Todeskind: Thriller (German Edition)
grau. Du bist … Farbe.«
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Danke.«
»Gern geschehen. Aber ich bin noch immer im schnörkellosen Modus, ja?«
»Ich versuch’s mir zu merken«, erwiderte sie trocken.
Er grinste. »Es gibt Dinge, die ich will, andere, die ich brauche. Ich will einen Job, der mich herausfordert, aber ich brauche jemanden, zu dem ich nach Hause kommen kann, wenn ich diesen Job erledigt habe. Und ich brauche eine Person, die dasselbe braucht. Vielleicht bist du das, vielleicht bist du es nicht. Aber ich bin es langsam leid, Zeit zu vergeuden, und mir kommt es so vor, als ginge es dir ähnlich.«
Sie nickte und sah ihn nur an.
Er fuhr fort. »Wenn sich also herausstellt, dass du diese Person bist und du Altlasten mitschleppst, sind es auch meine Altlasten. Wenn du wieder krank wirst, laufe ich bestimmt nicht weg. So bin ich nicht.«
»Das weiß ich«, sagte sie sanft.
»Ich werde noch direkter«, warnte er. »Ich will dich. In jeder Hinsicht. Auf jede Weise, die ich mir vorstellen kann. Und auf Weisen, an die ich überhaupt noch nicht gedacht habe. Ich will dich schon seit neun Monaten, und ich habe längst darüber nachgedacht, wie es … wie es wohl zwischen uns sein kann. Oft schon.« Er sah zu ihr und entdeckte, dass ihre Wangen sich rosa färbten. »Und da ich nicht jünger werde, möchte ich es wirklich früher oder später mal ausprobieren. Am liebsten sehr viel früher.«
»Und da wir gerade unverblümt reden, gebe ich zu, dass mir das mehr Angst macht als alles andere. Ich bin … anders. Ziemlich sicher anders als jede andere Frau, mit der du im Bett warst. Du sagst jetzt vielleicht, dass das keine Rolle spielt, aber falls doch, wenn es so weit ist, dann ist es für mich … verdammt hart.«
»Aber wenn man das große Ganze betrachtet und nichts von den Altlasten existieren würde …«
Sie holte tief Luft. »Herzchen, dann würd ich über dich herfallen und dich auf der Stelle mit Haut und Haar verschlingen«, sagte sie gedehnt.
Er lachte. »Na, das ist schon mal was.« Er wurde wieder ernst. »Daphne, nichts, was ich sagen kann, wird dir deine Sorgen nehmen. Das wird erst dann geschehen, wenn es eben so weit ist. Wahrscheinlich bin ich nervöser als du.«
»Ich weiß.« Sie senkte den Blick. »Und ich würde nahezu alles tun, um dir das zu ersparen.«
»Es ist nicht deine Aufgabe, mir was zu ersparen.« Er hatte den Satz barscher herausgebracht, als er beabsichtigt hatte.
Sie blickte überrascht auf. »Wie bitte?«
»Ich bin weder deine Mutter noch deine Tagesmutter, für die du Häuser kaufst und sorgst. Ich bin kein misshandeltes Tier, das du aufnimmst. Du kümmerst dich um andere, und das ist eine wunderschöne Eigenschaft, aber nicht das, was ich von dir will.«
»Aha? Und was willst du dann von mir? Außer Sex, meine ich?«
»Sex ist jedenfalls ein guter Anfang. Unterschätze nie den vielschichtigen Nutzen körperlicher Liebe«, sagte er leichthin, und sie lächelte. »Daphne, ich will keine Mutter. Ich habe eine, und sie wunderbar.«
»Du willst eine Partnerin.« Sie blickte wieder aus dem Fenster. »Und ich will einen Partner.«
»Dann, würde ich sagen, haben wir schon mal eine gute gemeinsame Basis.«
Ihre Lippen zuckten. Sie stimmte ihm nicht zu, widersprach aber auch nicht.
»Und ich werde weniger nervös sein, wenn ich weiß, was mich erwartet«, sagte er ernst. »Mastektomie?«
Sie versteifte sich, antwortete aber dennoch. »Beidseitige Amputation.«
»Wiederaufbau?«
»Ja. Die Schätzchen werden also sogar noch prima stehen, wenn ich achtzig bin.«
»Süße, es spricht nie was dagegen, wenn etwas steht«, erwiderte er, ihren Tonfall imitierend.
Sie wandte den Kopf und lächelte ihn an. »Ich hätte nie gedacht, dass du charmant sein kannst. Du wirkst sonst immer so finster, aber das gefällt mir.«
»Tja, das ist eben meine Geheimwaffe«, neckte er sie. »Weißt du, was mir an dir zuerst aufgefallen ist? Deine Beine. Ich weiß noch genau, dass ich zu Grayson sagte: ›Da kommt eine Frau mit limettengrünem Kostüm, Zwölf-Zentimeter-Pumps und Beinen bis zum Hals.‹ Bevor mein Blick es bis zu deinen Brüsten schaffen konnte, war ich von dem Korb mit Muffins in deiner Hand abgelenkt.«
Ihr Lachen war voll und kehlig. »Wenn ich also für dich backe, würdest du von meinen körperlichen Mängeln absehen?«
Und da war es. Was sie sich wünschte. Jemand, der sie mit allen Mängeln liebte. Das konnte er nachvollziehen. »Wenn du für mich
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