »Wir haben ihr erzählt, dass sie und ihre Mutter Schutzengel haben, die über sie wachen. Und heute waren Sie dieser Engel.«
    Clay blickte auf das Blatt hinab und dachte daran, wie er Ciccotelli um die Kinderkunst an seiner Bürotür beneidet hatte. Nun hatte auch er ein solches Bild. Er rieb sich mit dem Handrücken über den Mund und schluckte.
    Behutsam faltete er das Blatt wieder zusammen und schob es in die Innentasche seiner Jacke. »Sagen Sie …« Er musste sich räuspern. »Sagen Sie Cordelia, dass ich das Bild immer und ewig aufbewahren werde.«
    »Das mache ich.« Emil klopfte ihm auf die Schulter. »Und jetzt gehen Sie rein zu meiner Tochter, damit Sie gleich nach Hause fahren und etwas schlafen können. Sie sehen erschöpft aus.«
    Clay nickte, winkte und drückte auf einen weiteren Rufknopf. Er desinfizierte seine Hände, während er wartete, und spürte im Rücken die Blicke der drei Nicolescus, die jede seiner Bewegungen beobachteten. Dann ging die Tür auf, und man winkte ihn hinein.
    »Sie haben nur ein paar Minuten«, warnte die Schwester ihn. »Haben Sie Ihre Hände gewaschen?«
    »Desinfiziert.«
    »Nun, dann waschen Sie sie dort.« Sie deutete auf ein Waschbecken und betrachtete ihn kritisch. »Und Ihr Gesicht am besten auch gleich. Falls Sie sie wieder küssen wollen«, fügte sie murmelnd hinzu.
    Clay stieg das Blut in die Wangen. Ihm war noch nicht einmal in den Sinn gekommen, dass jemand ihn beim ersten Mal beobachtet haben könnte. »Ja, Ma’am.«
    »Aber ziehen Sie zuerst die dreckige Hose aus. Ich suche Ihnen eine Pflegeruniform.«
    »Ja, Ma’am«, sagte er wieder, zog sich um und schrubbte sich anschließend so gründlich die Hände, dass sie rot und heiß waren.
    Anschließend versuchte er, sich zu sammeln, und betrat ihr Zimmer. Sie war wieder eingeschlafen, und ihr Gesicht war immer noch furchtbar blass. Aber vielleicht hatte sie doch einen Hauch mehr Farbe bekommen. Oder er sah es nur so, weil er es sehen wollte.
    Clay setzte sich auf die Kante des Stuhls neben ihrem Bett, stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor, bis seine Stirn am kühlen Geländer des Bettes lag. Ich bin so müde. Aber es war nicht nur der Tag. »Ich bin dieses Lebens so müde«, flüsterte er.
    Er wusste nicht, wie lange er dort mit gesenktem Kopf gesessen hatte. Wahrscheinlich würde die Krankenschwester jeden Augenblick hereinkommen und ihn rauswerfen. Plötzlich bebte das Geländer ein wenig, und das Haar wurde ihm aus der Stirn gestrichen. Stevie. Langsam hob er den Kopf. Er befürchtete, sie zu erschrecken. Oder nur zu träumen.
    Ihre Augen waren offen und blickten ihn an. Ihre Hand war aufs Bett zurückgefallen, als hätte sie gerade genug Energie für diese Berührung gehabt.
    »Hi«, sagte er ruhig. »Ich bleibe nicht lange. Ich wollte

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