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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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er dich umgebracht hat. Basta. Wäre ich an deiner Stelle, würde ich die Befriedigung über das Genickbruch-Knacksen als Geschenk betrachten.«
    Er schloss die Augen. »So habe ich das noch nie gesehen.«
    »Tja, dann solltest du mal damit anfangen. Wie ging es weiter?«
    »Ich fand ein Handy. Rief um Hilfe und hoffte, dass die Polizei uns lokalisieren konnte, denn ich wusste nicht, wo wir waren. Ich rannte zu Jo zurück, versuchte die Blutung zu stoppen, doch es gelang mir nicht, also hielt ich sie einfach nur in den Armen. Sie hörte auf zu atmen, aber ich konnte sie noch nicht gehenlassen. Ich hielt sie fest, während sie verblutete, und es gab nichts, was ich hätte tun können.«
    »Oh, Joseph.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen hatte, als ich ein Geräusch hörte. Der zweite Bursche war zurückgekommen, um nach dem ersten zu schauen, sah, was passiert war, und griff mit gezogener Waffe an. Er feuerte zweimal. Und traf einmal. Ich riss ihn zu Boden, bevor er erneut schießen konnte, und wir rangen um seine Pistole. Irgendwann erwischte ich die Hand, in der er die Waffe hielt.« Er machte eine Pause und seufzte leicht. »Ich hätte ihm die Pistole entwenden und wegschleudern können, aber ich tat es nicht. Stattdessen drückte ich seine Hand runter, bis sich der Lauf der Waffe in seine Eingeweide bohrte, dann zog ich mit meinem Finger auf seinem den Hahn durch. In dem Moment platzten die Cops rein.«
    »Und was haben sie gesehen?«
    »Mich, der ich um mein Leben kämpfte.«
    »Und so war es auch, Joseph.«
    »Nicht wirklich.«
    »Ich frage dich noch mal: Wenn er den Kampf gewonnen hätte, was hätte er getan? Dich am Leben gelassen, damit du ihn identifizieren kannst?«
    »Nein.«
    »Dann hast du getan, was du musstest.«
    »Ich hätte ihn auch in Schach halten können, bis die Polizei eintraf.«
    »Wusstest du, dass sie in diesem Moment kommen würde?«
    Wieder flackerte sein Blick. Der Gedanke überraschte ihn. »Nein«, murmelte er. »Das nicht.«
    »Und du warst verwundet, richtig? Du hast geblutet?«
    Ein weiteres Flackern. »Ja.«
    »Wie lange warst du anschließend im Krankenhaus?«
    »Zwei Wochen.«
    »Deine Verletzungen waren also offensichtlich schwer. Hättest du ihn tatsächlich lange in Schach halten können? Und wenn er wieder Oberhand erlangt hätte, was wäre dann passiert?« Sie gab ihm einen Moment Zeit, darüber nachzudenken, bevor sie die Frage selbst beantwortete. »Er hätte sich die Pistole geschnappt und seinen Job zu Ende gebracht. Du hattest ihn gesehen. Er hatte das Geld bei sich. Er hätte dich unter keinen Umständen am Leben gelassen – und er hat es auch nie vorgehabt, Joseph.«
    »Mit deinen Worten klingt es so einleuchtend.«
    »Weil es einleuchtend ist. Du machst es dir schwerer, als es sein muss.«
    Er zog die Brauen zusammen. »Das hat kürzlich schon jemand zu mir gesagt. Jemand, der klüger ist als ich.« Er streckte die Hand aus und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Ich habe an jenem Tag nicht um mein Leben gekämpft, Daphne, egal, wie du argumentierst. Ich habe darum gekämpft, sie töten zu können, weil mein Leben in dem Moment zu Ende war. Jo im Arm zu halten, während sie starb … mir war, als würde mein Blut mit ihrem aus ihr herausströmen. Noch lange, lange danach war mir vollkommen egal, was in meinem Leben geschah. Alles war irgendwie finster, es gab keine Farbe mehr. Wenn meine Familie nicht gewesen wäre und mein Job … Der Job hat mir einen Grund gegeben, jeden Morgen wieder aufzustehen. Und schrittweise wich die Finsternis zurück.« Ein halbes Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Langsam sah ich wieder verschiedene Hell-und-Dunkel-Schattierungen. Aber niemals Farbe, bis eines Tages …«
    Seine Augen blickten in ihre, und sie wusste, dass dies ein Moment war, den sie immer in sich tragen würde. Sie hielt den Atem an und wartete darauf, dass er weitersprach. »Bis eines Tages?«, flüsterte sie.
    »Bis ich eines Tages eine Göttin im limettengrünen Rock und mit Beinen bis zum Hals auf die Haustür meines Bruders zugehen sah. Es war, als hätte man mich von Kansas bis nach Oz katapultiert. Plötzlich sah ich leuchtende, kräftige Farben, wo vorher alles grau in grau gewesen war. Spürte Wärme, wo ich nur noch Kälte empfunden hatte. Mein Herz fing wieder an zu schlagen.«
    Und ihr Herz stolperte, ihre Augen begannen zu brennen. »Joseph.«
    Er zog ihren Kopf zu sich, und sie küssten sich. Liebevoll und zärtlich. »Wie viele

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