Todeskind: Thriller (German Edition)
Safer Sex hält. Diese Kim geht mit jedem ins Bett. Er wird am Boden zerstört sein, wenn er es erfährt, aber lieber am Boden zerstört und lebendig, als mit intaktem Stolz und tot.«
»Schön gesagt. Ich muss los. Ruf mich von deinem Festnetz an, wenn du zu Hause angekommen bist.«
»Festnetz, ja, ja, ja«, brummelte Alyssa. »Mach ich. Bis morgen.«
Wheeling, West Virginia
Mittwoch, 4. Dezember, 20.10 Uhr
Zimmer 602 war ein leeres Krankenzimmer, das die Oberschwester Joseph, Deacon und die hiesigen Behörden als Konferenzraum überlassen hatte. Joseph hatte keine Ahnung, warum die anderen hierhergekommen und nicht mit dem, was immer sie inzwischen in Erfahrung gebracht hatten, sofort ins Präsidium gefahren waren, aber er nahm an, dass er das jetzt gleich herausfinden würde.
Deacon saß, den Laptop auf dem Schoß, auf dem Bett und tippte in rasender Geschwindigkeit auf die Tastatur ein, während er stirnrunzelnd auf den Bildschirm blickte.
Detective McManus vom Wheeling PD stand am Fenster und sah einen Stapel Zettel durch. Agent Kerr von der Zweigstelle Pittsburgh war fort.
Joseph klopfte an den Türrahmen. »Du hattest angerufen?«
Deacon blickte auf. Seine Augen wirkten noch eindringlicher als üblich. »Wir haben etwas gefunden. Komm rein und mach die Tür zu.«
»Wo ist Agent Kerr?«
»Organisiert eine Suche«, sagte Deacon, »nachdem er das, was wir gefunden haben, zum Labor geschafft hat.«
McManus reichte Joseph einen großen Umschlag, der zugeklebt gewesen, doch schon geöffnet worden war. »Ich bin auf dem Weg hierher schnell im Präsidium vorbeigefahren. Junie Bramble hat den Bericht rausgesucht, den Sie angefordert haben.«
»Und wir haben ihn schon gelesen«, fügte Deacon hinzu. »Wo fangen wir an?«
»Was habt ihr gefunden, Deacon?«, fragte Joseph ruhig, und der Agent holte tief Luft.
»Den Rucksack des Jungen – oder besser den, den er bei sich hatte. McManus hat uns alle Straßen genannt, die ins Naturschutzgebiet führen.«
Joseph wünschte sich, er hätte sich irgendwo einen Kaffee besorgt.
»Wir haben zwei Hundestaffeln, die anhand des Mantels, den Ford getragen hat, als er gefunden wurde, gesucht haben.«
»Der Mantel war nicht seiner«, sagte McManus. »Er war eine Nummer zu klein und stank erbärmlich. Der Geruch hat uns zu dem Rucksack geführt, den wir abseits der Straße in einer Schneewehe gefunden haben.«
»Und darin fanden wir Trockenfleisch, drei Messer, eine nicht mehr funktionierende Taschenlampe und das.« Deacon schwang die Beine über die Bettkante und drehte seinen Laptop, so dass Joseph auf den Bildschirm sehen konnte.
Das Foto einer Tasche, eher ein Täschchen, das mit einer Schlaufe am Handgelenk getragen wurde. Joseph spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. »Und was war drin?«
»Ein Ausweis.« Deacon klickte aufs nächste Foto. Ein Mädchen, siebzehn Jahre, braunes Haar. Es wohnt in Wheeling, West Virginia. »Heather Lipton. Als Ford das erste Mal aufwachte, sagte er ›Heather‹.«
»Wann ist er aufgewacht?«, wollte McManus wissen.
Joseph erzählte ihm von der zweiten Dosis Ketamin und der heftigen Reaktion Fords, als er eine halbe Stunde nach Einlieferung wach geworden war. »Der Arzt sagte, er hätte die Namen von Kim und Heather gebrüllt. Ich hatte zuerst angenommen, sie hätten ihn nur falsch verstanden und er hätte eigentlich MacGregor gesagt.«
»Heather Lipton ist im vergangenen Sommer verschwunden«, erklärte McManus. »Sie wollte mit Freundinnen zu einem Konzert. Ihr Auto blieb stehen, aber Heather fand, das Konzert sei viel zu großartig, als dass sie es sich entgehen lassen könne. Also hat sie beschlossen, per Anhalter zu fahren, auch wenn die anderen versucht haben, sie davon abzuhalten. Sie ist nie angekommen. Einen Monat lang haben wir jeden Tag Suchtrupps nach ihr ausgeschickt. Polizei, FBI, Freiwillige. Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Das hier ist die erste Spur, die wir haben.«
Furcht breitete sich in Josephs Eingeweiden aus, als er den Inhalt des Umschlags aufs Bett kippte. Kopierte Zeitungsartikel und Polizeiberichte, die ganz altmodisch auf Schreibmaschine getippt worden waren. Grace Kelly Montgomery war im November ihres Abschlussjahres an der Highschool entführt worden. Sie war siebzehn gewesen. Ebenfalls vermisst worden war Daphne Sinclair. Dem Bericht waren Fotos beigefügt: Daphne mit geflochtenen Zöpfen und einem frechen Grinsen, Kelly freundlich lächelnd für das
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