Todeskind: Thriller (German Edition)
Ich brauche Hilfe. Bitte!«
Es gibt keine Geister. Das weißt du genau. Cole schluckte. »Mom?«
»Was? Nein, ich bin keine Mom – weder deine noch irgendeine andere. Wer bist du?«
»Cole. Und du?«
»Kim. Ich heiße Kim. Hilf mir bitte!«
19. Kapitel
Wheeling, West Virginia
Mittwoch, 4. Dezember, 19.55 Uhr
»Du hättest noch mehr Schlaf gebraucht«, sagte Joseph und betrachtete Daphnes Gesicht im harten Licht des Krankenhausfahrstuhls. Sie sah zerbrechlich aus, ihre Haut wirkte beinahe durchscheinend.
Mit hochgezogener Braue sah sie ihn an. »Ich fühle mich bemerkenswert frisch. Vermutlich gehört das zu den vielschichtigen Nutzen der körperlichen Liebe. Die man nicht unterschätzen soll, wie man mir kürzlich noch gesagt hat.«
Sein Körper erwachte mit Wucht, und sofort wollte er sie wieder. »Damit könntest du recht haben.« Er legte eine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre Lippen. »Trotzdem gehen wir nach diesem Meeting zurück ins Hotel, um zu schlafen. Nur schlafen. Wir beide.«
»Und du willst dich beherrschen? Ehrlich?«, fragte sie mit funkelnden Augen.
Er schob seine Fäuste in die Tasche. »Das kann ich durchaus.«
»Hm.« Sie trat auf ihn zu und stellte sich dicht vor ihm auf die Zehenspitzen, so dass ihr Mund nur noch einen Hauch von seinem entfernt war. »Wenn wir also wieder im Hotel sind, hast du nicht vor, dort weiterzumachen, wo wir eben vom Telefon unterbrochen wurden? Wäre schon schade.«
Er konnte den Schauder nicht unterdrücken. Sie war in seinen Armen eingeschlafen, aber er war nicht in der Lage gewesen, die Finger von ihr zu lassen.
»Das war … eine heimliche Erkundung.«
Zumindest hatte es als solche angefangen. Er hatte wissen wollen, welche Stellen ihrer Brüste empfindsam waren und welche nicht. Er hatte gelesen, dass Frauen, die eine Mastektomie über sich ergehen lassen mussten, mehr Gefühl an den Seiten ihrer Brüste hatten und die Empfindsamkeit in Richtung Mitte abnahm. Beim nächsten Liebesspiel wollte er ihre Brüste mit einbeziehen, wollte sie aber nicht dort berühren, wo sie ohnehin nichts spürte, um sie nicht ihres Vergnügens zu berauben.
Sie hatte Vergnügen verdient.
Tatsächlich hatte er festgestellt, dass sie an manchen Stellen äußerst empfindsam war. Eine einzige Berührung hatte sie veranlasst, die Beine für ihn zu öffnen, und ehe er sich’s versah, hatte er zwischen ihren Schenkeln gelegen und sie erneut gekostet.
»Nun ja, so heimlich war es nun auch nicht. Schließlich bin ich davon aufgewacht.«
»Hat dir das was ausgemacht?«
»Sah ich aus, als hätte es mir was ausgemacht?«
Ganz und gar nicht. Er schluckte bei der Erinnerung daran, wie er sie geleckt hatte. Sie hatte ihn mit halb geschlossenen Lidern beobachtet, lustvoll, lasziv, bis sie mit einem tiefen, kehligen Stöhnen gekommen war. Er schluckte. »Dass du mich beobachtet hast, war unglaublich sexy.«
Sie küsste sein Kinn, dann fuhr sie mit der Zunge darüber. »Heißt das, wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben? Oder bestehst du ernsthaft darauf, dass ich schlafe?«
»Wie es aussieht, muss ich dir nachgeben.«
Sie grinste. »Oh, danke.«
Die Fahrstuhltüren glitten auf, und ihr Grinsen verschwand. Wieder erlebte Joseph die Blitzverwandlung, die er schon zu schätzen gelernt hatte. Jetzt war sie wieder die kühle, beherrschte Staatsanwältin, auf die jede Menge Arbeit wartete.
»Was hatte Agent Novak gesagt? Wohin genau sollen wir kommen?«
Deacon hatte Josephs Handy angerufen, als er gerade dabei gewesen war, Daphne langsam zum zweiten Orgasmus zu bringen. Sich von ihrem warmen Körper zu lösen, hatte ihn schier übermenschliche Kräfte gekostet, und mit seiner Konzentration war es nicht weit her gewesen.
Er hoffte, dass sie immer noch weitermachen wollte, wo sie aufgehört hatten, wenn er den nächsten Satz gesagt hatte. » Ich muss in Zimmer 602. Du gehst zu Ford.« Der in Zimmer 632 lag, ganz am Ende des Korridors.
Sie blickte trotzig auf. »Warum?«
Er hob beschwichtigend die Hand. »Es geht nicht darum, dass du nicht das Recht hast, mit mir zu kommen, oder vielleicht nicht mit der Situation umgehen kannst. Du hast und du kannst.«
»Worum geht es dann?«
»Ungehinderte Kommunikation. Die Agenten und Polizisten von hier werden sich gehemmt fühlen, wirklich offen zu sprechen, weil du die Mutter bist. Denk an den armen Dr. Quartermaine gestern. Wie unangenehm es ihm war, als er glaubte, deine Sorgen verstärkt zu haben.
Weitere Kostenlose Bücher