Todeskind: Thriller (German Edition)
umdrehen.«
»Nein. Ich dreh mich nie wieder um. Du findest es okay, dass sie es auf dem Sofa mit ihm treibt?«
»Na ja, nein«, sagte seine Mutter. »Ich werde wohl mit Holly noch einmal über die richtige Ortswahl reden müssen. Aber, Joseph … was du noch nicht weißt: Dillon möchte sie heiraten.«
Joseph drehte sich um und starrte seine Mutter an. »Und das findest du okay?«
»Hast du eben nicht zugehört? Sie ist achtundzwanzig. Und er auch. Es sind Erwachsene mit Downsyndrom, die beide Vollzeit arbeiten und ihren Alltag bestens bewältigen. Uns gefällt der junge Mann. Er liebt sie.«
Joseph stieß den Atem aus und sah betreten zur Seite. »Mehr kann man wohl nicht verlangen.«
»Aber Joseph, das ist es doch, worauf wir sie vorbereitet haben – auf ein eigenes, selbständiges Leben, wie all unsere Kinder es führen. Obwohl ich mir sicher bin, dass Holly es dir lieber anders mitgeteilt hätte.«
»Auch mir wäre es lieber, ich hätte bestimmte Dinge heute Abend nicht gesehen.«
Seine Mutter stieg von Jacks Schoß und schlug leicht nach seiner Hand, als er sie zurückzuziehen versuchte. »Ich fahre Dillon besser nach Hause.«
»Fährt er nicht selbst?«
»Meistens schon, aber er ist klug genug, bei schlechtem Wetter darum zu bitten, dass man ihn bringt. Ich hoffe, du hast nicht gedroht, ihn zu ermorden. Er ist sehr empfindsam.«
»Ich würde ihm niemals drohen, ihn zu ermorden.«
»Du hast ihren letzten drei Freunden gedroht, sie zu Eunuchen zu machen«, erinnerte ihn seine Mutter süffisant. »Und dann musste ich Holly erklären, was ein Eunuch ist. Du bist ein toller Kerl, Joseph, aber völlig verklemmt. Menschen haben ein Liebesleben, dein Vater und ich ebenfalls. Wir haben immerhin vier Kinder produziert.«
»Bitte«, flehte er. »Sag nichts mehr. Ich … ich kaufe mir einfach eine Flasche Augenreiniger.«
Die Augen seiner Mutter begannen zu funkeln. »Ah, das beantwortet meine nächste Frage, Süßer. Du warst mit Daphne zusammen.« Sie wurde wieder ernst. »Wie geht’s ihr?«
Joseph wurde hart, als er daran dachte, was vorhin gewesen war, bekam aber sofort ein höllisch schlechtes Gewissen. »Sie hält sich ganz tapfer. Stevie ist wieder bei Bewusstsein, so dass es wenigstens eine gute Nachricht gibt.«
»Ja, Paige hat schon angerufen.« Sie betrachtete einen Moment lang stumm Josephs Miene, dann: »Du glaubst nicht daran, dass Ford lebend gefunden wird, nicht wahr?«
»Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich weiß nicht einmal, wieso er entführt wurde.«
Sie tätschelte ihm die Wange. »Verzeih mir, Junge. Du hast noch gar nicht gesagt, warum du überhaupt hergekommen bist. Was können wir für dich tun?«
»Ich wollte mich eigentlich nur vergewissern, dass mit euch alles in Ordnung ist und ihr in Sicherheit seid. Ich hätte eher kommen müssen, aber ich hatte heute ziemlich viel zu tun.«
»Das haben wir mitbekommen«, erwiderte seine Mutter trocken. »Die Polizisten, die hier waren, sind sehr nett. Aber wir brauchen sie nicht. Du hast immer schon dafür gesorgt, dass das Haus gesichert ist wie Fort Knox.«
»Ich will eben kein Risiko eingehen.«
»Und das wissen wir auch zu schätzen. Aber es geht uns allen gut, du musst dir also keine Sorgen machen. So, und jetzt sehe ich nach Holly. Du plauderst am besten ein wenig mit deinem Vater.«
Joseph hatte Mühe, seinen Vater überhaupt anzusehen. Sein Vater dagegen schien das Unbehagen seines Sohnes köstlich zu finden. »Wenn du deinen Gesichtsausdruck sehen könntest«, sagte er vergnügt.
»Hör zu, Dad, ich bin sehr froh, dass du und Mom ein gesundes … Herrgott, Liebesleben habt, aber kein Kind will sich seine Eltern so vorstellen.«
»Das ist mir klar.« Sein Vater ging zu seinem Tisch, in dem er den guten Scotch aufbewahrte. »Bleibst du heute Nacht hier? Kannst du dir einen Drink genehmigen?«
»Ja und ja. Am liebsten einen doppelten.« Er setzte sich ans Feuer. »Zoe wollte nachher noch vorbeikommen. Ich brauche ihren Rat.«
Sein Vater reichte ihm ein Glas Whisky, dann ließ er sich in dem anderen Sessel nieder. »Was Frauen anbelangt oder Mörder?«
»Mörder. Mit den Frauen komme ich gerade ganz gut zurecht.«
»Stimmt ja, Süßer «, sagte sein Vater in Daphnes gedehntem Tonfall. »Ich bin froh, dass du endlich den entscheidenden Schritt getan hast. Ich war schon fast so weit, dir eine To-do-Liste zu schreiben. Wieso hast du eigentlich so lange dafür gebraucht?«
»Ich dachte, sie wäre schon
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