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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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war erst acht.
    Es gehörte zu Kellys Aufgaben, mich von der Schule nach Hause zu bringen, und an einem Tag konnte ich es gar nicht erwarten, endlich heimzukommen. Meine Katze hatte Junge bekommen, und ich wollte mit ihnen spielen. Aber Kelly trödelte, und ich trieb sie immer wieder an. Da fuhr plötzlich ein Wagen an uns vorbei, drehte und kam zurück. Der Fahrer fragte uns, ob er uns mitnehmen könnte. Ich sagte nein, ich dürfe nicht mit Fremden fahren, aber Kelly behauptete, es sei schon okay, sie würde den Typen von der Hochzeit ihrer Mutter kennen. Die beiden lachten, als sei das ein Scherz. Natürlich war es Beckett, aber ich kannte ihn damals nicht.«
    »Hatte sie sich mit ihm für diesen Nachmittag verabredet?«, fragte Hector.
    »Kann durchaus sein, aber ich habe es nie herausgekriegt. Ich hatte von ihrem Schäferstündchen mit dem Trauzeugen gehört und dachte, er sei es. Ich wusste noch nicht viel über Sex, aber doch genug, um mir denken zu können, dass es für eine Siebzehnjährige nicht richtig war, mit einem so viel älteren Kerl zu schlafen, und dann auch noch auf dem Taufbecken! Außerdem wusste ich, dass man nicht einfach ins Auto von Fremden steigt. Also zog ich an Kellys Hand und sagte, ich wollte nach Hause zu meiner Katze.«
    »Fluffy?«, fragte Ford angestrengt.
    »Ja.« Sie strich ihrem Sohn über die Hand. »Was nun kommt, wird nicht besonders angenehm. Niemand wird dir verübeln, Ford, wenn du nicht weiter zuhören möchtest. Auch mir wäre das ehrlich gesagt lieber.«
    Er sah ihr in die Augen. »Ich habe dich bisher nie im Stich gelassen und werde auch jetzt nicht damit anfangen. Ich halte das schon aus.«
    »Wie du meinst. Also … Kelly wurde sauer. Sie wollte nach Hause gefahren werden, und ich zwang sie zum Laufen – schließlich war es ihr Job, auf mich aufzupassen. Ich könne ja gehen, meinte sie, sie würde sich jedenfalls fahren lassen. Sie stieg ein, und da ich nicht wusste, was ich tun sollte, marschierte ich los. Ein paar Minuten später hielt das Auto wieder neben mir, und der Kerl stieg aus. Diesmal benahm er sich nicht mehr besonders freundlich.« Sie schluckte schwer. »Ich war acht. Ich wollte wegrennen, aber er fing mich ein. Drückte mir ein Taschentuch vors Gesicht und …«
    Sie schloss die Augen. »Ich erwachte in einer Garage, und mir war so kalt. Ich war gefesselt und geknebelt. Ich konnte eine Falltür sehen, die in die Erde führte. Sie stand offen. Von unten hörte ich Kelly weinen und schreien. Zuerst schrie sie immer um Hilfe, irgendwann schrie sie einfach nur noch. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging. Beckett brachte ihr das Essen immer runter. Jedes Mal hörte ich, wie er sagte: ›Da bin ich wieder. Hast du mich vermisst?‹ Und dann schrie sie wieder. Aber es kam keiner, um uns zu helfen. Es kam immer nur Beckett.
    Er nahm mir den Knebel ab, damit ich essen konnte, stand aber jedes Mal mit dem Messer in der Hand daneben, bis ich fertig war. Er sagte, er würde mich umbringen, wenn ich auch nur einen Laut von mir gab, und ich glaubte ihm. Danach stopfte er mir den Knebel wieder in den Mund und kehrte zurück zu Kelly, und sie schrie wieder. Anfangs verstand ich nicht, warum er mich knebelte und nicht sie, doch irgendwann begriff ich, dass er es mochte, wenn sie schrie. Mich hat er nicht angefasst, nur um mich zu knebeln.« Sie blickte zu Ford, der die Augen geschlossen hatte, und fuhr mit belegter Stimme fort: »Etwa eine Woche lang stieg Beckett immer wieder die Treppe hinunter und sagte: ›Da bin ich wieder. Hast du mich vermisst?‹ Immer ließ er die Falltür offen. Irgendwann hörte Kelly zu schreien auf. Aber ich konnte sie weiterhin hören. In meinem Kopf. Und das tue ich heute noch.«
    »Mein Gott«, flüsterte Novak entsetzt.
    »Es muss am Anfang der zweiten Woche gewesen sein, dass er mich mit in die Hütte nahm. Ich dachte, er würde jetzt mit mir machen, was er mit Kelly machte, aber er tat es nicht.« Sie schüttelte den Kopf und stieß ein ungläubiges Lachen aus. »Ich musste seine Hütte putzen. Er warnte mich, dass ich nicht weit kommen würde, wenn ich abzuhauen versuchte. Die nächste Stadt sei vierzig Meilen entfernt, und Nachbarn gäbe es keine. Er würde meine Mutter umbringen, wenn ich fliehen würde, er wüsste, wo sie wohnt.
    Er war so zuversichtlich, dass ich bleiben würde, dass er mich in der Hütte allein ließ und zur Garage ging. Er schloss mich nur ein und räumte die Messer weg. Eines Tages war er gerade drüben,

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