Todeskind: Thriller (German Edition)
Partner, als er noch bei der Polizei gearbeitet hat. Ich weiß übrigens nicht, ob deine Mutter von dem fast abgetrennten Kopf weiß. Ich glaube, Carter wollte ihr das ersparen.«
»Oh, mein Gott. Armer Clay. Und der arme Mann! Er ist gestorben, weil er mich beschützen wollte.«
»Das war sein Job. Den er mächtig vermasselt hat. Zacharias hat Kimberly nicht überprüft, obwohl er das behauptet hat. Er hat behauptet, das Mädchen sei sauber. War offenbar mit seiner momentanen Situation überlastet. Hätte er seinen Job richtig gemacht … tja, dann hätten sich die Dinge wohl anders entwickelt. Maynard will Doug unbedingt in die Finger kriegen, jetzt erst recht. Sein Assistent und er haben die Webcam im Haus des bestohlenen Cops gefunden und weitere Häuser ausfindig gemacht, in die Kim und Doug eingebrochen sind.«
»Sie schien so perfekt«, stieß Ford wütend hervor. »Und jetzt lässt sie mich dastehen wie einen Vollidioten.«
»Fitzpatrick hat ihr Zimmer durchsucht und Notizen gefunden. Sie hat herausgefunden, was du magst und nicht magst – Essen, Musik, Hobbys. Deswegen kam sie dir so perfekt vor.«
Wie demütigend. »Toll.«
»War sie deine Erste?«
Ford zog die Stirn in finstere Falten, was Novak Antwort genug war.
Doch der FBI-Mann sah aus, als hätte er noch mehr zu sagen. »Was noch?«, fragte Ford.
»Deine Mom weiß nichts davon, und ich weiß es auch nur, weil ich Maynard direkt gefragt habe. Laut Kims Mitbewohnerin haben Kim und Doug nicht viel von Safer Sex gehalten.«
Ford wurde blass. »Was?«, flüsterte er.
»Hör mal, ich bin nicht dein Vater. Ich bin überhaupt kein Vater. Und ich wäre wahrscheinlich auch ein mieser Vater. Aber ich bin ein großer Bruder, und eine meiner Schwestern hat ihrem Freund vertraut, als er ihr sagte, dass er gesund ist. Er war es nicht, und meine kleine Schwester ist es auch nicht mehr.«
Ford musste schlucken. »Kann man Ihre Schwester heilen?«
»Im Augenblick nicht. Es behauptet ja keiner, dass Kim irgendwelche Krankheiten hat, und wenn ihr Kondome benutzt habt, dann wird vermutlich auch nichts sein. Aber ich würde mich an deiner Stelle dennoch testen lassen.«
»Ja.« Niedergeschmettert bedeckte Ford das Gesicht mit den Händen und fing an zu schluchzen. Er hörte einen Stuhl über den Boden schrammen und dann Plastik knirschen, als Novak sich setzte.
»Schon okay«, sagte Novak leise. »Wenn es rausmuss, dann lass es raus. Ich verschwinde und mache die Tür zu und passe auf, dass niemand reinkommt. Oder ich bleibe. Deine Wahl. Ich kann mit beidem umgehen.«
»Ich will nichts rauslassen«, sagte Ford heiser. »Meine Mutter war sechsundzwanzig, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. Wenn sie heute, mit fünfunddreißig, krank geworden wäre, hätte man ihr eine Neun-von-zehn-Chance gegeben. Damals hieß es sechs von zehn und fünf Jahre Zittern.«
»Aber sie hat’s geschafft.«
»Meine Mutter ist eine Kämpferin. Aber ich … ich habe noch nie so entsetzliche Angst gehabt wie damals. Bis gestern Nacht. Ich habe wirklich geglaubt, dass ich da draußen allein sterben werde und man mich niemals findet. Außerdem dachte ich, dass ich nun Kim nicht mehr würde retten können.«
»Weißt du«, sagte Novak ernst, »ich glaube, Kim wollte dich gestern Abend nicht ausliefern – offenbar hat sie dich ins Herz geschlossen. Aber Doug hat als Druckmittel ihre kleine Schwester entführt. Das Mädchen ist erst vierzehn. Das wollte deine Mutter dir übrigens gerade sagen, als du sie rausgeworfen hast.«
Ford verdrehte die Augen zur Decke. »Herrgott, ich bin wirklich ein Vollidiot.«
»Hey, ich kenne Vollidioten – ich zum Beispiel bin einer. Du nicht.«
Ford warf ihm einen Seitenblick zu. »Danke, Agent Novak. Das war sehr nett von Ihnen. Das … alles.«
Novak zuckte die Achseln. »Du kannst mich Deacon nennen.« Abrupt stand er auf und schob den Stuhl an die Wand. »Versuch zu schlafen. Ich sorge dafür, dass dich keiner stört.«
Ford wartete, bis Novak an der Tür war. »Deacon. Ich hoffe, Ihre Schwester schafft es.«
»Ich auch, Junge. Das hoffe ich auch.«
22. Kapitel
Mittwoch, 4. Dezember, 23.45 Uhr
Joseph holte den Laptop aus seinem Zimmer, damit sie die Online-Archive nach Wilson Becketts Totenschein durchsuchen konnten. Als er wieder eintrat, ging Daphne, die die Arme fest vor ihrem Körper verschränkt hielt, rastlos vor dem Fenster auf und ab. Er hielt inne, um sie einen Moment zu betrachten. Der seidige Stoff ihres
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