Todeskind: Thriller (German Edition)
Du schmeichelst mir. Er war ein Held meiner Kindheit.«
»Dann hätten deine Ohren immer dann klingeln müssen, wenn Paige dich als groß, düster und gefährlich beschrieben hat. Wie war das noch? Der James Bond von Baltimore?«
Sein Lächeln verblasste. »Ja, klar. All die ungefilterte Gefahr.« Er hatte das schon so oft gehört, dass es ihm zum Hals heraushing. Paige war nicht die Erste gewesen, die ihn so beschrieben hatte, wenn auch vielleicht die Erste, in deren Worten ehrliche Zuneigung mitgeklungen hatte.
»Ich könnte mir vorstellen, dass Frauen verrückt danach sind«, bemerkte Daphne ruhig.
Nun endlich sah er sie an. Sie saß neben ihm, ein Bein angezogen, das Kinn aufs Knie gelegt. Noch einmal stellte er betroffen fest, wie jung sie aussah.
»Kann schon sein. Aber es hat mich nie interessiert. Bis ich dich traf.« Ein Schatten des Zweifels huschte über ihr Gesicht, was ihn verstimmte. »Du willst wissen, wonach Frauen verrückt sind?«, fragte er mit einem leicht aggressiven Unterton. »Jedenfalls nicht nach mir. In den meisten Fällen nach Geld. Nach dem Geld meines Vaters. Und für die wenigen, denen es um die FBI-Marke ging, war es die damit einhergehende Gefahr, die gar nicht wirklich da war.«
Ihr Blick begegnete seinem. »Und was war es dann?«
»Nur der Gestank der Tiere, mit denen ich jeden Tag zu tun habe. Er färbt auf einen ab, man wird irgendwie …«
»Bösartig«, beendete sie seinen Satz.
»Ja, das trifft es ganz gut. Wenn eine von diesen Frauen einer echten Gefahr begegnete, würde sie schreiend weglaufen. Wenn eine auch nur mit einem Prozent der Schrecken konfrontiert würde, die du täglich als Staatsanwältin miterlebst, würde sie einen Nervenzusammenbruch erleiden. Wenn sie jetzt, als Erwachsene, auch nur einen Bruchteil von dem durchmachen müsste, was du als Kind bewältigen musstest, würde sie nicht lange überleben.« Er stieß den Atem aus und lauschte dem Nachhall seiner Worte. Er klang verbittert, dabei war das eigentlich gar nicht seine Absicht gewesen. »Es waren durchaus nette Frauen dabei. Die, die auf Geld aus waren, waren ohnehin nach dem ersten Date raus. Jedenfalls hatte keine von ihnen … Bedeutung. Sie stillten die grundlegenden Bedürfnisse.«
Ihr Blick huschte zu den Kissen, die sie zerdrückt hatten, bevor Novak sie ins Krankenhaus zurückgerufen hatte. »Nach Sex«, sagte sie mit rauchiger Stimme und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
Die Erektion, die bisher nur unangenehm gewesen war, wurde nun schmerzhaft. »So ist es. Dazu stehe ich. Ich bin nie besonders enthaltsam gewesen, aber auch nicht wahllos durch die Betten gezogen. Und ich bin immer auf Nummer sicher gegangen.«
»Gut zu wissen«, murmelte sie.
»Es war mehr als nur Sex, Daphne. Nach Jo war ich lange innerlich tot. Mit der Zeit ging das vorbei, aber ich fühlte mich so furchtbar allein. Die Frauen, mit denen ich zusammen war, konnten die Einsamkeit zurückdrängen. Wenigstens für ein Weilchen.«
Sie schluckte. »Und was war mit der Bankerin, der Stewardess, der Chirurgin und der Schauspielerin?« Frauen, die er als Begleitung zu den Wohltätigkeitsveranstaltungen mitgenommen hatte. »Am liebsten hätte ich ihnen ewige Verdammnis an den Hals gewünscht!«
»Alles nette Frauen, aber keine, die mehr an einer ernsthaften Beziehung interessiert war als ich. Sie wollten nur in angenehmer Begleitung einen Abend verbringen, an dem sie sich ein bisschen darstellen konnten.« Er schüttelte den Kopf und lächelte bei der Erinnerung. »Gute alte Freundinnen. Ein paar haben übrigens dir ewige Verdammnis an den Hals gewünscht.«
Ihre Brauen flogen hoch. »Mir? Warum denn das?«
Er hob verlegen die Schultern. »Du warst dabei, mir das Herz zu brechen?«
Sie öffnete überrascht die Lippen. »Wegen Clay?«
»Jep.« Er strich ihr mit einem Finger über die rosige Wange. »All diese Frauen waren nur blasse Kopien dessen, was ich verloren hatte. Was ich wiederfinden wollte. Was ich jetzt vor mir habe. Ich wusste es in dem Augenblick, als du durch Graysons Haustür kamst. Du bedeutest etwas. Für mich zählst du, Daphne.«
Sie schloss die Augen, und wieder quollen Tränen unter ihren Lidern hervor. »Ich habe lange darauf gewartet, dass jemand so was zu mir sagt«, flüsterte sie.
Joseph stellte den Laptop auf den Boden und ließ die Recherche Recherche sein. Stattdessen fuhr er ihr mit den Fingern durchs Haar und drückte seine Lippen auf ihre Stirn, ihre nassen Wangen, auf die
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