Todeskind: Thriller (German Edition)
bei seiner Flucht hat er den Officer, der draußen Wache stand, niedergestochen. Gott allein weiß, wie viele Menschen er in den vergangenen siebenundzwanzig Jahren getötet hat. Beckett hat Daphne über Jahre hinweg gedroht, Sie zu ermorden, wenn sie etwas verraten würde. Vielleicht hat Ihre Tochter Ihnen das Leben gerettet, indem sie sein Geheimnis bewahrt hat. Also seien Sie meinetwegen so sauer, wie Sie wollen, aber seien Sie auf die richtige Person sauer.«
»Das von dem Pfleger habe ich nicht gewusst. Davon hat Daphne nichts erwähnt«, antwortete sie, als reiche diese eine Tatsache aus, um das Zünglein an der Waage von Unglaube zu Glaube zu bewegen. Aber manchmal war tatsächlich eine Kleinigkeit ausschlaggebend.
»Ich habe den Eindruck, als sei sie gestern von all dem, was geschehen ist, schlichtweg überwältigt gewesen. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis alles eingesunken ist.«
»Aber wenn, dann sind Sie für sie da?«
»Versprochen.«
»Danke«, sagte sie gepresst.
»Danken Sie mir nicht dafür. Es ist das wenigste, was ich für sie tun kann. Simone, auch Sie haben einen furchtbaren Schock erlitten, und wahrscheinlich ist Ihnen noch gar nicht klar, was alles geschehen ist. Aber Daphne ist in einer anderen Position.«
»Sie ist noch immer in Gefahr.«
»Ja, aber wir finden Beckett, und wir finden Doug. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihr ganzes Leben lang Angst habe muss. Es geht hier aber auch um ihre Karriere. Um all das, was sie sich hart erarbeitet hat. Alles, worüber wir gesprochen haben, wird an die Öffentlichkeit gelangen, und obwohl sie das Opfer gewesen ist, werden die Leute sich fragen, wieso sie Beckett nicht früher angezeigt hat.«
»Das geht niemanden etwas an«, sagte Simone zornig.
»Das stimmt. Aber sie ist Staatsanwältin. Sie fordert von den Opfern, dass sie tapfer sind und Aussagen machen. Dass sie es selbst nicht getan hat, wird man ihr in Anbetracht dessen, wie jung sie noch war, wohl kaum verübeln, dennoch wird sie für eine Weile das Gespräch im Saal sein. Natürlich wird sich der Staub irgendwann wieder legen, aber bis dahin wird sie unser aller Unterstützung brauchen. Sie wird Sie und Maggie brauchen. Sie liebt Sie beide.«
Simone schien in sich zusammenzusinken. »Sie wollen mir sagen, ich solle mich um ihretwillen beherrschen.«
Er hob die Schultern. »Sie sind Ihre Mutter. Wenn nicht Sie, wer dann?«
Sie musterte ihn eine lange Weile stumm. Dann: »Joseph Carter, Sie sind verdammt gut.«
Er grinste. »Weiß ich. Ich gehe jetzt mit Tasha raus und hole auf dem Rückweg Kaffee. Kann ich Ihnen etwas mitbringen?«
»Kaffee wäre großartig. Aber ich würde gerne mit Ihnen gehen. Ich kann ein bisschen Bewegung gebr…«
Sie brach ab, als die Tür neben ihr aufging und Maggie mit einem kleinen Koffer in der einen und einer Spieluhr in der anderen Hand herauskam. Sie blieb abrupt stehen, als sie sie sah, ließ sich aber nichts anmerken. »Joseph. Simone.«
»Wohin willst du?«, fragte Simone.
»Nach Hause.«
Joseph zog die Stirn in Falten. »Maggie, Sie können nicht auf die Farm. Sie wird noch als Tatort untersucht.«
»Ich will nicht zu Daphnes Farm. Zu meiner. Ich gehe nach Hause.«
»Nach Riverdale?« Simone sah sie entgeistert an. »Das kannst du doch nicht machen.«
»Doch, ich kann und ich muss. Es ist längst überfällig, dass ich zurückkehre. Ich wollte nur ungefähr acht Wochen bei euch bleiben, und daraus sind acht Jahre geworden. Mein Zuhause fehlt mir.« Sie straffte die Schultern. »Es ist an der Zeit. Ich habe bereits mit Scott gesprochen. Er kümmert sich um die Pferde, bis du einen anderen Stallknecht eingestellt hast.«
Simones Kinnlade klappte herunter. »Du … du bist doch kein Stallknecht. Maggie …«
Maggie blickte zu Boden, dann wieder auf. »Gestern Abend hast du aber etwas anderes gesagt.«
Autsch, dachte Joseph und verzog das Gesicht.
Simone stieß den Atem aus. »Maggie, es tut mir leid. Ich habe ziemlich viel gesagt, was ich nicht hätte sagen dürfen. Ich war dumm und ungerecht. Bitte geh nicht.«
»Doch, du hattest recht. Ich habe dir wichtige Informationen vorenthalten. Und ich kann verstehen, dass du wütend bist. Deine Ausdrucksweise war zwar nicht besonders schön, aber es ist, wie es ist. Ich habe meine Farm vor acht Jahren verlassen, weil Daphne mich brauchte. Aber jetzt braucht sie mich nicht mehr. Sie hat dich und Ford. Grayson, Paige und Clay. Und jetzt auch Joseph.« Sie streckte Simone die Hand
Weitere Kostenlose Bücher