Todeskind: Thriller (German Edition)
Pyjamas floss ungehindert um ihre Beine und brachte ihm deutlich zu Bewusstsein, dass sie darunter nichts trug.
Das allerdings war ihm auch sehr, sehr bewusst gewesen, als sie eben auf seinem Schoß gesessen hatte.
Als sie ihm erklärt hatte, was sie niemals hätte erklären müssen. Schon gar nicht mir.
Beckett hatte allein für das, was er Daphne angetan hatte, den Tod verdient. Dazu kamen ihre Cousine Kelly, Heather Lipton und all die anderen …
Aber wieso jetzt? Wieso kam jetzt alles zusammen? Doug. Sie waren so auf Beckett fixiert gewesen, dass sie Doug vorübergehend aus den Augen verloren hatten.
»Doug hat das alles in Gang gesetzt«, sagte er. »Er hat einen Plan. Er hat Ford entführt und Beckett irgendwie dazu gebracht, als sein Komplize zu fungieren. Herrgott, dazu musste er Beckett erst mal ausfindig machen! Wie ist ihm das gelungen? Wie konnte er überhaupt von ihm wissen? «
»Gute Frage. Die ich mir auch schon gestellt habe«, gab sie zurück. »Das einzige Mal, dass ich Becketts Namen genannt habe, war in Gegenwart dieser FBI-Agentin, Agent Baker. Sie wird ihn vermutlich in ihrem Bericht erwähnt haben. Könnte Doug fürs FBI arbeiten?«
»Hoffentlich nicht. Aber was für ein Spiel spielt er? Er hat dafür gesorgt, dass Ford hier gefunden wurde, und holt dich damit an den einen Ort, an den du in den nächsten hundert Jahren bestimmt nicht freiwillig zurückgekehrt wärst. Hältst du es für einen Zufall, dass Beckett heute im Krankenhaus versucht hat, deinen Sohn umzubringen?«
»Nein. Ich denke, dass Beckett von Doug manipuliert wurde – genau wie wir. Doug wollte, dass wir die Verbindung zwischen George Millhouse und dem Messer, mit dem er Zacharias attackiert hat, knüpfen. Er wollte, dass wir im Keller von Odums Haus die Waffen finden. Er wollte, dass wir den Zusammenhang zwischen den Pistolen in Bill Millhouse’ Kofferraum und den Tasern aus der Gasse herstellen. Doug hat alles so arrangiert, dass wir exakt das gefunden haben, was wir finden sollten. Dass er auch Beckett manipuliert hat, liegt auf der Hand.«
»Er hat Beckett wieder in dein Leben gelassen.«
Endlich blieb sie stehen, wandte ihm aber den Rücken zu. »Ich weiß. Bloß wieso?«
»Um dich zu diskreditieren. Zu ruinieren. Um dich leiden zu sehen.«
»Das kapiere ich ja. Aber wieso? Was habe ich ihm getan?«
»Wenn wir erst einmal wissen, wer zum Teufel er eigentlich ist, dann werden wir es wahrscheinlich verstehen. Es muss etwas verdammt Übles gewesen sein – zumindest in seinen Augen. Er gibt sich … ziemlich viel Mühe.« Er setzte sich aufs Bett und klopfte auf die Matratze neben sich. »Komm her zu mir.«
»Eigentlich muss ich mich bewegen.«
»Eigentlich musst du dich setzen. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du dich so bewegst.«
Sie wandte sich stirnrunzelnd zu ihm um. »Wie bewegst?«
»Na ja, so, wie du dich eben bewegst«, antwortete er trocken. »Also setz dich … bitte. « Er klappte das Notebook auf und loggte sich in seinen Büro-Account ein. Die Matratze senkte sich neben ihm, das leise Rascheln der Seide machte ihn an, Pfirsichduft umhüllte ihn. Er rückte den Computer auf seinem Schoß zurecht. Vielleicht sollte ich sie lieber doch auf und ab gehen lassen. »Ich will den Totenschein sehen.«
»Ich habe eine Kopie. In meinem Banksafe.«
»Mit etwas Glück kriege ich ihn online.« Joseph konzentrierte sich auf den Bildschirm, weil er nicht wagte, sie anzusehen. »Es muss in West Virginia gewesen sein, richtig?«
»Ja. Ohio County.«
»Und Agent Baker hat ihn dir gezeigt?«
»Ja. Zuerst sagte sie mir nur, dass er tot ist, aber ich wollte einen Beweis. Schließlich ging es um das Leben meiner Mutter. Ich rief das Archiv an, um es mir selbst bestätigen zu lassen, aber am Telefon wollte man mir keine Auskunft geben. Ich sollte die Anfrage per Post schicken, aber man teilte mir mit, es könne einen Monat dauern, bis ich Antwort erhalten würde. Als ich das Agent Baker weitergab, versprach sie mir, den Totenschein schneller zu beschaffen. Das tat sie dann auch, und vier Wochen später hatte ich eine weitere Kopie in der Post. Wenn ich nicht den postalischen Weg gewählt hätte, hätte ich persönlich in West Virginia vorsprechen müssen. Internet gab es zu der Zeit noch nicht.«
»Doch, gab es, wenn auch nicht für Zivilisten.«
»Was wir zu jener Zeit beide noch waren, weswegen meine Aussage gültig ist, Mr. Phelps.«
Ihre knurrige Erwiderung brachte ihm zum Lächeln. »Phelps?
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